| |
26.10.88 (381)
Heute wurde richtig geschuftet. Erst einmal verschliefen wir und wachten erst um 9.00 Uhr auf. Danach wieder Traktorreparatur. Mit viel Propan zum Anheizen und nach säubern aller Filter lief er dann. Dann wurden die Fässer auf die Maschinen geladen, die schon 3 Jahre auf und jetzt in Eis und Schnee standen. War eine Knochenarbeit. Habe jetzt auch einen Verband um den Finger. In der zweiten Runde fuhr ich dann den Traktor, um die Fässer rauszureißen. Als nur noch 5 fehlten, blieb das Miststück wieder stehen. Wir ließen ihn wo er stand und luden beliebige Fässer auf, die noch rumstanden, denn es war etwa 21.00 Uhr. Dann aßen wir Mittag.
27.10.88 (382)
Heute war wirklich Ruhetag. Bis ? ich in der Koje und schlief. Ich hätte auch noch länger schlafen können. Am Mittelfinger der rechten Hand hat sich eine kleine Sehnenscheidenentzündung gebildet. Das Gelenk knarrt beim Bewegen. Ansonsten sahen wir noch einen alten DDR-Film (Detektivstory aus der BRD), uralt, aber interessant. Ansonsten noch gelesen. Jetzt gibt es noch einen zweiten Film Morgen gibt es etwas Arbeit, übermorgen wieder Ruhe. Dann geht es zurück.
29.10.88 (383)
Von wegen Erholung heute. Gestern Abend kam noch ein Funkspruch, dass auf dem Flugplatz 20 t Kerosin benötigt werden, die IL 76 wird hier aufgetankt. Da war es mit der Ruhe vorbei. Heute wurde die Unterkunftsbaracke von 8 t, die wir gestern mühsam auf den Schlitten bugsiert hatten, wieder heruntergezogen. Natürlich ging das nicht ohne Schaden ab. Dann wurden zwei Tanks auf den Schlitten gestellt und verzurrt, anschließend das Kerosin eingepumpt. Ich betankte zwischendurch meine Maschine. Dann spannte ich mich vor den MTT und wir zogen gemeinsam den Kerosinschlitten nach oben. Anschließend holte ich meine drei Tankschlitten. Ich hatte sehr viel Mühe, die Rechtskurve zu kriegen und den Berg hochzukommen. Heute war der Himmel eintönig weiß bedeckt, nur am Horizont war ein tiefblauer Streifen. Auch die Eisberge waren blau. Durch die gleichmäßige Beleuchtung war keine Kontur am Boden zu erkennen und man musste beim Laufen und Fahren höllisch aufpassen. In der letzten Nacht habe ich wieder wirres Zeug geträumt. Ich war auf Kurzurlaub zu hause, aber nicht in Kaulsdorf, sondern in der Conrad-Blenkle-Straße in unserer alten Wohnung. Dann hatte ich das Gefühl, das Flugzeug verpasst zu haben. Es setzte sich dann aber die Erkenntnis durch, dass ich noch hier war.
29.10.88 (384)
Heute ist wirklich Ruhetag, nur essen, lesen, rumliegen und Kino. Draußen ist trübes Wetter. Ich werde versuchen, noch ein paar Briefe zu schreiben. Man kennt ja die genauen Abreisetermine nicht.
30.10.88 (385)
Der Start musste verschoben werden wegen Wind und Schnee. Es ist jetzt 14.30 Uhr und langsam bessert sich das Wetter. Ob wir doch noch losfahren, ist noch nicht klar. Bisher lagen wir rum und sahen einen alten ungarischen Film. Es gab jetzt auch nach langer Zeit wieder mal Kaffee. 2 DDR-Tüten hatten wir noch. Das Wetter wurde dann besser und wir starteten zur indischen Station. Dort erwartete uns jemand, um uns zu sagen, dass bis 20.00 Uhr Gebetsstunde ist.
31.10.88 (386)
Um 9.00 Uhr verabschiedete uns Col. Ganesan und gab uns noch Post für das Flugzeug mit. Da wir an der Station geblieben waren, konnten wir natürlich unsere Toilette nicht benutzen. Ich ging daher in die indische Station und trank auch gleich noch eine Tasse Kaffee. Zu fahren brauchte ich nicht, da Sascha unbedingt wollte. So konnte ich den halben Tag rumdösen. Leider verloren wir unterwegs unseren dritten Schlitten. Also mussten wir mit der 10 noch einmal zurück. Gegen 22.15 Uhr war dann alles geregelt und wir nach 11 Stunden reiner Fahrzeit in der Maschine wieder recht müde und etwas taub auf den Ohren.
