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19.2.88 (131)
Das Wetter ist immer noch schlecht, der Wind hat noch nicht nachgelassen. Trotzdem bin ich mittags und abends zum Essen gegangen. Kurt ist doch ein rechter Spinner. Falls es notwendig ist, ändert er dreimal am Tag seine Ansichten und behauptet jeweils das Gegenteil. Sonst hat er immer gegen Knoblauch gewettert und behauptet, dass er keinen ißt, heute dagegen gab es Plow mit viel Knoblauch und er hat jede Menge gegessen. Hinterher behauptete er dann, niemals gesagt zu haben, keinen Knoblauch zu essen. Aber das nur mal am Rande. Hans hat das Geomobil, d.h. die Toilette, fertiggebaut, leider nicht so, wie sie ursprünglich sein sollte. Mit der Raupe haben wir es dann runtergefahren und ich habe den letzten Schlitten, von dem wir die Container mit den 75-KW-Aggregaten haben runterheben lassen, danach hochgeholt, um ihn in den nächsten Tagen zu reparieren. Für Günther musste ich noch eine Lampenhalterung für den großen Mast und fünf Einbauten für Verteilerdosen, die für die Antennenleitungen benötigt werden, anfertigen. Ist heute noch alles fertig geworden. Mittags kam noch ein nettes Telegramm von Ingrid. Zu hause läuft alles, auch die diversen technischen Dinge bewältigt sie gut und Gundlachs haben auch mein Telegramm erhalten. Ich habe ihr auch gleich geantwortet und geschrieben, dass sie mir fehlt. Ich habe doch wirklich Glück mit ihr. Ein Hausschuh ist fertig genäht, den zweiten fange ich heute auch noch an, den der Winter nähert sich mit riesigen Schritten. Strümpfestopfen ist auch wieder fällig. Von der Somov, dem sowjetischen Schiff, mit dem unsere fehlenden Leute kommen, kam auch ein Telegramm, leider nur mit der Unterschrift des Leiters. Ich weiß immer noch nicht, ob Fritz drauf ist.
20.2.88 (132)
Es ist jetzt 24.00 Uhr und ich komme endlich zum Schreiben. Bis jetzt habe ich in der Küche gestanden. Von der SU-Station hatte ich mir Trockenhefe besorgt und die musste endlich ausprobiert werden. Es sind Rosinenbrötchen und ein Streuselkuchen daraus geworden. Mal sehen, wie sie schmecken. Das ich nebenbei eine Aprikosen-Buttercremetorte fertiggemacht habe, ist kaum erwähnenswert. Vormittags haben wir Container gepackt. Nebenbei musste ich wieder an der Raupe reparieren, eine Dieselleitung war gebrochen. Nichts als Arbeit. Da der Abreisetermin immer näher rückt, werden alle unruhig. Hans und Kurt haben schon ihre Kisten gepackt. Ich muss auch noch eine suchen, da ich meinen Tauchanzug nach hause schicken will, denn den brauche ich hier nicht mehr. Hans wird ihn für mich aufbewahren, hatte aber keinen Platz mehr in seiner Kiste. Hans und Reiner wollen morgen für zwei Tage zu einem Nunatak fahren, um zu messen. Sie müssen sich jetzt beeilen, dann bald geht nichts mehr. Das Schiff ist nicht nach Montevideo gefahren, sondern auf dem direkten Weg nach Bellingshausen. Hamburg war eventuell auch ausgefallen. Die Positionsmeldungen waren zu dieser Zeit etwas verwirrend. Ich muss mich jetzt auch ranhalten, Fotos machen und Filme verpacken.
