20.03.88 (161)

Auch heute war wieder mal richtiges Sauwetter. In der Nacht stieg die Temperatur auf +5°C an, es fing an zu tauen und nasser Schnee kam bei Wind bis zu 30 m/s. Ich musste mit dem Traktor los, um Produkte aus der SU-Station zu holen. Das Fahren spielte sich so ab, dass ich in der offenen Tür hockte, um überhaupt etwas zu sehen. Mit einer Hand hielt ich mich fest, mit der anderen lenkte ich. Klatschnass kam ich zurück. Ich bin gespannt, wie ich die Klamotten wieder trocken bekomme. Machmittags war ich am Rechner und tippte mein erstes Programm ein. Nach dem Abendessen ging es mit dem Test weiter. Es gibt aber große Schwierigkeiten, da es offensichtlich Unverträglichkeiten zwischen Betriebssystem und dBase gibt.
Abends ließ der Wind nach. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

21.03.88 (162)

Die Hubschrauber sind endlich da, auch der Brief von Ingrid, ich bin glücklich. Nur schade, dass es zu hause so viel Ärger gibt, aber so ist es nun mal, kaum ist man aus dem Haus, schon geht was kaputt.
Ansonsten war der Tag angefüllt mit Transporten, Verladearbeiten und Dienst in der Küche einschließlich Kartoffeln schälen. Aber das macht nichts, Küchenarbeit macht Spaß.
Seit Reiner weg ist, schmeißt Günther den Laden und alles hat eine klare Linie. Es ist eine Erholung, nur schade, dass Molo weg ist, das ist wirklich ein prima Kerl.
Ich habe den Nachtdienst übernommen, um Fritz das Nötigste zu zeigen und für die nächsten Tage frei zu sein, denn ich fahre die ganzen Transporte. Ich wusste nicht, dass Arbeit soviel Freude machen kann. Heute habe ich vom Doktor noch 3 Büchsen Kaffee für uns Geburtstagskinder besorgt.
Nachts werde ich noch Briefe schreiben.

22.03.88 (163)

Heute war Eckis Geburtstag und gleichzeitig sein Abreisetag. Die Geschenke fielen etwas mager aus, da er eigentlich bereits weg sein sollte. Um 17.00 Uhr verließ die ganze restliche Truppe die Station. Der Tag war recht anstrengend, denn ich konnte nach der Nachtschicht, die um 2.00 Uhr begonnen hatte, nur etwa eine halbe Stunde schlafen. Dann stand ich auf, machte die Post fertig, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch nicht feststand, dass unsere Leute fliegen.
Ab mittags ging es dann mit Fritz in die DES. So richtig sieht er nicht durch. Ich habe da ernste Bedenken, aber was soll's. Morgen geht es weiter. Er hat aber offensichtlich auch keine Lust, in die Bücher zu sehen. Auch die Küchenarbeit scheint ihm nicht so zu liegen. Mal sehen, wie es weitergeht.

23.03.88 (164)

So hatte ich mir meinen 40. Geburtstag nicht vorgestellt. Meine positive Entwicklung gipfelte in der Titelzeile "Vom Säufer zum Helden der Arbeit". Statt einer feuchten Feier noch ein kleiner Arbeitseinsatz im Lager nach Feierabend und anschließend eine lustige Runde mit Kakao, Schwarztee und Pfefferminztee.
Morgens wurde ich wie immer mit einem Ständchen geweckt, Günther hatte einen sehr schönen Kuchen gebacken. Dann gab es tagsüber die üblichen Arbeiten, mittags wurde umgeschaltet, d. h. Fritz hat es gemacht, aber noch sehr schlecht. Er hat bisher auch noch nicht in die Bücher geschaut. Heute fand auch sein erster Versuch mit der Raupe statt, es ging ganz gut. Ich bin nur gespannt, wie alles weitergeht. Seine Fähigkeiten in der Hauswirtschaft sind jedenfalls auch recht gering. Mittags musste er zum Küchendienst in die SU-Station und auch dort klappte nicht alles und es war ihm wieder zuviel, als ihm gesagt wurde, dass er auf einige Dinge zu achten hat. Seine Sachen hat er nun endlich aufgeräumt.
Heute waren die Bulgaren zu Besuch. War recht interessant. Einer fährt auch immer nach Vesselie zum Urlaub. Sein Freund gehört zu der Truppe, die immer den großen Fallschirm dort hat.
Der Synchronkontakt von der 6x6 geht doch, es war offensichtlich nur Feuchtigkeit.

24.03.88 (165)

Der heutige Tag war eigentlich eine einzige Hetzerei, denn vier Hubschrauber mit Fracht kamen für uns.
Vormittags ging alles noch recht normal. Fritz musste wieder mit dem Traktor üben und wir fuhren ihn mit dem Hänger runter zum Landeplatz an der alten DES. Anschließend machten wir den anderen mit dem Schiebeschild klar, damit er auch damit üben kann. Dabei sprang er so blöd runter, dass er hinfiel und wieder was mit seinem Meniskus bekam. Es war die Stelle, wo er früher mal den schweren Skiunfall hatte. Also fiel er für weitere Arbeiten aus. Günther war ganz schön sauer.
Später schleppten wir wie die Verrückten schwere Kisten. Es kam viel Mist mit, der mit dem Pochod hätte transportiert werden können. Dafür geht jetzt 1 Container gleich wieder leer zurück mit dem Schiff. Wir sind darüber nicht glücklich, da wir in ihm viele Dinge nach hause schicken wollten. Wir wussten auch nicht, was in den Kisten war, die geliefert wurden und was noch vorn war. Nach vielem Rumrätseln sagte Fritz plötzlich, dass er eine Kistenliste hat. Günther hat sich nur mit Mühe beherrschen können, wir machen uns Gedanken und Fritz rennt mit den Listen in der Tasche rum. Fritz wurde mit dem Knie auch zum Arzt geschafft und am liebsten hätte Günther ihn nach hause geschickt.
Abends haben wir noch Kisten ausgepackt und ich habe noch den Geburtstagskuchen für Steffen gebacken.
Unser Kran läuft auch nicht richtig vorn (an der Barriere). Morgen muss noch ein neuer Anlasser hin Unsere Post haben wir immer noch nicht.

