18.07.88 (281)

Wieder ein Tag vorbei und wieder nur reichlich Arbeit. Außerdem hatte ich heute auch noch Abwaschdienst.
Vormittags baute ich für die Reifenfüllanlage des Krans den Verbindungsschlauch mit den Anschlussstücken für die Reifen. Fritz sollte das auch schon mal machen, aber er sagte, es wären keine passenden Gewindeschneidwerkzeuge da. Ich probierte es heute und es klappte. Außerdem sollte er das größere der überholten Stromaggregate testen. Wir trugen es raus und nach 5 Minuten kam er rein und sagte, er wisse nicht mehr weiter, es läuft nicht. Auf meine Frage, ob er bei der Überholung auch den Vergaser gründlich gesäubert hätte, antwortete er, er habe nur die Schwimmerkammer geöffnet. Also demontierte ich den Vergaser komplett, reinigte ihn und danach lief der Motor. In der E-Anlage war noch ein kleiner Wackelkontakt, den ich auch noch beseitigte. Am besten mache ich alles gleich selbst.
Fritz denkt auch nicht daran, in der DES die ÖL- und Dieselflecken wegzuwischen, die er hinterlässt. Da gibt es auch noch mal Ärger. Im Moment baut er sich eine UW-Lampe und manchmal bin ich erstaunt, wie wenig Einfälle er hat.
Abends gab es noch Kino. Morgen soll der Kran ernsthaft arbeiten. Mal sehen, wie alles klappt. Günther hat leider erst heute erzählt, in welcher Reihenfolge alles erledigt werden soll, sonst hätte man schon einiges heranfahren können. Der Tag ist immer noch recht kurz.

19.07.88 (282)

Gestern gab es noch den längst fälligen Krach. Mit Claus hatte ich mich über die Motoraktion unterhalten und offensichtlich hatte er nichts eiligeres zu tun, als es weiterzugeben. Vielleicht war es auch gut so, jetzt sind die Fronten geklärt. Fritz habe ich nur gesagt, dass ich ordentliche Arbeit erwarte und dass seine Privatarbeit nicht im Vordergrund zu stehen hat. Jetzt redet er zwar kaum mit mir, aber das stört mich überhaupt nicht. Ich bin offiziell hier als Leiter für die technischen Aufgaben eingesetzt und die Sache läuft ganz gut.
Heute Vormittag hatten wir allerdings einige Probleme. Wir schafften es erst einmal nicht, die vorderen Reifen des Krans zu füllen. Wir wollten einiges auf seinen Platz stellen, aber es ging alles nicht. Es war sehr windig, und schon das Anheizen de Motors war fast unmöglich. Erst mit Hilfe der ATT schafften wir es, den Motor zu starten. Dann das Problem mit den Reifen. Sie hielten die Luft nicht und die Ventilstutzen sind zu kurz. Nachmittags hatte ich dann die entsprechende Adapter auf der Drehbank gefertigt und die Reifen aus Pressluftflaschen gefüllt.
Der Traktor blieb auch stehen, Luft in der Dieselleitung. Dafür benötigte ich nur 10 Minuten, dann lief er wieder.
Beim Probebetrieb des Krans passte Claus nicht auf und das Kranseil lief nicht richtig ab. Also wieder Demontage.
Als es dunkel wurde hörten Fritz und Claus auf, weil sie meinten, nicht mehr genug zu sehen. Als sie weg waren, benötigte ich vielleicht noch 5 Minuten und die Sache war in Ordnung. Es fehlt hier immer wieder der eiserne Wille zum Lösen der Aufgaben.
Nach dem Kaffeetrinken ging ich in die SU-Station und organisierte zwei Flaschen Propan. Außerdem bekomme ich eine nagelneue Einspritzpumpe für die ATT. Ich habe dort auch oft geholfen und ein paar Teile gedreht, also helfen sie mir auch. Das ist das Schöne und Beeindruckende hier, dass man Freunde finden kann, die sich auch für die Sache voll einsetzen. Die Zusammenarbeit auf den Pochods zahlt sich hier aus. Selbst wenn ich im Oktober nach hause fahren muss, kann ich sagen, dass ich meine Aufgaben hier gut erfüllt habe.

