Sonntag, 10.1.88 (91)

Heute muß ich erst einmal die Datumseintragungen der letzten Tage kontrollieren, da ich etwas aus dem Tritt gekommen war und siehe da, der 8.1. fehlte. Nun stimmt wieder alles.
Am heutigen Tag wurde hauptsächlich an unserer Hütte gebaut. Die Blecharbeiten nehmen viel Zeit in Anspruch. Bald haben wir es geschafft. Zusammen mit Kurt beräumte ich die Baustelle und wir verbrannten alles nicht mehr verwendbare Holz. Zum Mittagessen fuhr ich mit der Raupe, um auf dem Rückweg die Ozonhütte noch etwas mit der Winde (Zahnstangenwinde zum Anheben) auszurichten. Eine Ecke war zu tief. 3 Mann fanden es anschließend gut, andere meinten später, die Ecke sei jetzt zu hoch. Na mal sehen, wie es weitergeht.
Heute Abend saßen wir bei Pfefferminztee und einer Schale Erdbeeren. Da Ecki und Wassja noch zum Dommick gegangen sind, ist es endlich mal ruhig in der Station. Reiner sitzt mit starken Zahnschmerzen da.

Montag 11.1.88 (92)

Jetzt sitze ich wieder abends hier und versuche krampfhaft, die Ereignisse des Tages zusammenzubringen.
Heute habe ich die beiden Türriegel für den Neubau fertiggestellt und angebaut. Wenn ich das Schweißgerät in Betrieb setze, werde ich einige Verbindungen, die jetzt geschraubt oder gepreßt sind, sicherlich noch verschweißen. Außerdem will ich noch meinen Namen einschlagen als bleibende Erinnerung.
Der Füller hat eben aufgehört zu schreiben. Wer weiß, woran das liegt.
Nachmittags haben Hans und ich die Banja sauber gemacht. Wiegeergebnis 65,15 kg. Abends gab es Fisch, da habe ich voll zugeschlagen. Wassja und Molo kamen vom Dommick zurück in einem Gewaltmarsch von 3 Stunden. Abends wurde noch selbstgemachter Wein getrunken. Ich werde noch meine Negative durchsehen, um ein paar Aufnahmen für Robbis Geburtstag rauszusuchen.

Dienstag, 12.1.88 (93)

Ich hatte mich gestern offensichtlich rechtzeitig verabschiedet. Molo und Hans haben beim Wein wieder voll zugeschlagen, nur Molo war auf den Beinen, Hans dagegen hat den Vormittag halbwegs überlebt. Den Rest des Tages hat er uns erzählt, daß er bereits 15 Monate hier ist und hat Dienstbier ausgegeben. Anschließend war er wieder fertig. Morgen wird er wohl auch kaum zu etwas zu gebrauchen sein. Nur die Arbeit geht nicht voran. Heute wurde etwas an der Blechverkleidung des Daches gearbeitet, am Nachmittag war ich im Fotolabor, um früh Robbis Geburtstag Bilder zu machen. Das Ergebnis hat mich nicht so richtig befriedigt. Abends wurde noch ein Film gezeigt. Da es zum Abendbrot gebratenes Filet gab, konnte ich mich nicht beherrschen und habe gefressen. Aber morgen wird es wieder anders.

13.1.88 (94)

Heute ist ein Tag, an dem ich abends mal wieder so richtig rundum zufrieden bin. Einen besonderen Grund dafür gibt es eigentlich auch wieder nicht. Vormittags habe ich Hans etwas angetrieben, damit er endlich die Blecharbeiten am Dach fertig bekam und ich die elektrische Blechschere der SU-Station zurückgeben konnte. Aufs Mittagessen verzichtete ich, dafür legte ich nach dem fälligen Ölwechsel eine kleine Nachmittagsruhe ein. Nach einer Tasse Kaffee ging ich dann zum Duschen (die Waage zeigte 64,35). Nach dem Abendessen, das wieder reichlich ausfiel, habe ich noch schnell den kleinen Bildband für Robbis Geburtstag zusammengestellt und Kurt hat das Deckblatt beschriftet. Danach gab es einen DEFA-Film (Die unverbesserliche Barbara). Während des ersten Teil baute ich schnell noch einen Holzschaber für unsere Teflon-Pfannen. Reiner der Dussel arbeitet darin mit spitzen Brotmessern herum. Ich frage mich, was der überhaupt richtig kann. Der Füller schreibt auch wieder, worüber ich sehr froh bin. Habe auch wieder ein Buch ausgelesen, die "Katzenmilchjahre" von Annelies Schulz. Hat mir sehr gut gefallen. Morgen werden wir Robbis Geburtstag feiern, Arbeit also nur im geringen Umfang

14.1.88 (95)

