16.09.88 (341)

Heute früh fiel mir zum Glück noch ein, dass ich Tagesdienst hatte. Ich musste mich aber mit allen sehr beeilen, da ich um 9.30 Uhr einen Fleischcontainer mit entladen sollte. Das Wetter war herrlich, windstill, Sonne und Temperaturen etwas unter -20C. Das Entladen war eine Freude, wir haben nur so mit Hammeln und halben Rindern rumgeschmissen. Die Teile wurden in eine Eishöhle geschafft. Bis Mittag hatten wir stramm zu tun. Nach dem Kaffeetrinken war Andreas in der Station, da konnte ich noch etwas am MTLB arbeiten.
Die Mutter hatte ich früh noch schnell gelöst, sie hatte Linksgewinde. Nachmittags baute ich die Lenkkupplung auseinander. Schirschow kam noch vorbei und gab ein paar Ratschläge. Bezüglich des aufgetretenen Fehlers überzeugten die mich aber nicht. Um alle Einzelheiten auszudiskutieren, reichte mein Russisch leider nicht. Morgen werde ich einige Tests machen, auch unter Berücksichtigung dieser Ratschläge. Mal sehen, was dabei rauskommt.
Heute bin ich noch über einen Stein gestolpert und habe mich hingelegt. Dabei platzte das Uhrglas ein und verbog den Sekundenzeiger. Habe bereits wieder alles repariert.
Fritz scheint sich auf seine eventuelle Abreise einzustellen. Zum Teil scheint er ganz froh zu sein. Er sagte, hier müsse er doch eine Menge entbehren. Was sollen wir da sagen, die wir schon viel länger hier sind?
Ich verstehen ihn aber auch, die Trennung fällt mir auch sehr schwer. Man muss sich eben zusammenreißen, wenn es auch manchmal schwerfällt. Bald müssen auch die ersten Briefe geschrieben werden, das erste Flugzeug kommt bald und da will ich auf jeden Fall was mitgeben.

17.09.88 (342)

Das Wetter war heute zwar klar, aber kalt und windig. Trotzdem mussten wir wieder draußen arbeiten. Zuerst versuchte ich mich am MTLB. Die Lenkkupplung sah nach dem Demontieren gut aus und arbeitete auch vernünftig. Morgen kommt Serjosha vorbei und sieht sich die Sache mal an. Heute kam auch der SU-Kran auf den Berg, um das Antennenhaus abzustellen. Das war eine halsbrecherische Fahrt, aber er schaffte es. Ich hatte Günther vorher gesagt, dass ich fotografieren werde, so dass es keinen Ärger gab. Anschließend demontierte ich an unserem Kran den Ölkühler. Wie es mit dem Kran weitergeht, weiß ich auch noch nicht. Nachmittags bereiteten wir in der DES noch eine neue Batterie vor. Eine am Generator "D" ist völlig hin.

18.09.88 (343)

Draußen tobt ein saftiger Schneesturm, der alle Planung über den Haufen geworfen hat. Er hat auch die mit Draht gesicherte hintere Tür des MTLB geöffnet und ihn reichlich mit Schnee eingestäubt. Die Tür war wegen des Ladegerätes nicht vollständig geschlossen. In die DES weht es auch überall hinein. Eine böse Überraschung erlebten wir mit dem neuen Ölfass. Das Öl war verdorben, in dem Fass war Wasser. Also musste wieder alles eimerweise rausgepumt und ins Altöl gegossen werden. Anschließend war das Vorratsfass zu reinigen. Zu allem Überfluss war es auch noch das letzte Öl in der DES, so dass wir bei dem Sauwetter Öl reinholen mussten (ein Fass). Das war eine böse Arbeit.
Außerdem erledigten wir die Monatsüberholung an den Aggregaten C und B und fotografierten etwas im Schneesturm.
Volker hatte nachts einen Kuchen ohne Backpulver gebacken, völlig ungenießbar.

19.09.88 (344)
Immer noch Schneesturm mit Perioden der Aufklärung dazwischen. Morgens Öl in der DES umgepumpt aus dem Fass, das wir gestern reingeholt hatten. Außerdem aufgeräumt und fotografiert. Gestern Abend hatte ich noch das Abendessen zubereitet, Kartoffelbrei, Sauerkraut und Leberwurst. Hat sehr gut geschmeckt. Anschließend war mit dem Arbeiten heute nicht mehr viel los. Fritz hat noch umgeschaltet und ich habe Werkzeuge aufgeräumt. Anschließend habe ich mich in der Küche beschäftigt. Zuerst waren ein paar Kekse dran. Außerdem hatte ich wegen des schlechten Wetters Fleisch reingeholt und aufgetaut. Daraus machte ich einen sehr schönen Schmorbraten. Den gibt es morgen mit Kartoffelbrei und Rotkohl. Er ist sehr schön zart geworden. Leider hatten wir keine Zwiebeln mehr. Abends gibt es jetzt noch einen Film.
Langsam haben wir Probleme mit dem Wasser. Wegen des Sturms konnte der Wasserwagen nicht kommen. Zum Abwaschen tauen wir schon Schnee auf. Ist etwas mühselig, aber es geht.
Der Füller schreibt jetzt auch wieder. Habe mehrere Wochen daran herumgebastelt.