25.03.88 (166)

Gerade habe ich festgestellt, dass ich seit meinem Geburtstag die Jahreszahl 48 geschrieben habe, aber das macht ja nichts, aber was sonst noch passierte, reichte auch.
Tagsüber erhielten wir den Anruf, dass unsere ATT am Ende ist, die Einspritzpumpe arbeitete nicht. Wir sollten uns die Pumpe aus einem alten Motor der Charkowchanka ausbauen. Also durfte ich mir die Pfoten wieder mal schmutzig machen und das Ding ausbauen und bergen. Morgen früh soll ich also fliegen. Ich hoffe nur, dass hier alles klar geht. Umschalten klappt jetzt bei Fritz, aber das andere gibt noch Schwierigkeiten.
Das Wechseln der Pumpe ist wohl die unangenehmste Aufgabe in der Antarktis, aber auch das werden wir schaffen.
Heute Abend haben wir die Geburtstage nachgefeiert, ich bin auch etwas lustig. Deshalb jetzt der Schluss. Gerade wurde es 3.00 Uhr. Die Feier war gegen 3.45 Uhr zu Ende.

26.03.88 (167)

Das Wetter ist wieder schlechter geworden, somit auch keine Hubschrauberflüge. Wir waren auch noch ganz schön müde. Vormittags war dann wieder eine Traktorreparatur fällig. Das Ritzel vom Anlassermotor klemmte. Ich erledigte das, Fritz machte ein paar Handreichungen. Dann war wieder etwas Schneeschieben an der Reihe, nach dem Mittagessen dann Banja und etwas Ausruhen. Später räumte ich dann noch die Werkstatt auf und jetzt packe ich zum 3. Mal die Sachen für den Pochod.


27.03.88 (168)

Um 7.00 Uhr stand Günther plötzlich im Zimmer und sagte, dass in 20 Minuten der Hubschrauber kommt. Alles ging im Sturmschritt, anziehen, Raupe anwerfen und ohne Frühstück los mit der Einspritzpumpe.

(Nach ein paar Tagen schreibe ich jetzt weiter)

Nach der Landung ging es nach einem kurzen Rundgang los mit der Demontage der Einspritzpumpe. Den ganzen Tag lag ich in der ATT auf dem Motor und baute. Da sich auf der einen Seite die Einspritzleitungen nicht lösen ließen, musste ich den einen Ansaugkanal abbauen (24 Muttern im Liegen). Dabei holte ich mir auf dem linken Handrücken eine saubere Frostbeule, weil ich beim Montieren immer an die kalte Einspritzpumpe kam. Sieht aus wie eine große Brandblase. Die Hände bekam ich nicht mehr sauber.
Abends war alles abgebaut bis auf eine Schraube, da mir der Schlüssel in die ATT gefallen war. Abends ging ich auf das Schiff, um mich etwas zu waschen.

28.03.88 (169)

Morgens ging es weiter. Geschlafen habe ich im Balog (isolierte Holzhütte, die an der Barriere stand). Kurze Zeit später war die Pumpe raus und die neue reingesetzt. Die Montage aller Teile dauerte den ganzen Tag. Abends war alles dran und ich ganz schön kaputt. Ich hatte alles allein geschafft, auch den richtigen Einbau.
Ansonsten ist vieles kaputt, vom Kran ist ein Stützbein geknickt, die Hydraulik läuft nicht und vieles mehr. Morgen soll die ATT wieder laufen.
Außerdem kam plötzlich Klaus an, der noch auf dem Schiff wohnte. Die Somov wollte ablegen. Ich steckte schnell noch die Briefe in einen Umschlag und brachte ihn aufs Schiff. Als ich zurückkam, merkte ich plötzlich, dass ich noch einen Umschlag von Günther in der Tasche hatte. Also noch einmal die 1000 m zum Schiff gerannt. Die Somov hatte die Gangway schon eingezogen und ich warf den Umschlag rüber und es klappte.

29.03.88 (170)

Die Somov fährt Kreise und wartet auf die Fedorov. Gestern gab es ein herrliches Polarlicht. So etwas schönes sah ich noch nie, grüne Streifen mit roten Rändern.
Morgens startete ich mit den Akkus der 10 unsere 18. Der Motor lief noch nicht rund und Serjoscha gab mir noch den richtigen Spritzwinkel. Jetzt stellte ich noch nach und die Maschine lief.
Inzwischen war es Mittag. Danach begannen wir mit dem Kran. Der Anlasser sollte kaputt sein. Wir hatten mit dem Hubschrauber einen neuen geschickt, aber die Leute hatten noch nichts angefangen. Klaus und ich bauten ihn aus. Das war sehr schwierig, aber wir konnten ihn nur lösen. Ich prüfte ihn und er arbeitete, nur ein Kabel hatte keinen Strom. Also wurde er wieder festgemacht, alles im Schnee liegend. Danach schleppten wir den Kran zum Tanken Morgen geht es weiter. Abends gab es noch einen Film.