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30.03.88 (171)
Die Arbeiten gehen weiter, nur das Wetter wird langsam schlechter. Die Akkus der 18 sind immer noch nicht voll, Luft hat sie auch keine, also Start nur mit fremder Hilfe. Dann wieder Arbeit am Kran. Mit Vorwärmen, Leitungen entlüften usw. Brachten wir ihn zum Laufen. Leider gab der Generator nur einmal kurz Strom, dann war wieder Schluss. Die Hydraulik arbeitete sowieso nicht. Den Motor ließen wir laufen, um die Batterie zu laden. Er wird auch nachts nicht abgestellt. Weiterhin verzurrten wir den Funkcontainer auf dem ersten Schlitten, desgleichen die restliche Ladung dort. Abends dann wieder ein Film.
31.03.88 (172)
Das Wetter ist langsam saumäßig. Heute war das Verladen weiterer Fracht für uns an der Reihe. Als erstes kamen die Ölfässer an die Reihe und ein Paket Bohlen auf die 18. Dann sollten die beiden restlichen Container auf den nächsten Schlitten. Einer war so schwer, dass der Kran fast vornüber kippte. Entsprechend mies stehen beide auf dem Schlitten, aber man meint, es geht so. Mehr Last können wir nicht nehmen, es ist zuviel Schnee da und er ist sehr weich. Das Wetter wurde immer schlechter, Wind und Schneetreiben. Abends wieder Film und einen neuen Verband auf die ehemalige Frostbeule. Sieht etwas entzündet aus, aber nicht weiter schlimm. Der Tag war recht hart, 8.30 Uhr Frühstück, 18.30 Uhr Abendessen, dazwischen 1 Tasse Kaffee. Die Sache hier ist wirklich Expedition, man kommt aus seinen Klamotten auch zum Schlafen nicht vollständig raus, man gewöhnt sich aber dran. Hier gibt es auch eine kleine Banja und bevor wir zu den Indern fahren, wird gewaschen und Wäsche gewechselt.
01.04.88 (173)
Das Wetter ist wieder herrlich. Über Nacht schlief der Wind ein und heute schien wieder die Sonne. Zuerst verspannten wir die Container auf dem Schlitten. Das machte doch eine Menge Arbeit. Anschließend ging es an die beiden MTLB. Mit der 18 gab ich Strom und nachdem wir die Kraftstoffleitungen der Vorwärmanlage vom Eis befreit hatten, lief alles. Ich beseitigte noch ein Leck am Kraftstoffilter und dann war alles in Ordnung. Weiterhin schafften wir beide Schlitten von der Barriere weg nach oben und stellten unseren Zug zusammen. Mit den beiden Containern kam ich durch den tiefen Schnee kaum den Berg hoch. Oben ging es dann. Mal sehen, wie es weitergeht. Mit Klaus klappt die Zusammenarbeit ganz ausgezeichnet.
02.04.88 (174)
Das Wetter ist wieder schlecht, Schnee und Wind und die nächste beschissene Arbeit. Heute ist der Kompressorkeilriemen dran. Um dort einen neuen hinzukriegen, muss ich die halbe Maschine demontiert werden. Alle anderen 4 Keilriemen runter, eine Ölleitung ab. Zum Glück waren schon 2 Reservekeilriemen im Motorraum unter der Antriebswelle, sonst hätte ich die auch noch auseinandernehmen müssen. Die Arbeit dauerte bei dem Sauwetter einen ¾ Tag und kostete mich insgesamt 3 Schraubenschlüssel, die jetzt in der ATT liegen. Man verkrampft mit den Händen, weil man kopfüber in der Maschine steckt und dann rutschen sie weg. In der Station werden wir in die restlichen Schlüssel ein paar Löcher bohren, damit man eine Schnur befestigen kann. Tagsüber tankten wir noch. Den Weg zwischen Balog und dem Tank konnte man nur nach Gefühl zurücklegen, sehen konnte man wegen des Schnees nichts mehr. Abends ging es auch noch in die kleine Banja, eine Holzhütte, gut geheizt. Endlich konnte man sich wieder mal richtig waschen. Den Weg zurück zum Balog legte ich wegen des Windes z. T. auf allen Vieren zurück. Abends gab es dann noch Selbstgebrannten. Klaus und ich, wir zogen uns rechtzeitig zurück.
03.04.88 (175)
Schneesturm und damit den ganzen Tag Ruhe und lesen, essen und Teetrinken. Unsere sowjetischen Freunde hatten auf Grund des gestrigen Abends einige Schwierigkeiten. Die Charkowchanka ist saukalt. Trotz Schlafsacks in voller Montur und Pelzweste geschlafen.
04.04.88 (176)
Ich sitze jetzt abends in der ATT und schreibe (ab 02.04.).Wieder viel Dreckarbeit heute. Die Hände waren nach der Banja so schön sauber, wieder alles hin. Vormittags wurde ein Fass Öl heißgemacht und ich konnte endlich meine Maschine nachtanken. Leider war keine elektrische Pumpe mit, also nur Fasspumpe und Eimer. Die Fasspumpe hielt die Temperatur allerdings nicht lange aus. Der Rest des Öl wurde durch Kippen entfernt. Danach musste ich noch eine weggebrannte Auspuffdichtung wechseln, auch so ein Erbstück von Hans. Ich sehe wieder aus wie ein Dreckschwein. Jetzt wird langsam alles gekoppelt (Schlitten und Zugmaschinen) und dann geht es ab zu den Indern. Vielleicht kann ich dort duschen. Es ging zwar noch los, aber erstens spät und dann nicht sehr weit. Also wieder Übernachtung im eigenen Dreck.