Heute wurde 10 min früher geweckt, da wir uns für das Ständchen für Robbi zusammenfinden mussten. Es klappte alles prima.
Zum Frühstück gab es eine riesige warme bzw. aufgewärmte Streuselschnecke für jeden. Danach wurde erst einmal gearbeitet. Ich habe mich mit dem Anlassmotor des einen Treckers rumgeärgert. Der sprang immer schlecht an. Ventile waren total verstellt (Ventilspiel), aber er springt immer noch nicht besser an. Morgen ist dann die Zündung dran. Allerdings scheint er auch wenig Kompression zu haben, daran kann ich aber nichts ändern. Mittags nur Suppe und ein mageres Stück Fleisch gegessen.
Hans hat endlich die Schlitten von den Schneebergen gezogen. Sagte dazu, dass er es eigentlich schon immer machen wollte. Günther grinste nur, weil Hans bisher immer behauptet hatte, dass es nicht nötig sei.
Zum Kaffeetrinken habe ich mich mal ordentlich mit Hemd, Schlips und brauner Hose verkleidet. War mal richtig angenehm.
Jetzt machen wir nur ein paar Füllarbeiten. Um 19.00 Uhr kommen noch zwei Gäste aus der SU-Station und dann gibt es auch unser Abendessen. Zu Kaffee natürlich wieder zuviel Kuchen gegessen, der Diätplan ist in Gefahr. Ab morgen geht es wieder anders lang.
Ansonsten werde ich mich etwas zurückhalten, denn morgen will ich wieder etwas schaffen.

15.1.88 (96)

Gestern ging es bei der Geburtstagsfeier wieder mal hoch her. Wir zwei Außenschläfer haben uns um 1.30 Uhr verabschiedet. Schnaps habe ich nur 3 getrunken, danach nur Bier und mir ging es wieder ausgezeichnet. Ecki erschien erst wieder am Nachmittag.. Ende der Feier soll um 4.30 Uhr gewesen sein.
Vormittags dann den Traktor wieder in Ordnung gebracht und paar Teile für unser Haus gebaut. Nach dem Mittagessen habe ich drei Stunden lang Schneeschieben mit der Planierraupe geübt. Ging nachher ganz prima. Habe versucht, den ganzen Platz unterhalb der Station zu räumen, wo das alte Haus hin soll, das wir von den Russen geschenkt bekommen haben. Leider war unter dem Schnee noch Eis und das ging nicht weg. In einer Woche wird es dann aber weiter abgetaut sein und dann geht es weiter. Die Windensteuerung für das Planierschild ging sehr schwer, ich habe schon nachgesehen und morgen werde ich alles nachstellen. Hans scheint etwas vergnatzt zu sein, weshalb, weiß ich nicht, vielleicht sind es nur Nachwirkungen von gestern oder er fühlt sich übergangen, weil man ihn nicht bei jeder Sache, die man macht, extra fragt. Aber diese Probleme erledigen sich von selbst.
Heute werde ich noch ein Telegramm schreiben. Bin gespannt, wann die Abschlussverteidigung von Ingrids Arbeit ist. Ich drücke schon ständig die Daumen.

16.1.88 (97)

Ich bin wieder mit Nachtdienst dran, habe also auch Zeit zum Schreiben. Heute ist es allerdings etwas hektisch, da die Jungs das Brot vergessen haben und ich daher Brötchen backen muss. Ein Kuchen ist auch schon im Ofen, die Suppe ist fertig.
Am Computer habe ich schon einiges zur Inventur eingetippt. War mal wieder eine echte Erholung.
Vormittags habe ich mir die Seilwinde der Raupe vorgenommen und alles wieder sauber eingestellt. Das Teil mit dem abgerissenen Schlepphaken wurde auch gleich entfernt. Zum Glück war solch ein Teil, nur etwas verbogen, noch aufzufinden. Das ließ sich noch montieren. Da es sehr schwer ist, musste ich Hans um Hilfe bitten. Der muffelt immer noch rum. Er meint, er konnte mit mir keine Arbeiten absprechen, da ich morgens immer weg bin (nach dem Frühstück). Als ich ihm sagte, dass wir ja gemeinsam am Frühstückstisch sitzen und uns auch abends sehen, war er endgültig beleidigt. Ich mache meine Pläne jedenfalls abends, damit ich früh zügig loslegen kann. Man sowieso kaum Zeit zum Arbeiten, vormittags 2,5 h, nachmittags eine mehr, da oft Pausen eingelegt werden und fürs Mittagessen viel Wegezeit anfällt. Zum Glück ist Günther genauso veranlagt wie ich. Er sagt auch, dass sich das Problem von selbst erledigt. Auf die Inventur bin ich auch gespannt, die wird sicher auch sehr anstrengend werden.


