26.09.88 (351)

Heute war mein großer Tag als Kranfahrer. Ich setzte den Container einwandfrei um, es gab keinerlei Probleme, obwohl der Kran mit der Last nicht drehen konnte. Also wurde zwischendurch immer wieder abgesetzt. Anschließend zogen wir den Kran mit dem Traktor an einen neuen Standplatz. Dazu mussten die Luftbehälter des Krans erst mittels unseres E-Kompressors mit Luft gefüllt werden, da es sich nicht lohnte, den Motor anzuwerfen. Der Kranarm stand wieder mal ganz oben fest, also wieder Öl ablassen, was mit der üblichen Fontaine verbunden war. Zum Schluss verabschiedete sich noch ein Relais. Der Hilfsschalter zerfiel in seine Einzelteile. Das reparierte ich nach dem Abendbrot, obwohl ich hätte schlafen können, denn heute ist wieder mal Nachtdienst dran. Als der Traktor lief, schleppten wir außerdem noch den defekten MTLB an seinen Parkplatz.
Heute ist noch Kino. Da ich den Film bereits kenne, werde ich wohl anfangen, Briefe zu schreiben. Die Zeit fürs erste Flugzeug ist bald ran.

27.09.88 (352)

Trotz der Nachtschicht und des mir eigentlich zustehenden halben freien Tages habe ich weitergearbeitet. Durch den Ausbau eines Hydraulikzylinders und durch Zug mit dem Haken gelang es mir, den Arm vollständig abzusenken. Das letzte Stück kam er mit einem Ruck und voller Geschwindigkeit. Es gab einen ganz schönen Schlag, aber alles ging gut. Leider ist wieder viel mit Öl eingesaut. Ich weiß nur nicht, wie ich das verhindern kann. Mit dem Säubern der DES und einigen Vorbereitungen für morgen hatte ich bis 20.30 Uhr zu tun.
Heute kamen auch offizielle Informationen. Der erste, der nach hause fährt, falls es erforderlich ist, wird Fritz sein.
Heute hat Tolja noch einmal versucht, mich für den Pochod zu holen. Es hat natürlich nicht geklappt. Das war klar, aber ich habe mich trotzdem über seine Bemühungen gefreut. Es sieht nun so aus, dass der hier bleibt, der immer die Arbeit macht. Wer viel kann, muss viel arbeiten.

28.09.88 (353)

Der Motor am Kran steht wieder. Es hatte eigentlich gut angefangen, er sprang recht gut an und ich konnte mit dem Kran rumfahren. Die Lenkung ging leicht, obwohl nur ein Hydraulikzylinder der Lenkhilfe arbeitet. Schwierigkeiten hatten wir mit dem Schnee, die Reifen taugen nichts und der Kran saß immer wieder fest. Plötzlich stand der Motor. Erst dachte ich an die Ventile, aber die sind in Ordnung. Temperatur und Öldruck waren normal. Ich vermute jetzt, dass die Ölpumpe sich wieder festgefressen hat und da es beim Fahren passierte und bei niedriger Drehzahl, wurde der Motor abgewürgt. Auch mit dem Traktor schafften wir es nicht, den Kran an seinen Platz zu ziehen. Er wühlte sich in den Schnee ein. Jetzt wollen wir versuchen, ihn auf eine Walakusche zu ziehen. Übermorgen geht nun der Pochod los und ich werde hier wieder arbeiten dürfen.
Beim Rangieren mit der Walakusche habe ich leider den Ölbehälter der Lenkhilfe leckgeschlagen. Das muss natürlich repariert werden, aber da der Motor nicht läuft, stört es im Moment nicht weiter. Mal sehn, was der Tag morgen bringt.

29.09.88 (354)

Da ich mit Fritz den Tagesdienst getauscht hatte, durfte ich wieder draußen arbeiten. Mit dem Traktor fuhr ich die Walakusche, die noch unten stand, nach oben. Vorher lud ich mit Günther noch Eisenbahnschwellen auf. Es waren etwa 16 Stück und sehr schwer. Mit 9 dieser Schwellen bauten wir dann auf einer anderen Walakusche einen Standplatz für den Kran und ich zog ihn dann mit dem Traktor rauf.
Morgen fährt Fritz nun zum Pochod und ich bin, ehrlich gesagt, sauer. Ich sitze hier in der Station, weil ich alles besser kann und schneller arbeite . Ganz in Ordnung ist das nicht. Sollte das wieder passieren, mache ich Dienst nach Vorschrift. Morgen habe ich Tagesdienst und kann mich etwas ausruhen, zum Glück auch von Fritz.

