29.2.88 (141)

0.37 Uhr

Inzwischen fand ein Telefongespräch mit der Somov statt. Die MTLB sind noch voll und die Jungs haben sich bei Arthur nach der Mischung für die Kühlflüssigkeit erkundigt. Also alles klar für mich. Trotzdem werde ich Hans informieren, was im Fass ist.

Abends

Trotz der Geburtstagsfeier wurde es heute ein Arbeitstag ohne körperliche Beschwerden. Nach dem Frühstück beendete ich die Arbeiten an der E-Anlage der Traktoren, d. h., ich baute noch einen Scheinwerfer nebst Halterung sowie einen neuen Regler ein. Vorher bat ich Steffen, mir auf jeden Fall Bescheid zu geben, wenn Hans losfährt, das ich noch einige Bilder machen wollte, aber die alte Pfeife hat das vergessen. Außerdem ließ Hans den 20-l-Kanister mit dem Glysantin stehen. Ich bemerkte es gerade noch und konnte mit dem vollen Kanister in der Hand den Fahrzeugen hinterherrennen. Steffen hat nur dumm aus der Wäsche geguckt, als ich ihm zurief, er solle die Fahrzeuge anhalten. Manchmal fragt man sich wirklich, ob man alles selbst machen soll. Günther und ich, wir waren die einzigen, die zu diesem Zeitpunkt gearbeitet haben.
Anschließend versuchte ich noch, die Lenkung der einen Raupe leichtgängig zu machen. Das gelang nicht, da der Fehler im Hydraulikteil sitzt und da möchte ich nicht ran, da alles sehr schwer zugänglich ist und wir keine Ersatzteile dafür haben.
Nachmittags nahm ich mir die Dieselheizung vor, die noch im Lager herumstand und nicht funktionierte. Nach einigem Suchen fand ich die Fehler, ein loser Draht und ein falsch eingestellter Thermoschalter. Zum Glück war im Prospekt auch die Schaltung der E-Anlage, sonst hätte es nicht geklappt. Langsam arbeite ich mich durch alle defekten Sachen durch. Das kleine Stromaggregat am Geomobil haben Reiner und Hans bei ihrem Ausflug auch wieder geschafft, beide Steckdosen sind abgerissen. Ich habe es nur durch Zufall entdeckt, gesagt haben sie nichts.
Heute werde ich nicht sehr spät ins Bett gehen, man braucht hier doch etwas mehr Schlaf als zu hause. Für Fritz muss ich noch ein paar Merkblätter vorbereiten. Und dass Päckchen mit den Filmen muss auch noch gepackt werden. Man weiß eigentlich nicht, was man zuerst machen soll.

01.03.88 (142)

Der Monat begann mit herrlichem Wetter und die Arbeit draußen machte Spaß. Es ist ein schönes Gefühl, wieder was geschafft zu haben.
Zuerst einmal musste Kraftstoff in die oberen Tanks gepumpt werden. Das dauert mehrere Stunden und zwischendurch habe ich mir unsere alte halbe Walakusche hochgeholt, um sie umzubauen. Sie wird Abfallverbrennungsplatz und gleichzeitig Transportmittel für den Scheiße-Pochod. Um sie zu reparieren, musste ich sie erst einmal so drehen, dass die Unterseite nach oben liegt. Sie wiegt bestimmt noch ihre 1,5 t. Mit der Zahnstangenwinde habe ich die eine Seite auf Fässer gelegt, den Rest erledigte dann der Traktor mit einem Stahlseil. Hat schönen Krach gemacht.
Morgen ist leider ein Ausfalltag, ich muss wieder in die SU-Station zum Abwaschen.
Abends habe ich jetzt noch ein paar Bilder gemacht, denn es verdichten sich die Gerüchte, dass das Schiff bereits am 5. oder 6.3. hier ist, da der Aufenthalt in der Station Drushnaja verkürzt wird. Fast alles, was von dort abzuholen war, ist beim Abbrechender Eiskante im Meer verschwunden. Also ist es jetzt an der Zeit, alles fertigzumachen.
Mit Günther habe ich bereits weitere Pläne für Umbauten und Aufräumungsarbeiten. Wir werden hier jedenfalls eine Musterstation hinterlassen.
Unser Versuch, den dünnen Mast aufzustellen, mussten wir vorerst aufgeben. Erst müssen ein paar Hilfsmittel gebaut werden, und das erledigen wir, wenn das Schiff weg ist.