21.2.88 (133)
Heute war vielleicht was los, was die Arbeit angeht. Vormittags fuhren Hans und Reiner zum Nunatak 870. Ehe sie so weg waren, verging einige Zeit und so lange kam ich zu nichts. Danach montierte ich die Räder vom Fahrgestell des alten Stromaggregats, das wir jetzt nach hause schicken. Ein paar Schwierigkeiten hatte ich, bis die zerfetzten Reifen entfernt waren. Nach dem Mittagessen machte ich mich an den letzten Schlitten. Die Winde musste festgeschweißt und mit Verstrebungen versehen werden. Da Hans weg war, konnte ich in Ruhe arbeiten. Ich kann zwar weit weniger gut schweißen als er, aber es geht trotzdem ganz gut. Den fertigen Schlitten schleppte ich dann mit dem Traktor runter zum Sammelplatz und brachte das bereits erwähnte Fahrgestell hoch, da ich einen Transportwagen daraus bauen wollte. Zuerst einmal brannte ich alle alten Teile ab, die nicht mehr gebraucht wurden und arbeitete die Felgen auf. Zwischendurch gab es noch Kaffee und die Torte. Zum Abendessen ging ich nicht. Gegen 22.00 Uhr war ich mit der Arbeit fertig. Abends gab es noch etwas Wein. Morgen müssen Günther, Steffen und ich wieder zum Doktor. Er will auch wieder Blut haben. Diesmal darf ich aber liegen, also müsste es klappen. Günther hatte heute auch per Funk von der SU-Station aus mit der Somov gesprochen. Die Trottel haben offensichtlich das Kühlmittel von den MTLB abgelassen, obwohl es für -50°C gemischt war. Bin gespannt, wer auf diesen Einfall gekommen ist.
22.2.88 (134)
Also heute war auch wieder was los. Unser lieber Reiner und Hans haben da ein mächtiges Ding gemacht. Aber erst einmal die normalen Dinge. Früh (7.30 Uhr) waren Günther, Steffen und ich zum Doktor, Blut abnehmen (2 Reagenzgläser). Ich hatte mir aus bekannten Gründen einen Liegeplatz bestellt und mich aber dafür mit der dicken Nadel einverstanden erklärt. Eine wahre Heldentat, denn diese Nadeln sind etwas stumpf. Ich hatte zwar hinterher im Gesicht etwa die Farbe meines Unterhemdes (da sieht man mal, wie weiß ich es noch bekomme), aber ansonsten ging diesmal alles klar. Nach dem Frühstück kam dann der Rest der Untersuchung, mein Herz ist nach den Aussagen des Doktors hervorragend in Ordnung. Nach der Untersuchung machte ich mich an den Aufbau des Anhängers und bis zum Abendbrot hatte ich ihn soweit, dass ich ihn an den Traktor hängen konnte. Morgen kommt noch ein Geländer ran und Kettenbolzen auf die Felgen. Die eigentliche Aufregung deutete sich mittags an, als sich herausstellte, da Reiner nichts mit der sowjetischen Station über regelmäßige Funkkontakte abgesprochen hatte. Nur auf dem Flugplatz hatte er eine Zeit vereinbart, sich aber nicht gemeldet. Alle waren ziemlich sauer, da es nur ein einsatzbereites Fahrzeug gab. Der sowjetische Stationsleiter wusste z. B. nicht Konkretes über die ganze Aktion. Die SU-Funkstation musste nun ständig auf Empfang bleiben, falls sich doch noch jemand meldet. Nach dem Abendessen wurde dann beschlossen, eine Suchaktion zu starten. Der sowjetische Fuhrparkleiter machte sich zusammen mit Molo und einem MTLB gegen 20.00 Uhr auf den Weg und sie fanden die beiden lustig im Geomobil sitzend. Sie hatten es so blöd aufgestellt, dass sie im Funkschatten des Nunatak lagen und hatten sich um nichts gekümmert. Molo kam gegen 23.00 Uhr zurück und es wurde noch etwas Bier spendiert. Die beiden anderen wollen morgen kommen und werden sich sicher einiges anhören können. Reiner ist eben zu blöd und Kurt sagte zu Recht, er denkt nicht weiter als ein Schwein scheißt. Zwar recht derb, aber zutreffend.