05.04.88 (177)
Morgens ging es früh raus und los. Nach einigen Stunden waren wir bei der indischen Station, d.h., an der nächsten Wegkreuzung. Da ich wegen des tiefen Schnees nur im 1. Gang fahren konnte, kam ich an, als die beiden MTLB von einem kurzen Abstecher zurückkamen. Mit dem MTT gab es Schwierigkeiten. Mit ihren schmalen Ketten können sie kaum Last ziehen. Es mussten Tankschlitten zurückgelassen werden. Wir fuhren bis zum Einbruch der Dunkelheit. Die Maschine lief sehr gut, nur mit dem morgendlichen Starten gibt es Schwierigkeiten wegen der Batterien.
06.04.88 (178)
Ziemlich früh ging es wieder los. Auf die Spielerei mit der Vorwärmanlage waren wir vorbereitet, die MTLB standen so, dass ich zusätzlichen Strom bekommen konnte. Der Nachteil war nur, dass man gleich wieder mistig war, aber abends konnte man sich ja auch nicht waschen. De Fahrt ging weiter und ab ca. 40 km vor der Oase kamen wir raus aus dem Schnee aufs Eis. Dort konnte ich im 2. Gang fahren und kam so immerhin auf 11 km/h. Als der Weg schlechter wurde, gab es plötzlich einen kleinen Ruck und die Maschine lief wesentlich leichter, dafür hatte ich einen Schlitten weniger. Ein Sicherungsstift war gebrochen. Über Funk gab ich das Problem durch, koppelte mit Klaus den Schlitten an und weiter ging es. Nach einiger Zeit gab es wieder Schwierigkeiten. Durch die große Last war der Treibstoffverbrauch sehr hoch und über 1000 l verbraucht. Nach Umschalten auf den zweiten Tank lief wieder alles. Langsam wurde es dunkel. Ich fuhr mit einem MTT weit vor den anderen. Den letzten Berg vor der Oase schaffte es die Maschine nur mit letzter Kraft. Problematisch war, dass alles nach rechts rutschte und lenken nur noch bedingt möglich war, da beim Anbremsen einer Kette die Kraftübertragung nicht mehr ausreichte. Aber es klappte noch und ich fuhr ein bisschen Stolz in die Station, weil ich während dieses Pochods viele Dinge allein gemeistert hatte. Abends gab es noch etwas Bier und ein paar nette Gespräche und Aufräumen im Zimmer. Von der SU-Station hatte jeder eine Palette DAB-Büchsenbier bekommen. Schmeckt sehr gut. Ich ging natürlich noch zum Duschen und zum Wäsche einweichen. Endlich mal wieder sauber. Auf dem Weg zum Essen erzählte mir Günther, dass er mit etlichen Sachen in der Station nicht einverstanden sei, darunter auch mit der Arbeitsweise von Fritz. Mal sehen, wie sich alles weiterentwickelt.
07.04.88 (179)
Der erste normale Tag nach dem Pochod. Vormittags räumte ich die Kiste aus, die mir inzwischen in den Container gestellt worden war. Sie war noch mit dem Hubschrauber eingeflogen worden. Es machte eine Menge Mühe, die Sachen alles unterzubringen. Auch das Paket war da. Ich hatte es ja bei meinem Flug zur Küste im Hubschrauber geöffnet, um die Post herauszunehmen. An Ingrid hatte ich noch telegrafiert, dass ich sie nicht hätte. Offensichtlich gab es da Missverständnisse. Neben den vormittäglichen Arbeiten half ich Fritz noch beim Kuchenbacken. Hat gut geklappt. Nachmittags koppelten wir die Schlitten auseinander, stellten den Containerschlitten zur Seite und ich fuhr den Funkcontainer auf den Berg. War eine schlimme Arbeit, das Wetter ist schon wieder mies. Er steht noch nicht ganz richtig, dafür war der Platz zu eng. Morgen wird der Rest erledigt. Mals sehen, wie sich alles so entwickelt. Abends war große Versammlung mit Arbeitsschutzbelehrung und sonstigen Dingen.
08.04.88 (180)
Heute haben wir mal wieder Schneesturm mit 35 m/s Wind. An arbeiten ist nicht zu denken, die Kontrollgänge zur DES sind schon belastend genug. Mittags gingen wir trotzdem zum Essen. Fritz war es zu windig. Er blieb zu hause, obwohl er hier doch immer Abenteuer erleben will. Da ich Nachtdienst habe, lege ich mich nach dem Mittagessen hin. Abends aßen wir dann in unserer Station, Klaus hatte gekocht. Nachts arbeitete ich etwas am neuen Computer, er läuft gut. Außerdem hatte ich stundenlang zu nähen, Knöpfe, Wäsche und die auf dem Pochod zerrissene Jacke. Außerdem habe ich noch Suppe gekocht und Brötchen gebacken.
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