02.03.88 (143)

Durch den Dienst in der SU-Station bin ich heute fast zu nichts gekommen, konnte mir aber nachmittags eine Stunde Schlaf gönnen. Nach dem Abendessen habe ich noch alle Fotos gemacht, die noch fehlten. Jetzt ist es 24.00 Uhr und ich werde schlafen gehen. Bei der Durchsicht der Briefe habe ich festgestellt, dass der Brief an Oma noch fehlt. Das werde ich morgen gleich nachholen.

03.03.88 ( 144)

Heute bin ich reichlich müde und ich muss mich zusammenreißen, um mein abendliches Pensum zu schaffen. Den kleinen Schlitten habe ich heute mit einer Zuggabel versehen, an meinen Hänger ein Zugauge angeschweißt und so habe ich jetzt die Möglichkeit, beide hinter den Traktor zu spannen. Die Probefahrt verlief sehr erfolgreich. Anschließend habe ich noch alle verbogenen Teile von der Walakusche weggebrannt. Morgen Mus ich mich auf jeden Fall erst einmal um den einen Motor kümmern und die monatliche Durchsicht machen. Die Zeit wird immer knapper. Unsere sowjetischen Kollegen haben unsere Telefonleitung bei Kabelverlegungsarbeiten beschädigt. Es ist eben wie zu hause.
Ich werde jetzt noch den Brief an Oma schreiben und dann schlafen gehen. Ab morgen muss ich dann auch die Sachen für den Pochod zusammenpacken, denn in 3 bis 4 Tagen dürfte es soweit sein. Reiner sollte noch einmal mit der Somov telefonieren und das Problem mit der Containerumpackerei anhand der Kistenliste besprechen, aber kümmert sich wieder mal um nichts. Hoffentlich geht alles glatt.

04.03.88 (145)

Die erste Eintagung im neuen, also im dritten Heft. Der heutige Vormittag bis 11 Uhr gehörte der Überprüfung des Aggregats "D". Ein Einspritzdüse musste gewechselt werden. Das war auch die Ursache für den etwas unrunden Lauf des Motors. Danach ging es wieder an die Walakusche. Die Bleche für den Boden wurden angepasst und geheftet. Das war eine ziemlich langwierige Arbeit, da wir keine vernünftige Blechschere hatten und ich die Bleche mit der Elektrode auf Maß brennen musste. Das gibt sehr unsaubere Kanten. Außerdem ist der Boden der Walakusche verbogen und die Anpassung auch dadurch erschwert. Das alles ging natürlich nicht ohne Krach ab und Kurt beschwerte sich, dass er nicht schlafen könne. Aber diese Arbeiten müssen auch erledigt werden und schlafen tut immer einer. Dafür gibt es ja auch den Zuschlag von 75,- Mark.
Mittags fuhr ich mit dem Hänger zum Essen, da auch Produkte für die Leute, die nach hause fahren, abzuholen waren. Auf dem Rückweg holte ich für Günther gleich noch Bretter ab und sonstiges Material, was noch am Wege lag. Auf dem Rückweg ließ ich Günther fahren, damit er die Raupe auch kennenlernt. Dabei merkte er auch gleich, dass man in dem Ding kaum was sieht, was vor einem ist, und dass auch die Handhabung ihre Tücken hat.
Jetzt bin ich gerade mit dem Backen fertig geworden (2 Apfelkuchen für Steffen für die Einweihung des Magnetikpavillons). Heute wird nur noch das Päckchen fertiggemacht, denn es ist bereits wieder 23.15 Uhr.


05.03.88 (146)