30.09.88 (355)

Der Pochod ging heute wirklich los. Sergej hat noch, wie versprochen, den Schlitten weggezogen, aber leider an einen falschen Platz gestellt. Mittags habe ich mir daher einen MTT organisiert und zusammen mit Witja die Sache reguliert. Hinterher erfuhren wir, dass der SU-Kran defekt ist, also war die ganze Sache umsonst, denn jetzt brauchen wir den Schlitten oben an der Station zum Entladen.
Da ich Tagesdienst hatte, arbeitete ich drinnen. Ich bin ja so blöd und sitze nicht bloß rum.
Vormittags schrieb ich ein Druckprogramm für die Liste der täglichen Aggregatüberprüfungen, testete es und druckte die 30 Seiten für Oktober. Nachmittags vertrat mich Andreas und ich baute wieder den zweiten Hydraulikzylinder am Kran ein. Abends machte ich noch ein paar Abzüge als Geschenk für die SU-Kollegen, denn wir brauchen bald wieder deren Hilfe.
Der MTT ist nicht mit zum Pochod gefahren, da kein Fahrer da war. Fritz lässt man die 10 nicht allein fahren und damit fällt ein Mann zusätzlich aus. Ich bin gespannt, was sie erzählen, wenn sie zurück sind.

01.10.88 (356)

Der zwölfte Monat ist angebrochen und zwar mit einem erfolgreichen Tag. Heute gelang es Günther und mir, den ersten Container an seinen Platz zu stellen. Es war eine ganz schöne Quälerei. Zuerst musste die Walakusche mit dem Kran an die neue Stelle geschoben werden. Da musste ich alles aus meiner Trickkiste holen, um das zu schaffen. Dann ging die Schinderei mit dem Kran los. Erst einmal lief die Seilwinde nicht, irgendein elektrischer defekt. Da ich keinen Schaltplan habe, suchte ich nach einer Ersatzlösung und legte eine neue Leitung. Dann lief es wieder, nur die Endschalter für die Winde sind jetzt außer Betrieb gesetzt. Aber das kann man verkraften.
Zwischendurch schweißte ich noch den Hydraulikbehälter für die Lenkhilfe des Krans. Das wird zwar jetzt alles nicht gebraucht, aber es soll doch alles wieder mal arbeiten. Morgen geht es weiter mit Vorbereitungsarbeiten für den zweiten Container. Wir brauchen dann aber noch die Hilfe der Russen. Sie müssen uns den Schlitten mit den Teilen für den Umbau des Containers hochziehen. Vielleicht Übermorgen, wenn alles klappt.
Ohne mich wäre heute wieder nichts gelaufen, denn so kennt sich keiner im Kran aus. Bis zum nächsten Pochod dürfte aber alles fertig sein. Ob es noch einmal klappt, weiß ich allerdings nicht, da dann auch die neuen Leute in der SU-Station da sind. Also abwarten.

02.10.88 (357)

Heute ging es mit unserer Bauerei wieder ein Stück weiter. Mit dem Traktor konnte ich den Kran wieder ein Stück bewegen, aber leider nicht weit genug. Es reichte aber, um Hausteile umzustapeln. Übermorgen kommt der MTT, dann geht es weiter. Zwischendurch baute ich die defekten Teile der Winde vom Traktor ab, die bringe ich morgen zum Schweißen. Außerdem beseitigte ich den überflüssigen Schnee am Funkcontainer.

03.10.88 (358)

Der heutige Tag hatte es wieder mal in sich. Morgens arbeitete ich etwas mit dem Kran, und zwar holte ich die Traverse zum Heben der Container von dem einen Container runter. Das war nicht ganz einfach, da ich mit dem Kranarm nicht weit genug rüber kam. Mit ein paar Tricks klappte es. Ich bockte die Vorderachse dann noch besser auf, da die Reifen sehr schnell die Luft verlieren. Dann baute ich in dem Traktor noch den Luftfilter für den Anlassmotor wieder ein. Mittags fuhr ich mit dem MTLB zur SU-Station, um Produkte zu holen. Wir erfuhren dann beim Mittagessen, dass wir den MTT wahrscheinlich nicht bekommen werden. Zwischen Mittagessen und Kaffee baute ich ein Gehänge für den Kran zusammen, mit dem wir die großen Fußbodenplatten heben wollen. Nach dem Kaffeetrinken hatte ich dann den Einfall, noch einmal mit dem MTLB zur SU-Station zu fahren, um die 18 flottzumachen. Ich flickte die Glühkerze des Vorwärmkessels uns startete dann. Vom MTLB nahm ich mir noch Strom.
Fritz hatte bei den letzten Arbeiten die Druckluftflaschen nicht zugedreht, sie waren also leer. Ich füllte sie in der Werkstatt und konnte die 18 dann problemlos starten. Der Motor knallte und qualmte zwar, aber den Schlitten mit dem Holz konnte ich den Berg hochziehen. Also werden wir morgen die Sachen mit der eigenen Maschine erledigen.
Als ich dann in der DES tanken wollte, ging nichts. Die ganze Leitung ist mit Eis verstopft. Durch das warme Wetter ist das ganze Wasser in den Tanks nach unten gesunken und in die Leitung gepumpt worden. Nach dem Abendessen legte ich dann eine neue Schlauchleitung von den Tanks zur DES. Es war eine dolle Schinderei. Um 20.00 Uhr war ich fertig. Günther sagte, dass Fritz jetzt eine schöne Aufgabe hat, nämlich die Leitung auszubuddeln, damit die Sonne sie auftaut. Da kann er sich mal richtig ausarbeiten.

