16.10.88 (371)

Es gab wieder mal reichlich Stress. Das Normale waren die jetzt üblichen Aufräumungsarbeiten und eine Fahrt mit dem MTLB zum Mittagessen. Dabei machten Fritz und ich einige Fotos an der Eiskante. Vorher hatte ich den MTLB noch etwas geputzt. Fritz hatte noch ein Bettgestell fertigzubauen. Beim Raustragen aus der DES kam er dann vermutlich an den Schalter der Ölpumpe. Als ich eine Stunde später in die DES kam, schwamm alles im Öl (ca. 80 l). Es war eine Sauarbeit, alles wieder zu beseitigen. Die Reste werden mich wohl noch längere Zeit verfolgen.
Anschließend mussten wir dann noch ein neues Fass Öl in die DES schaffen. Abends tranken wir unser Wochenbier.

17.10.88 (372)

Wieder ein Tag rum, der Abreisetag bzw. Ankunftstag rückt näher. Nach Plan wird es der 19. sein.
Heute Vormittag sollte der Wasserwagen kommen, also warf ich den Traktor an, fuhr den Generator hoch und wartete, d. h., ich zog noch die beiden Eisenbahnschwellen weg, die im Weg lagen. Fritz baute an seinem Kompressor, den er der Akademie verkaufen will. Der Wasserwagen kam dann doch nicht. Er soll nun morgen früh kommen. Ich hatte trotzdem alles vorbereitet, Schlauch und E-Kabel ausgelegt. Zwischendurch leimte ich noch das Stationsbild auf eine Sperrholztafel. Nach dem Mittagessen legte ich mich hin, um zu schlafen, da ich wieder mal mit Nachtdienst dran war. Mit Schlafen wurde nicht viel, da Fritz seinen Kompressor ausprobierte. Also stand ich zum Kaffee wieder auf und arbeitete in der DES und am Traktor. Am Traktor baute ich das in der SU-Station geschweißte Teil wieder ein. Das war ziemlich schwer und auch die Arbeit mit dem Stahlseil für die Winde war nicht einfach, aber es klappte. Dann begann ich mit den Aufräumungsarbeiten in der DES. Fritz hatte allen Mist liegengelassen. Jetzt sieht es schon halbwegs ordentlich aus. Von Fritz haben sich hier alle ihre Meinung gebildet. Er ist so geizig, dass er kaum Telegramme nach hause schickt. Wie er sich ansonsten über seine Familie usw. äußert, kannte ich bereits von früher. Seine größte Sorge ist im Moment, ob er vorher noch ein oder zwei Tage für sich hat.
Ich konnte heute mit Ingrid telefonieren. Man weiß nicht so recht, was man eigentlich erzählen soll, aber es ist doch wieder schön, mal miteinander zu sprechen. Mit Mutti hat es nicht so geklappt. Ich weiß nicht, ob sie mich richtig verstanden hat oder nicht wusste, was sie sagen sollte.
Um 5.00 Uhr wird mich Günther ablösen, weil ich morgen früh die Sache mit dem Wasserwagen erledigen muss.

18.10.88 (373)

Es klappte alles wie am Schnürchen, der Wasserwagen war oben, bevor ich den Traktor angeworfen hatte. Der Schnee ist jetzt hart genug.
Die zwei Stunden Schlaf von 5.15 bis 7.30 hatten mich frisch gemacht und das Wetter war heute herrlich. Fritz nahm sich dann den Traktor, um die Kisten runterzufahren. Von dem Zeug, das noch auf dem Hänger lag, verlor er auf der Fahrt zur Station unsere beste Verlängerungsschnur. Ich konnte sie zu Fuß dann wieder einsammeln. Ich baute auch noch etwas am Kranmotor, an der Ölpumpe liegt es diesmal nicht.
Fritz ging dann wandern, nahm natürlich kein Funkgerät mit und verspätete sich um 2 Stunden. Wir wollten gerade los, ihn zu suchen. An den geplanten Weg hatte er sich natürlich auch nicht gehalten.
Nach dem Mittagessen ruhte ich dann etwas ab, räumte die DES weiter auf und ging zum Abendbrot. Dann kam plötzlich der Anruf, ob Claus doch bleiben will. Er ist jetzt natürlich völlig fertig und weiß nicht, was er machen soll. Er hatte heute auch gerade mit seiner Frau telefoniert, dass er nach hause kommen wird.
Morgen früh soll es nun losgehen. Mal sehen, was wird.
Meine Post muss ich auch umpacken, wenn Fritz allein fährt. Er will nur wenig mitnehmen.