Der Tag der Einweihung des Magnetikkomplexes.
Der erste, sehr spezifische Name Wagner-Palais wurde in tesla-bar geändert (Tesla - Maßeinheit der magnetischen Feldstärke). Es wurde eine sehr lustige Feier mit vielen Reden auf Tonband. Ich hatte neben den zwei Kuchen auch noch 2 Flaschen selbst gemischten Gin beigesteuert. Es war ziemlich gefährliches Zeug. Abends gab es als Höhepunkt Blutwurst, Sauerkraut und Kartoffelpüree. Hat sehr gut geschmeckt. Reiner wurde fast noch gezwungen, 3 Tage Deshurni in der Station zu machen. Schließlich brauchte er nicht in die SU-Station.
Die Unterseite der Walakusche ist fertig, jetzt brauche ich sie nur noch umzudrehen und oben zu bearbeiten. Das ganze wird sicher noch 2 Tage in Anspruch nehmen. Ich hoffe aber, dass ich es noch vor der Ankunft der Somov schaffen werde.
Heute kam wieder ein Telegramm von Ingrid, der Brief über Wasja ist angekommen. Ich habe mich sehr gefreut. Ich hatte bereits Glückwünsche zum Frauentag abgegeben, bin dann aber noch mal in die Funkbude gegangen und habe die Bestätigung des Telegramms nachgetragen. Besonders freue ich mich darüber, dass sie auf Post wartet. Zu unserem Hochzeitstag werde ich ihr ein besonders liebes Telegramm schicken. Das hat sie wirklich verdient und ich sehne mich so nach ihr. Gerade den 40. Geburtstag und den 20. Hochzeitstag ohne sie verleben zu müssen, ist ziemlich hart. Aber trotzdem bin ich glücklich hier, die Arbeit gibt einem Kraft und Zuversicht.
Sascha war bei der Feier dabei und hat Geschenke an die Überwinterer verteilt, an Steffen ein Paar Handschuhe, an Günther ein Paar Socken und ich erhielt zwei Unterhosen. Die Handschuhe wären mir lieber gewesen, denn wir haben keine warmen für den Pochod. Mal sehen, wie das geht.

06.03.88 (147)

Es ist jetzt 22.00 Uhr und ich bin hundemüde. Wieder mal den ganzen Tag geschindert. Mittagessen ließ ich ausfallen, da das Wetter gut war. Dafür ist die Walakusche bis auf ein paar Kleinigkeiten fertig. Aus Jux habe ich sogar eine Sitzbank vom MTLB aufgeschweißt, damit die Mitfahrer beim Müllpochod bequem sitzen können. Probleme gab es nur beim Umdrehen der Walakusche, da kein Stein als Widerlager da war. Also brauchte ich ein zweites Seil und die zweite Raupe. Beim zweiten Versuch klappte es dann.
Nach dem Abendessen erledigte ich die Monatsdurchsicht beim zweiten Aggregat. Ventile konnte ich noch nicht einstellen, da es noch zu warm war. Kurz vor 21.00 Uhr war ich dann fertig.
Der Rückflug unserer Leute wurde um eine Woche verschoben. Es soll jetzt am 4.4. ab Buenos Aires losgehen. Langsam werden wir alle unruhig.
Da ich in den letzten beiden Tagen wie ein Wilder gewühlt habe, werde ich wohl alle Arbeiten schaffen, die ich mir vorgenommen hatte. Hauptsache das Wetter macht mit keinen Strich durch die Rechnung. Im Moment ist wieder kräftiger Wind bei Temperaturen von -8 bis -10 Grad.
Die gestrige Feier hatte für einige noch schlimme Auswirkungen. Ich war rechtzeitig gegangen, Steffen kam etwas später. Ecki, Molo und Sascha sahen heute gar nicht gut aus, als sie am späten Vormittag bzw. frühen Mittag auftauchten. Sie hatten noch eine Flasche Rum niedergemacht.
Gestern Abend gab es übrigens Sauerkraut und Blutwurst. War einfach hervorragend. (Anmerkung: Hatte ich auch schon gestern geschrieben, beim Abschreiben bemerkt).

07.03.88 (148)

Immer noch keine konkreten Nachrichten, wann die Somov endlich kommt. Offensichtlich liegt sie immer noch vor Drushnaja. Ich bin mit den Arbeiten, die ich unbedingt erledigen wollte, fertig.
Die Walakusche steht auf ihrem Platz, den ich vorher mit der Raupe noch etwas planiert hatte. Bei dieser Gelegenheit habe ich die Zufahrt zur Station auch gleich etwas verbreitert, damit die ATT mit ihren Kettenverbreiterungen nicht immer an den Steinen hängen bleibt. Sieht jetzt alles sehr ordentlich aus. Der Schrott, der bei den Arbeiten anfiel, liegt auch schon auf dem Hänger.
Nach dem Abendessen, das heute mal in der SU-Station sehr gut war (Kartoffelpüree, geschmorter Kohl, Gulasch), habe ich dann noch den zweiten Propanbrenner gebaut. Gegen 21.00 Uhr war ich damit fertig. Jetzt werde ich hier noch etwas an unserer Heizung bauen, aufräumen und schlafen gehen.
Habe mich doch noch zu einer Arbeit durchgerungen und den defekten Heizkörper abgebaut. Außerdem habe ich die Schaltung des zweiten so verändert, dass wir wahlweise 1000 oder 250 Watt haben. Bisher lief er mit 0 oder 250 Watt und bei viel Wind ging die Temperatur bis auf 10 oder 12 Grad runter. Jetzt können wir wählen. Der zweite Heizkörper lief über ein Thermofühler und ein Relais. Den werden wir demnächst noch nicht brauchen.