20.07.88 (283)

Heute war Banja-Tag und damit etwas weniger Arbeit als gewöhnlich.
Als erstes kamen wieder die beliebten Arbeiten am Kran dran. Mit Fremdstrom trommelten Fritz und ich das gesamte Seil ab und wieder neu auf, damit es richtig straff liegt. Beim Generatorschalten baute Fritz wieder Mist und die komplette Stromversorgung brach zusammen. Ich konnte das mit zwei Handgriffen regulieren. Anschließend räumten wir draußen noch auf und Fritz holte Benzin für die kleinen Stromaggregate. Als ich am Kran stand, hörte ich dann plötzlich, dass das große Aggregat nicht richtig lief. Ich ging runter und da blieb es schon fast stehen. Ich musste sofort abschalten und das andere starten. Den Fehler fand ich sofort, die Spritversorgung klappte nicht, die Leitungen waren nicht durchgängig. 5 Minuten später war alles klar, der schmutzige Kraftstoff hatte die Filter verstopft. 15 Minuten später lief wieder alles normal. Fritz hat sich auch wieder etwas beruhigt. Er kommt an der Tatsache, dass ich wesentlich besser Bescheid weiß, nicht vorbei. Gestern lief sein Traktor nicht mehr, auch kein Diesel, aber wie die Leitungen zu entlüften sind, wusste er nicht. Auch hier nur eine Sache von 5 Minuten.
Mit Claus fuhr ich nach dem Mittagessen mit dem MTLB in die Banja. Wir holten zwei von mir organisierte Flaschen Propan und eine neue Einspritzpumpe für die ATT. Außerdem bekam ich die Adresse von Tolja in Leningrad, damit ein Brief auf jeden Fall mit dem ersten Flugzeug mitkommt.
Die neuen Aggregate brauchen wir vielleicht nicht einzubauen, denn es sind keine oder nur wenige Ersatzteile hier und niemand weiß, ob sie überhaupt laufen.
Abends habe ich mein Inventurprogramm noch mal durchgesehen und ausgedruckt. Es ist jetzt erst einmal fertig.

21.07.88 (284)

Hurra, der Kran arbeitete das erste mal ernsthaft und es klappte nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Motor. Er blieb immer wieder stehen und die Prüfung ergab, dass kein Kraftstoff nachkam. Ich blies die Leitungen mit Pressluft durch, dann klappte es. Die Reifenfüllanlage, die ich für das rechte Vorderrad gebaut hatte, funktionierte hervorragend. Für links baue ich den Anschluss auch noch. Ich war richtig happy, die Arbeit und Schinderei der letzten Wochen war nicht umsonst gewesen. Wie lange alles hält, weiß ich nicht, der Kran ist in einem saumäßigen Gesamtzustand.
Nach dem Mittagessen ging ich schlafen, da wieder Nachtdienst dran war. Nachts schrieb ich Bedienungsanleitungen für die Programme und machte die Bilder für den Besuch bei den Indern. Sie sind gut geworden, besonders die von der Grotte.

22.07.88 (285)

Morgens verzichtete ich, wie immer nach dem Nachtdienst, auf das Frühstück, um früher ins Bett zu kommen. Ich schlief sehr gut bis 12.00 Uhr, dann machte ich mich langsam für das Mittagessen fertig. Danach eine Tasse Kaffee und dann Arbeit in der DES.
Fritz hatte eine Pumpe auf ein Gestell gebaut und ich wollte die elektrischen Anschlüsse machen. Leider drehte sich die Pumpe nicht und ich musste wieder demontieren, die Kupplungshälften einstellen und alles wieder zusammenbauen. Manchmal frage ich mich, was Fritz eigentlich gelernt hat.
Bis zum Kaffee dann Arbeit an der Elektrik und danach zum Arzt zur Routineuntersuchung. Es ist alles hervorragend in Ordnung. Manchmal schlafe ich etwas schlecht, aber das ist normal und der Ärger hin und wieder hat auch seine Auswirkungen. Im Prinzip belastet mich das aber nicht sehr.
In der SU-Station besorgte ich mir nach dem Arztbesuch noch ein paar Meter Schlauch und machte mit dem Leiter einen Termin für die Werkstatt klar, um die Einspritzpumpe, die ich mir am Banja-Tag besorgt hatte, einzubauen. Es gab natürlich auch eine Tasse Kaffee bei meinen Freunden. Nach dem Abendessen ging ich noch eine Stunde in die DES, um die Arbeiten an der Pumpe zu beenden. Außerdem baute ich noch den Luftanschluss für das linke Kranrad.
Ich hatte dann noch ein interessantes Gespräch mit Claus. Er hatte sich mit Günther unterhalten und der würde alles daran setzen, dass ich bleibe und Fritz fährt und keinesfalls umgekehrt. Günther beobachtet sehr genau und geht auch öfter in die DES, um die Arbeiten zu kontrollieren. Den Ausfall des Stroms vor zwei Tagen, den Fritz verursacht hatte, weil er nichts versteht, hatte er auch registriert. Meine tägliche Wühlerei wird hoffentlich nicht umsonst sein.
Heute kam auch wieder ein Telegramm von Ingrid. Das sind immer die schönsten Momente.