19.10.88 (374)

Das war vielleicht ein Tag, nur Aufregung und Trubel.
Morgens wurde etwas früher aufgestanden, gefrühstückt und dann heizte ich den MTLB an. Es wehte ein eiskalter Wind. Claus hatte sich nun doch entschieden zu bleiben, also musste ich mein Päckchen aufschneiden, die paar Briefe entnehmen und frankieren und Fritz geben. Viel wollte er nicht mitnehmen.
Wir fuhren dann zum Flugplatz hoch und ich sah während der letzten Meter gerade noch die Maschine landen. Es wurde ein Haufen Gepäck ausgeladen, z. T. in den MTLB geladen. Der Rest kam auf den MTT. Auch die Leute wurden so verteilt und dann ging es zurück. Dann wurde alles ausgepackt, Kisten hin und her gefahren, gequatscht usw. Es gab nicht genug Zeit, alle Post zu lesen. Aus dem Betrieb mehrere Briefe und ein Päckchen von Charlotte. Habe mich über alles sehr gefreut, besonders natürlich über die Briefe von Ingrid, Katrin und Oma.
Abends gab es noch einen kleinen Umtrunk im privaten Rahmen, nachdem um 21.00 Uhr noch eine kleine Versammlung stattfand, auf der einige Aufgaben vorgestellt wurden.

20.10.88 (375)

Heute war der erste Tag, an dem wir auch früh in die SU-Station zum Frühstück gingen. Ist alles recht ungewohnt und auch etwas ungemütlich. Thomas, mein neuer Mechaniker, scheint sehr in Ordnung zu sein. Er lässt sich viel zeigen und erklären und kann bereits viel, insbesondere auch die Traktoren. Wir haben heute schon Kraftstoff umgepumpt und einen Tankschlitten wieder rausgefahren. Übermorgen fahre ich wieder zum Pochod, da muss ich ihm in kurzer Zeit viel beibringen. Ich glaube aber, dass er es packt.
Zwischen Günther und dem neuen Funker gibt es offensichtlich einige Spannungen, die aus der ganzen Vorgeschichte und Günthers ellenlangen Telegrammen resultieren. Das erledigt sich aber durch Liegenlassen. Meyer hat einen ATT-Motor gekauft und zwar den, der hier in der SU-Station steht. Die wissen von nichts und ich glaube nicht, dass sie ihn herausgeben werden, selbst wenn von Leningrad die Anweisung kommt.
Da ich Nachtschicht habe, hatte ich mich nach dem Mittagessen etwas hingelegt, vorher aber noch Ingrids Brief zu ende gelesen. Sie hat es ganz schön schwer und es nimmt sie doch sehr mit, aber es wird schon noch gehen. Habe erst einmal telegrafiert, dass alles angekommen ist.
So, die Nachtschicht ist fast geschafft, der Kirschkuchen für Thomas 29. Geburtstag ist sehr gut gelungen. Nur mit den Briefen bin ich nicht weitergekommen.

21.10.88 (376)

Habe in der Nacht doch noch einige Briefe geschrieben. Hauptsächlich erst einmal an Autevo (meine Abteilung im Betrieb zu hause), da dort nur einige Zeilen erforderlich waren.
Morgens wurde Thomas mit Ständchen geweckt. Über seinen Geburtstagstisch hat er sich sehr gefreut.
Vormittags arbeiteten wir zusammen in der DES, Umschalten wurde geübt. Er hat es sehr gut gepackt. Es macht wirklich Spaß mit ihm.
Nach dem Mittagessen schlief ich noch zwei Stunden, anschließend gab es Kaffee und Kuchen. Er wurde von allen sehr gelobt. Dann noch ein paar Kleinigkeiten gemacht, hauptsächlich für Reifenfüllanlage am Kran. Thomas hatte frei wegen seines Geburtstages, hat trotzdem Schnee am Gewächshaus geschippt. Er ist das ganze Gegenteil von Fritz. Meine Stimmung ist echt gestiegen. Günther hat im Gespräch geäußert, er wäre froh gewesen, zwei von meiner Sorte hier gehabt zu haben.
Heute wird es noch eine kleine Feier geben, übermorgen Pochod.