08.03.88 (149)

Heute ist zwar Feiertag, aber im täglichen Ablauf war davon nichts zu spüren. Die Arbeit häuft sich immer mehr. Vormittags habe ich erst einmal 3 m Kabelgraben fertiggestellt, denn das Messkabel muss endlich in die Erde, damit die Durchfahrt wieder frei wird. War eine ganz schöne Knochenarbeit. Außerdem stellte ich den ersten Batteriekasten fertig und baute ihn in die Raupe ein. Beim Mittagessen fragte ich in der SU-Station nach, ob ich ein paar Stangen Rohr haben könne. Das war auf jeden Fall ein günstiger Zeitpunkt, denn den Leuten, die abfahren, sind solche Dinge relativ egal. Jedenfalls erhielt ich die Genehmigung, mir was zu holen und fuhr auch gleich mit dem Traktor und dem Hänger los, um 5 Stangen zu holen. Da der Traktor sehr langsam ist, dauerte das seine Zeit. Nach der Fahrt waren dann wieder einige Arbeiten am Traktor erforderlich. Durch die Schüttelei auf den Steinen lösen sich die Schrauben reihenweise. Nach dem Abendessen machte ich noch die Teile für den zweiten Batteriekasten fertig und erledigte einige Kleinigkeiten. Gegen 20.45 war ich dann wieder mit meinen Arbeiten fertig. Morgen wird es wieder ziemlich heftig weitergehen, denn bis das Schiff kommt, soll möglichst viel geschafft werden. Es wird dann aber auch Zeit, wieder mal etwas ruhiger zu treten. Wir haben bisher mehr gemacht, als die vorherige Expedition in der gesamten Zeit. Heute Abend gab es dann noch einen Film. Ich bin sitzen geblieben, obwohl mich die Vorführungen mit ihren oftmaligen Störungen an der Apparatur nicht gerade begeistern.

09.03.88 (150)

Der 150. Tag seit unserer Abreise verlief etwas ruhiger als die Tage zuvor, zumindest wurde etwas weniger geschafft. Vormittags schweißte ich den zweiten Batteriekasten zusammen, hatte aber etwas Pech, er wurde zu schmal. Den Grund stellte ich dann auch schnell fest. Rahmen, die ich als Ausgangsmaterial benutz hatte, waren unterschiedlich breit und hier hatte ich einen besonders schmalen erwischt. Die Sache ließ sich aber mit verhältnismäßig geringem Aufwand reparieren. Morgen sind zwei neue Seitenstreben einzuschweißen, dann ist alles OK. Mittags wollten wir waschen und duschen, aber das Wasser war nur lauwarm. Also wurde die Wäsche nur eingeweicht. Dann ging ich daran, beim Aggregat "C" den Förderbeginn der Einspritzpumpe zu prüfen. Die Aggregate liefen nicht richtig rund und reagierten auf Lastwechsel nicht ordnungsgemäß. Es stellte sich heraus, dass eine Abweichung von -10° Kurbelwinkel vorlag. Das wunderte mich eigentlich nicht, da Hans wie er sagte, nach Gehör eingestellt hatte. Beim zweiten Aggregat, das ich nach dem Abendessen einstellte, waren es auch noch 6°. Ich hoffe, dass ich jetzt Ruhe haben werde. Nach dem Mittagessen beschäftigte ich mich noch mit einem Napfkuchen mit Rosinen für den Nachmittagskaffee, der dann aber als Tee ausfiel. Außerdem war noch ein Streuselkuchen, gebacken mit SU-Hefe, dran. Diesmal hat sie offensichtlich gut gearbeitet. Mal sehen, wie er schmeckt.