23.2.88 (135)
Am 25. Oder 26.2. soll der Pochod zur Küste losgehen. Langsam drängt die Zeit. Trotzdem müssen die laufenden Arbeiten erledigt werden. Heute habe ich den Hänger fertig gebaut. Ist ein dolles Ding geworden. Nach dem Abendessen haben Günther und ich damit Mehl und Zucker geholt. Hat alles prima funktioniert. Eine Kiste für meinen Taucheranzug habe ich. Er liegt drin und auch ein Kompressor und ein Abscheider. Morgen kommen noch Steine rein und etwas, um die Lücken zu Stopfen. Danach kommt alles in den Container. Das Schreiben fällt heute Abend etwas schwer, da ich mir beim tagelangen Schweißen etwas die Augen verblitzt habe. Da ich aber Augentropfen gefunden habe, wird es wohl in Kürze wieder in Ordnung sein. Hans und Reiner sind auch wieder zurück und Reiner geht morgen erst einmal in die SU-Station, um sich beim Leiter zu entschuldigen. Außerdem stehen Transportprobleme auf der Tagesordnung. Wir kriegen soviel, dass wir zweimal fahren müssen. Mittags war ich in einer Grotte im Eis zum Fotografieren. Leider fiel der Blitz runter und der Computer arbeitet nicht mehr. Vielleicht komme ich morgen dazu, mal nachzusehen.
24.2.88 (136)
Das war heute nicht mein Tag, es ging einiges daneben, allerdings ohne meine Schuld. Vormittags verzurrten wir die Container auf dem Schlitten. Es war kalt und windig. Beim Holen der Kisten, die noch in den Container sollten, sprang beim Wenden eine Kette von der Raupe. Damit war da erst einmal Ruhe. Nach dem Mittagessen ging es mit der anderen Raupe weiter, nachdem Öl aufgefüllt war. Das ging fast bis zum Schluss gut, dann funktionierte die Kupplung nicht mehr. Offensichtlich Ölmangel in der Hydraulik. Da wir kein Hydrauliköl mehr haben, muss morgen alles komplett gegen Motoröl getauscht werden. Dann müsste alles wieder laufen. Vor dem Abendessen hatte ich es noch sehr eilig, den Berg hinunterzukommen, blieb mit dem großen Filzstiefel an einem Stein hängen und fiel aufs Maul, oder besser gesagt, auf die Hände. Die sehen jetzt entsprechend aus. Rechts reichte ein Pflaster, links war ein Verbad notwendig. Aber es geht schon wieder ausgezeichnet, nur Waschen ist schwierig. Nach dem Abendessen machte ich noch den Ölwechsel am Büffel und dann feierten wir mit einer Flasche Whisky und einer Flasche Sekt mit Ananas den Abschied von Hans, der am 26.2. in Richtung Küste losfährt. Die Walakusche haben wir heute mit dem Kran doch noch auf den Schlitten bekommen, das ist für Hans auf jeden Fall bequemer.
25.2.88 (137)
Endlich komme ich mal früher ins Bett, die letzten Tage waren doch etwas anstrengend. Heute war auch wieder alles etwas erfolgreicher. Den Fehler beim ersten Traktor habe ich relativ schnell gefunden. Die Kupplung hatte sich verstellt, weil eine Kontermutter verschwunden war. Beim zweiten gelang es mir, die Kette am Schloss aufzutrennen und mit einer Seilwinde gerade zu ziehen. Morgen wird sie dann wieder aufgelegt und zusammengebaut. Das wird wieder eine recht schwere Arbeit. Hans hat alles für den Pochod vorbereitet, morgen früh geht es los. Dann wird für kurze Zeit alles auch wieder etwas ruhiger werden und man hat Zeit, mal etwas aufzuräumen und ein paar Arbeiten zu erledigen, die sonst liegen bleiben. Meiner Hand geht es auch schon wieder besser, da ich meist mit Handschuhen arbeite, stören die Wunden kaum. Nur Waschen ist schwierig. Heute werde ich auch mal versuchen, in den Blitz hineinzuschauen. Vielleicht lässt er sich wieder reparieren.