04.10.88 (359)

Ich bin hundemüde und geschafft. Wieder den ganzen Tag gewühlt. Mit der ATT wollten wir ja nur schnell ein paar Sachen an ihren Platz schieben. Um 17.15 Uhr hatten wir es dann geschafft. Dazwischen lag nur Wühlerei.
Den Funkcontainer aus dem Weg zu räumen und an der Seite abzustellen, war einfach und dauerte vielleicht 10 Minuten. Der Holzschlitten zum Schluss machte auch keine besonderen Probleme, vielleicht 15 bis 20 Minuten. Die restliche Zeit reparierten wir den Kran. Mit der ATT ließ er sich überhaupt nicht schieben, die Deichsel der Walakusche stand zu hoch, um sie zu schieben. Außerdem ging es bergauf und die Walakusche war schon durchgebogen. Also machten wir das, was ich bereits am Anfang vorgeschlagen hatte, nämlich die Fahrbahn für die Walakusche waagerecht in die Schneewehe zu graben. Für Günther und mich war das eine echte Wühlerei, aber wir schafften es, nur der Traktor kam trotzdem mit der Walakusche nicht weiter, auch er drückte die Deichsel hoch. Der nächste Gedanke war, die Walakusche zu ziehen anstatt zu schieben. Da aber überall Kabel liegen, war das nur mit einer langen Trosse und über eine Umlenkrolle möglich. Zuerst rissen wir den Stein los, an dem die Rolle befestigt war, dann die Stahltrosse durch, mit dem sie an dem nächsten Stein befestigt war. Danach war die lange Trosse durchgerissen. Beim nächsten Versuch schaffte es der Traktor nicht. Dann wurde der Traktor wieder an die Walakusche gespannt und die ATT an die Trosse. Das Ergebnis war, dass die Rolle in 1000 Stücke zerflog. Ich ersetzte dann die Rolle durch einen besonders großen Schäkel, da riss dann wieder die geknotete Stahltrosse. Wir nahmen sie jetzt doppelt und verlängerten sie mit MTLB-Trossen und dann klappte es. Günther saß im Traktor, ich in der ATT und wir schoben und zogen die Walakusche mit dem Kran an den richtigen Platz. Es war wie beim Pochod, niemals aufgeben, immer weitermachen, bis alles stimmt. Günther sagte, mit Fritz kann man so etwas nicht machen. Jedenfalls bin ich jetzt hundemüde. Die schweren Stahltrossen haben es wirklich in sich.

05.10.88 (360)

Wieder ein Stück weiter. Langsam bekommen wir Routine. Kranfahren macht auch wirklich Spaß. Heute haben wir den Fußboden fertiggestellt und wieder einiges umgeladen. Es hat alles so geklappt, wie ich es geplant hatte. Nur mit der ATT gab es Probleme. Ich bekam sie aber wieder an. Da wir sie morgen früh wieder brauchen, musste ich mir eine Pressluftflasche mit zum Essen nehmen, um sie füllen zu lassen. Hauptsache, die Arbeit geht weiter.
Morgen soll der Funkcontainer auf die Grundplatte gesetzt werden. Wenn das geklappt hat, ist eigentlich alles geschafft. Das andere sind dagegen Kleinigkeiten.
Am 20. kommen die Leute für die Saison. Zu diesem Termin soll sich auch Fritz bereitmachen. Hoffentlich klappt es.
Habe übrigens seit einer Woche keine Zigarette mehr angefasst. Seitdem Fritz nicht hier ist und die Arbeit läuft, ist auch alles andere in Ordnung. Er wollte es auch bleiben lassen, hat am selben Tag aber wieder geraucht.