23.07.88 (286)

Es ist zum Heulen, aber das Wetter ist wieder mal saumäßig. Früh fing es an zu schneien und der Wind ist auch nicht ohne. Trotzdem machte ich die ATT flott, um den zweiten Funkcontainer reinzuholen. Der stand noch auf der Walakusche, zusammengekoppelt mit dem zweiten Schlitten, oben auf dem See. Zuerst zog ich den Schlitten mit dem Holz aus dem Weg auf den Gletscher. Das war nicht ganz einfach, da ich ihn an der Trosse hatte und er mir fast in die Kette gelaufen wäre, als es etwas bergab ging.
Dann ging es zum See los. Ich entkoppelte das Gespann, konnte die Walakusche aber nicht an die Trosse nehmen, da es doch zu stark bergab ging. Ich holte daher eine Winde, um die Zuggabel zu heben und sie anzukoppeln. Das klappte, nur beim Herausfahren vom See verfuhr ich mich durch die miese Sicht und musste rückwärts zurück. Das war fast unmöglich, da sich die Walakusche immer wieder in den Schnee bohrte. Ich schaffte es dann doch, aber das gleiche Theater ging los, als ich sie rückwärts an ihren Standort schieben sollte. Also musste sie vorwärts an eine andere Stelle gefahren werden, wo der Kran an den Container rankommt. Es war Millimeterarbeit, aber jetzt steht sie. Für mich war kaum Platz, mit der ATT wieder rauszufahren.
Nach dem Mittag arbeitete ich in der DES, drehte einen Bolzen für die Walakusche, baute an das zweite Aggregat die Kühlerklappen an und half Fritz, seinen Kompressor in Gang zu setzen.
Abends gab es eine kleine Feier zum Sonnenaufgang.

Auf dem Breitengrad, auf dem die Station liegt, ist die Polarnacht nicht sehr ausgeprägt. Auch in der Zeit, wo die Sonne nicht zu sehen ist, ist die komplett dunkle Periode nur kurz, ansonsten herrscht Dämmerung vor. Trotzdem ist das erste Erscheinen der Sonne nach dieser Zeit immer ein Anlass für eine Feier. Die Wiederkehr der Sonne ist sozusagen der Start in Richtung Polarsommer.

24.07.88 (287)

Die Feier dauerte doch etwas länger und war recht anstrengend und heute früh ging es mir auch nicht so ausgezeichnet wie sonst, aber es hielt sich im Rahmen.
Vormittags schippte ich die Ladefläche der ATT frei und bereitete alles für die kleine Reparatur vor. Nach dem Mittagessen fuhr ich in die SU-Station, leider war die Garage noch besetzt. Also zu Fuß zurück und nach dem Abendessen noch einmal hin.
Als ich zurück war, legte ich mich eine Stunde hin und erledigte danach Bürosachen.
Nach dem Kaffeetrinken kümmerte ich mich in der DES um die Akkus des MTLB, füllte Säure nach und füllte eine neue Batterie, da eine der alten defekt war. Außerdem baute ich zwei Adapter für die Batteriekabel, da die neue Batterie andere Anschlüsse hat.

25.07.88 (288)