17.1.88 (98)

Das Frühstück war ein voller Erfolg. Die Brötchen waren die bisher besten hier. Den Kuchen hatte ich noch zum Kalender aufgemotzt, da wir für 88 noch keinen haben. Er wurde dann nachmittags gegessen und war auch hervorragend, obwohl ich ihn etwas zu früh aus der Form genommen hatte und er etwas beschädigt war. Mit Schokoladenglasur bekam ich ihn aber hin.
Am Tage konnte ich ganz gut schlafen, zum Kaffee um 16.00 Uhr stand ich wieder auf. Nach dem Abendessen war dann noch etwas Literaturstudium für den Traktor erforderlich, da ich aus Potsdam immer noch keine Antwort habe, welche Ölsorten zu verwenden sind. Von der SU-Station habe ich mir die sowjetischen Sortenbezeichnung und über Vergleichstabellen dann die deutsche. Eine konkrete Auskunft aus der Werkstatt wäre mir allerdings lieber. Nach dieser Woche muss ich jedenfalls anfangen, was zu machen.
In der Nacht werde ich wieder ein paar Briefe schreiben und vielleicht anfangen, noch ein paar Fotos zu machen. Im Moment gibt es Gerüchte, dass im Februar vor Ankunft des Schiffes noch ein Pochod stattfinden soll und dann könnte es Terminschwierigkeiten geben. Bis Ende Januar will ich alles fertig haben.
Zum Frühstück will ich mal probieren, 10 kleine Pizzas zu machen. Material ist zwar nicht viel da, aber es müsste reichen. Es ist jetzt kurz nach 1 Uhr und ich habe im Moment Pause, da der Hefeteig gehen muss. 10 kleine Pizzas gehen nicht auf das Blech, also mache ich eine große. Anfangen konnte ich erst gegen 24.00 Uhr, da immer noch jemand draußen war. Wir haben auch etwas selbstgemachten Wein getrunken, aber wirklich nur wenig, und gequatscht. Selbst Hans wurde wieder normal. Offensichtlich liegt die Ursache seines Verhaltens tiefer, er ist wahrscheinlich am Ende seiner Kräfte und will zurück. Das Schiff scheint aber noch nicht losgefahren zu sein. Er braucht immer jemanden, an den er sich anlehnen kann und der ihm sagt, was zu tun ist. In unserem Fall ist es Molo. Ich bin dafür jedenfalls denkbar ungeeignet. Molo kennt er vom Anfang seines Einsatzes her und da geht es.
Briefe habe ich auch geschrieben, es fehlen nur noch wenige.

18.1.88 (99)

Die Pizza war ein voller Erfolg. Obwohl nochmals aufgewärmt, war der Teig locker und der Belag einwandfrei. Diese Nacht werde ich einen Streuselkuchen backen, um den 100. Tag unserer Reise zu feiern. Sonst gibt es nicht sehr viel zu berichten. Hans konnte ich endlich überreden, die Einspritzpumpe zu wechseln. Sein Tief hat er offensichtlich überwunden. Dadurch ist die Zusammenarbeit wieder sehr angenehm. Wir haben noch 20 l Wein aus Kirschsaft angesetzt. Man lernt hier wirklich eine Menge. Zuhause werde ich das auf jeden Fall auch machen.
Das Schiff ist auch in Rostock eingetroffen.

19.1.88 (100)


Es ist immer noch dieselbe Nacht (4.30Uhr) und ich habe den Hauptteil der Küchenarbeit beendet. Lange Zeit habe ich mit dem Teig für den Streuselkuchen gekämpft. Lt. Kochbuch schon mit sehr reichlich Fett versehen, habe ich mich beim Berechnen der 1,5fachen Menge auch noch vertan. Mit zusätzlichem Mehl, Milch und Hefe konnte ich ihm noch auf die Sprünge helfen. Mit Kakao-Streuseln wurde ein 100 geschrieben, der Rest mit hellen Streuseln. Der Rest reichte noch für 6 Streuselschnecken. Wir haben also einen Jubiläumskuchen für den 100. Tag. Außerdem habe ich jetzt die komplette Inventarliste der DES auf dem Rechner. Gefällt mir allerdings von der Anlage her nicht, aber die Zeit, das Ausgangsmaterial komplett umzuarbeiten, ist einfach nicht vorhanden. Vielleicht gibt es im Winter eine Möglichkeit. In der nächsten Nacht Mus ich endlich anfangen, Fotos zu machen.
Von der SU-Station habe ich einen Kompressor AK150 bekommen. Habe mich mit 0,5l Primasprit revanchiert, obwohl es nicht unbedingt nötig war. Ist eine Investition in die Zukunft.
Steffen, Ecki und Kurt wollen heute ins Domik. Gestern ging es wegen starken Schneefalls nicht.