01.11.88 (387)
Der Start früh war sehr hektisch, konnte kaum essen. Den Kaffee trank ich schon in der Maschine während der Fahrt. Ich fuhr als erster allein los, da meine Maschine am langsamsten war. Am letzten Berg blieben meine Maschine und der MTT stecken. Die Charkowshanka musste uns beide nacheinander hochziehen. Da das Kerosin, das wir mitgebracht hatten, gleich zum Flugplatz musste, fuhr der MTT und Serjosha mit der 10 als Schlepphilfe allein weiter. Ich lief zu unserer Station, wo es auch gleich Arbeit für mich gab. Ich musste für Hermichen aus einem Bohrkopf etwas herausdrehen. Anschließend dann Banja, Abendessen und abends die feierliche Übergabe der Station an den neuen Stationsleiter. Bei den Festreden bedankte sich Günther auch noch ausdrücklich bei mir für die geleistete Arbeit. Die ganze Feier wurde dann aber von einer Sache überschattet, die mich, da ich lange nicht in der Station war, völlig unerwartet traf. Ich hatte nur gehört, dass Dietmar nach hause fahren soll. Nun stellte sich heraus (Volker brachte es offiziell zur Sprache), dass er und Dietmar angeblich homosexuelle Beziehungen hätten. Günther versicherte, solche Nachrichten nicht weitergegeben zu haben. Wir distanzierten uns davon und vertraten geschlossen die Meinung, dass das üble Verleumdungen seien (Dietmar kann nun bleiben). Die Frage bleibt offen, wer und auf welchen Kanälen derartige Dinge gemeldet hat. Es kann nur jemand von der 1. AE gewesen sein. Es hat auch den Anschein, dass zumindest Prof. Meyer den Urheber kennt, aber nicht bereit ist, ihn zu nennen. Vielleicht irre ich mich auch. Interessieren würde es mich doch sehr, wer zu solchen Dingen fähig ist.
02.11.88 (388)
Heute war Ausflugstag. Günther nutzte seinen letzten Tag für eine kleine Reise in der Oase. Mit von der Partie waren Wilfried Richter und ich. Wir fuhren mit dem MTLB zum Dommick und gingen von dort aus am Gletscher entlang zum Sprossewoje (See) und dann bis auf das Schelfeis. Wilfried als Geologe zeigte und erklärte uns viel und ich sah viele Dinge, die ich beim ersten Besuch aus Unkenntnis einfach übersehen hatte. Gegen 17.30 Uhr waren wir zurück. Abends dann Post erledigen und Tagebuch schreiben. Habe es heute auch noch geschafft, beide defekten Objektive zu reparieren.
03.11.88 (389)
Die Tage haben es jetzt wieder in sich. Rudi Meyer treibt zum Arbeiten. Manches geht so überstürzt vor sich, dass man seine eigentlichen Aufgaben kaum erledigen kann. Er mischt sich auch in alle Dinge ein. Heute früh brachten wir Günther zum Flugzeug und verabschiedeten ihn. Anschließend wurde der Fußboden des zweiten Funkhauses gelegt. Nach dem Mittagessen ging es mit den Wänden weiter. Die Hälfte ist jetzt fertig. Thomas machte die Monatsdurchsicht an einem kleinen Büffel. Abends setzte ich mich noch hin und tippte die Werte für die Aggregate in den Computer. Seit dem Beginn des Pochods hatte ich da nichts mehr gemacht.
04.11.88 (390)
Das Wetter ist immer noch prachtvoll, obwohl der Luftdruck ins Bodenlose gefallen ist. Wir haben wieder gewühlt wie die Tiere. Um 11.30 Uhr war die Funkbude fertig. Ich hatte doch wesentlichen Anteil daran, da ich die Erfahrungen vom Aufbau der ersten mitbrachte. Nur Rudi (Prof. Meyer) störte wieder mit seinem ewigen Gequatsche. Er fiel dann auch prompt von der Leiter auf ein paar Schrauben, hat sich zum Glück nichts ernsthaftes getan. Für uns Mechaniker ging es dann weiter. Wir hoben den ATT-Motor auf den Hänger und fuhren ihn zur ATT. Dann schleppten wir den Kran hin und bauten ihn ordentlich auf. Von meinem Freund Sergej hatte ich mir die ersten Hinweise zum Abbau des Fahrerhauses geholt und wir begannen noch mit der Arbeit an der ATT. Abends gab es einen Schnaps, den Günther noch für den Aufbau des zweiten Hauses dagelassen hatte. Ich selbst ordnete weiter meine Papiere.
|
|