26.2.88 (138)
Heute werde ich mal wieder den Versuch unternehmen, einen sowjetischen Film anzusehen. War natürlich ein Schuss in den Ofen, obwohl es ein utopischer Film war (1983). Selbst die Trickaufnahmen waren schlecht. Dafür sind die Traktoren wieder in Ordnung. Die Kette habe ich allein rauf und zusammen bekommen. Beim Kettenspannen habe ich etwas übertrieben. Bei dem einen muss ich etwas nachlassen, sie ist zu straff. Kettenglieder muss ich auch wieder festschrauben. Bei der Polterei auf den Steinen löst sich alles wieder sehr schnell. Buttercreme habe ich auch gemacht, denn Reiner hat am 28. Geburtstag und ich muss ein paar Kuchen machen. Ich habe soviel Arbeit, dass ich kaum weiß, was ich zuerst machen soll. Am Monatsanfang kommt dann noch die große Durchsicht für beide Motoren, denn ich weiß nicht, wie sich die Rückfahrt von der Barriere terminlich entwickeln wird. Aufräumen muss ich auch noch, also alles noch in der nächsten Woche. Die elektrischen Anlagen der beiden Traktoren funktionieren auch nicht so richtig, vieles wackelt oder ist korrodiert. Langsam muss ich mir die Sonderaufträge vom Halse halten, um wieder mal Grund reinzukriegen. Das Geburtstagsgeschenk für Reiner habe ich fertig, ein Bild in typischer Pose auf Sperrholz aufgezogen. Ob er richtig darüber lachen kann, weiß ich allerdings nicht. Hans ist nach dem Mittagessen losgefahren. An der Barriere werde ich ihn noch einmal treffen.
27.2.88 (139)
Das miese Wetter hält weiter an, trotzdem habe ich draußen gearbeitet. Die Kettenspannung von der einen Raupe musste noch etwas korrigiert werden. Spaß hat das allerdings nicht gemacht. Ansonsten habe ich die Kuchen für den Geburtstag fertiggemacht, einen Film entwickelt, war in der Banja. Sehr viel ist nicht passiert. Heute werde ich mal früher schlafen gehen. Einen Tag will ich noch mal ins Fotolabor, um ein paar schöne Bilder zu machen. Die Aufnahmen von der Grotte sind offensichtlich was geworden. Den Brief an Ingrid müsste ich auch mal weiterschreiben, aber man weiß nicht so recht, was man schreiben soll. Da wir die Post recht zeitig bekommen, kann ich vielleicht noch auf die Briefe von zu hause antworten. Aber zuerst wird mal ein Päckchen fertig gemacht.
28.2.88 (140)
Hans ist wieder da. Weit sind sie nicht gekommen, dann fielen beide sowjetische Maschinen aus uns mussten zurück. Als ich heute früh in die Station kam, staunte ich jedenfalls nicht schlecht, als ich ihn sah. Reiner hat heute Geburtstag, dadurch wird es mal wieder ein Fresstag. Aber auch die Arbeit kam nicht zu kurz. Heute war die E-Anlage der Traktoren fällig. Einer ist jetzt O.K., der zweite zu 50%. Einen Bolzen von der Kette musste ich auch noch rausbrennen und durch einen neuen ersetzen. Außerdem habe ich aufgeräumt. Eine gute Seite hat die Rückkehr von Hans auch für mich. Ich hatte ihm Kühlflüssigkeit für die MTLB gemischt und mich dabei vertan. Jetzt kann ich ihm noch einen 20-l-Kanister Glysantin und einen Zettel mitgeben und die Sache ist erledigt. Ich gehe jetzt gleich wieder in die Station runter, denn es gibt bald Abendbrot und die kleine Geburtstagsfeier.
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