Den Tag heute werde ich wohl auch nicht so schnell vergessen, der hat vielleicht Nerven gekostet.
Angefangen hatte es bei der ATT-Reparatur. Um 20.00 Uhr begannen wir, um 2.00 Uhr nachts unterbrachen wir. Die Einspritzpumpe, die eingebaut werden sollte, war defekt. Wir buddelten noch eine Weile auf dem Hof im Schnee, fanden die neue aber nicht. Also gingen wir erst einmal schlafen. Ich blieb in der SU-Station. Morgens rief ich Günther an, um zu sagen, dass die Reparatur noch dauert. Da hörte ich, dass der Generator D wieder ausgefallen sei wie damals. Mir war, als ob mir einer mit der Faust in den Magen geschlagen hätte.
Mein SU-Kollege fuhr vormittags zum Flugplatz, da sollte die neue Pumpe sein. War sie aber nicht, sie lag doch auf dem Hof, nur an einer anderen Stelle. Da ich in diesem Moment nichts zu tun hatte, legte ich mich wieder hin, konnte aber nicht schlafen, da mir alles im Kopf herumging.
Nach dem Mittagessen, wo ich kaum etwas herunter bekam, bauten wir weiter. Es war eine mühselige, dreckige Arbeit. Ich staune heute noch, wie ich das an der Barriere gemacht hatte.
Dieses mal überprüften wir auch genau die Grundeinstellung des Motors, das dauerte allein bis 2,5 Stunden. Während dieser Zeit lag ich vorn in der ATT neben dem Motor und durfte die Schwungscheibe mit einem Werkzeug drehen.
Als die Pumpe dann drin und alles angeschlossen war, klappte der Start nicht. Trotz des Entlüftens wurde kein Kraftstoff gefördert. Nach etlichen Versuchen lief der Motor dann doch. Wir säuberten noch die Garage und da kam Fritz vorbei und erzählte, dass der Generator wieder läuft. Eine Kohle war wieder ausgestiegen. Jetzt war wieder alles in Ordnung und jetzt fühlte ich mich auch wieder besser. In der Banja bekam ich den Dreck nicht vollständig runter, aber es ging schon.
Jetzt ist Kino, aber da ich den Film bereits kenne, habe ich lieber die Bilder für die Inder aufgeklebt und das Tagebuch geschrieben. Jetzt kommen noch ein Bier und ein Buch dran.
Morgen fährt der Pochod los, wir sind leider nicht dabei.
Die Maschine läuft wieder einwandfrei, im 3. Gang den Berg hoch.

26.07.88 (289)

Auch heute viel Arbeit und Stress. Der Kran war wieder mal dran, d. h. Kranarbeit. Vorwärmen und starten des Krans klappte sehr gut, auch die Reifenfüllerei war problemlos. Aber dann stellte sich heraus, dass die Seile an der Traverse zum Heben zu lang waren und der Kran ließ sich wegen einer Schneewehe nicht an den gewünschten Standort fahren. Günther hatte sich im Sommer ungünstigen Platz ausgesucht. Es ist an sich schon sehr ungeeignet zu befahren und jetzt ist auch noch eine Schneewehe da. Dann sollte der Traktor den Kran schieben, aber er war inzwischen ausgegangen, offensichtlich ist wieder Wasser im Diesel. Günthers Laune war entsprechend. Das Kranseil hatte sich auf der Trommel auch wieder schlecht aufgewickelt und als ich es regulieren wollte, ließ Claus plötzlich die Trommel in die falsche Richtung laufen. Ich kam gerade noch mit der Hand aus dem Handschuh. Der ist jedenfalls hin, aber meine Hand zum Glück nicht.
Nachmittags räumten wir draußen noch etwas auf und überlegten uns den Umbau der Traverse.
Unsere kleine Ausfahrt zum Sonnenaufgang fiel wegen schlechten Wetters aus und ist jetzt ersatzlos gestrichen.

27.07.88 (290)

Wie jeden Tag Arbeit und Stress. Da Fritz Nachtschicht hatte, schlief er vormittags. Angefangen habe ich mit Restarbeiten an der ATT wie Funkgerät anschließen, Schrauben an der Einspritzpumpe sichern und etwas aufräumen. Dann verlängerte ich das Abwasserrohr an der Station, da unser Pissberg ins Unermessliche zu steigen scheint.
Nach dem Mittagessen nahm ich die Kraftstoffanlage des Traktors auseinander, um sie zu reinigen. Neue Filter mussten rein und dazu war ein kleiner Umbau zu erledigen. Das besorgte Fritz. Außerdem reinigten wir am Nachmittag noch einen Generator. Da ich Abwaschdienst hatte, wurde nicht mehr viel geschafft. Der Kran arbeitete auch wieder, allerdings mit Fremdeinspeisung, um Holzteile aus dem einen Container zu entladen.
Nach dem Abendessen ging ich noch mal kurz raus, um Festpunkte zu suchen, an denen man Stahlseile zum Ziehen der Walakusche befestigen kann und demontierte gleich noch Teile der Containertraverse. Abends gab es eine Flasche Dienstbier, weil wir Günther zu Würstchen überreden konnten. Günther war wieder sauer, er hatte die Tür von seinem Antennenabstimmhaus nicht richtig geschlossen. Sie war aufgegangen und völlig aus den Angeln gerissen. Diesmal konnte er keinem die Schuld in die Schuhe schieben.