22.10.88 (377)

Der Tag wieder herrlich. Günther hatte mir den Auftrag gegeben, Thomas in den MTLB einzuweisen und besonders das Fahren auf Eis zu üben. Am besten sollten wir zum Domik fahren, damit er gleich den Weg kennt. Das haben wir dann auch gemacht. Hin bin ich gefahren, zurück er. Hat sehr gut geklappt, nur im tiefen Schnee am Hang hatte er Probleme. Da fehlte noch die Erfahrung. Das Wetter war herrlich, strahlender Sonnenschein. Thomas ist schwer in Ordnung, hat viel praktische Erfahrung und ist sehr fleißig und zeigt Initiative. Er sagt auch klar, was er nicht kann (E-Technik). Wir werden hier hoffentlich ein gutes Team sein.
Gestern war eine kleine Feier. Es war lustig wie nie. Viel gesungen. Prof. Pankow (Algenspezialist, 58 Jahre) ist eine richtige Ulknudel, spielt Gitarre und Akkordeon. Es ging bis 24.00 Uhr.
Habe gestern noch die Ventilverlängerungen an die Kranräder geschraubt und heute Reifen aufgepumpt. Sie halten die Luft jetzt ganz gut.
Die Freunde haben mir meine Maschine für den Pochod vor die Tür gefahren. Ein wirklich netter Zug von Ihnen. Morgen früh geht es endlich los.
Heute Abend habe ich noch viele Briefe an die Kollegen geschrieben. Ich habe mich über die viele Post sehr gefreut. Thomas hat heute eine Flasche Rotwein aufgemacht. Die haben wir zusammen getrunken. Seine Frau arbeitet in einem Betrieb für keramische Erzeugnisse. Sie hat für jeden Teilnehmer eine große Tasse angefertigt.

23.10.88 (378)

Der erste Pochod-Tag war hervorragend. Ein Wetter wie im Hochsommer, wenig Frost, viel Sonne, kein Wind. Wir starteten um 9.00 Uhr und fuhren ziemlich schnell. Ich hatte an der 10 nur eine Walakusche mit leeren Fässern, die zwei Mann während der Fahrt als Markierungen auf die Straße warfen. Als die Walakusche leer war, ließen wir sie stehen. Abends waren wir bei den Indern. Wir unterhielten uns hervorragend und das Essen war wieder große Klasse, wie auch der Rum. Als wir nach dem Fest zurück zu unseren Fahrzeugen fahren wollten, riss eine Kette und wir mussten dort bleiben.

24.10.88 (379)

Der Morgen begann mit der Kettenreparatur. Die dauerte nicht allzu lange. Das Problem war die Toilette. Unmittelbar an der Station konnten wir sie nicht benutzen, da alles direkt auf die Straße geht. Aber wir kamen gut über die Runden. Auf dem Weg zur Barriere markierten wir den Weg noch mit den Fässern, die auf der 10 standen. Gearbeitet wurde heute kaum, ich hackte nur ein paar Stufen in die Schneewehe am Balog. Es gab auch schon einen sehr erbaulichen Kinderfilm über das Leben der Grenzsoldaten mit Hund. Es soll heute nach dem Funkkontakt noch einen weiteren Film geben.

25.10.88 (380)

Der erste Tag mit Arbeit an der Barriere. Ich reparierte zusammen mit Tolja einen schon fast schrottreifen Traktor, den wir zum Schneeschieben benötigen. Es machte Spaß, wenn es für die Hände auch wieder schlimm war, Kälte und Diesel. Ich habe mich daran aber schon gewöhnt. Da ich mich mit diesem Traktor bereits gut auskenne, lief die Arbeit gut, nur der Diesel nicht wegen der Temperaturen. Nachmittags lief der Motor, aber nicht lange. Wir machten dann aber nicht weiter, da wir Besuch von den Indern erwateten, die dann mit 10 Mann kamen. Es gab Schaschlik vom Grill und etwas Schnaps und machte viel Spaß.
Pinguine hatten wir auch 6 Stück gesehen, die waren dann wieder verschwunden. Morgens war ich mit Sergej früher aufgestanden, um etwas zu fotografieren. Abends gab es noch einen Film.