20.09.88 (345)

Wieder mal Tagesdienst in der Station. Der Vorteil ist, man hat etwas Ruhe und da draußen immer noch sehr viel Wind ist versäumt man dort nichts.
Vormittags kümmerte ich mich um die Vorbereitung des Mittagessens. Aus dem Kartoffelpüree machte ich noch überbackene Kartoffelringe. Als Nachtisch gab es Erdbeeren. Es hat alles sehr gut geschmeckt.
Nachmittags war ich in der Banja und habe meine Wäsche gewaschen. Dort traf ich Tolja, der mir erzählte, dass der Pochod erst losfährt, wenn die IL 18 hier oder in Molodjoshnaja gelandet ist. Sollt bis dahin auch der MTT repariert sein, will er Fritz nicht mit zum Pochod nehmen, da er dann keinen hat, den er daneben setzen kann. Dann geht die Diskussion wieder los, dass ich fahren soll. Ich habe mich mit ihm so geeinigt, dass ich davon noch nichts weiß. Es wird hier dann sowieso Ärger geben. Aber das ist mir in diesem Fall auch egal.

21.09.88 (346)

Heute kam endlich der Wasserwagen und damit hört dann die Spielerei mit dem Schnee auf.
Am Kran hat sich bestätigt, was ich vermutet hatte, die Ölpumpe arbeitet nicht. Ein Zahnrad hatte sich auf der Achse festgefressen, dadurch war das Antriebszahnrad blockiert. Die Kurbelwelle hat dann kurzen Prozess gemacht und die Passfeder abgeschert und die Welle versaut. Die Kurbelwellenlager haben auch was durch den Ölmangel abbekommen. Die Pumpe habe ich wieder gangbar bekommen, das Antriebsrad läuft aber nicht richtig rund. Mit den Lagern kann ich nichts machen.
Ansonsten macht sich bei einigen Weltuntergangsstimmung breit, weil keiner weiß, ob er nach hause muss. Günther schein bezüglich seiner Person schon was zu wissen, er hat bereits eine Büchse Kaffee verkauft. Mal sehen, wie alles wird. Falls Claus nicht gequatscht hat, weiß keiner, dass ich auf jeden Fall bleibe. Allerdings glaube ich schon, dass er was erzählt hat. Mich stört es in diesem Fall allerdings nicht.

22.09.88 (347)

Der MTLB, d. h. das Getriebe, ist hin. Heute war Serjosha hier und wir haben alles probiert. Jetzt steht er mitten im Weg (der MTLB) und wir müssen ihn mit dem Traktor wegschleppen.
Erfreulich ist, dass ich die Ölpumpe reparieren konnte. Die Antriebswelle drehte ich ab, das Zahnrad wurde etwas ausgedreht und dann baute ich eine Buchse und eine Passfeder. Jetzt sitzt und läuft wieder alles einwandfrei. An den Zahnrädern in der Pumpe musste ich auch etwas herumschleifen. Wenn das Wetter er erlaubt, werde ich sie morgen in den Kran einbauen. Ob wir den Motor anbekommen, steht noch auf einem anderen Blatt.
Heute haben sich Volker, Steffen und Dietmar wieder zwei Russen eingeladen und feiern bei Steffen oben. Auf Günthers Vorschlag machen wir eine kleine Gegenparty mit Würstchen und Bier. Im Moment wird verhältnismäßig viel getrunken, keine Besäufnisse, aber jeden Tag etwas. Ursache ist vermutlich auch der Stress wegen der Heimfahrt.

23.09.88 (348)

Schon wieder ein Tag rum. Heute ist sozusagen halber Geburtstag (40 ½). Die Feier gestern wurde für unsere Verhältnisse hier recht lustig und spät (0.00), aber ohne Spätfolgen außer Müdigkeit.
Ich habe heute den ganzen Tag am Kran gebaut. Es ist jetzt wieder alles zusammengebaut. Es ist jetzt wieder alles zusammen und Öl aufgefüllt. Mit dem Anlasser und mit ausgebauten Einspritzdüsen brachte die Ölpumpe bereits einen Druck von ca. 2 bar. Sie arbeitet also sehr gut. Als die Lager wieder Öl bekamen, drehte sich die Kurbelwelle auch leichter. Mal sehen, ob der Motor morgen anspringt. Weiterhin habe ich nebenbei noch festgestellt, dass ein Hydraulikzylinder der Lenkhilfe total hin ist, der Stempel ist verbogen. Bisher habe ich auch nur eine Seite losbekommen. Ich hätte ihn gerne ganz ausgebaut.

24.09.88 (349)

Endlich mal wieder einen Erfolg. Der Kranmotor lief und ich bekam ihn mit eigener Kraft an ohne Starthilfe des MTLB. Allerdings macht er ein paar schöne zusätzliche Geräusche, die Lager haben doch etwas abbekommen. Um kurz mit ihm herumzufahren, reicht es aber.
Beim MTLB verabschiedete sich wieder der Ölschlauch vom Motor, ich hatte es aber rechtzeitig bemerkt und die Reparatur dauerte nur eine Stunde. Ansonsten haben wir noch etwas aufgeräumt. Beim Kaffeetrinken hatte Günther wieder eine saumäßige Laune. Ich möchte bloß wissen, was mit ihm los ist. Ansonsten geht alles seinen gewohnten Gang.

25.09.88 (350)

Abends wurde etwas getrunken (Magenbitter). Beinahe hätte ich diesen Tag verpasst, weil ich einmal vergessen hatte weiterzuzählen.
Vormittags arbeitete ich noch etwas am Kran. Das Gehänge am Container wurde für das Heben vorbereitet. Außerdem besuchten wir unseren Schrottberg und fanden schöne Elektromotore, die wir nach dem Abendbrot holten (bei Vollmond).