11.02.89 (491)

Der nächste Tag ist weg. Heute durfte ich Ölfilter reinigen. Offenbar wollen sie mich etwas ärgern, nur springe ich darauf nicht an. Sauber sind die Teile, morgen werden sie zusammengebaut und ab mittags habe ich Nachtruhe. Übermorgen ist auch Dienst und am 14. wird das Zimmer gereinigt und die Sachen werden abgegeben. Danach warten wir auf das Flugzeug. Die Stimmung ist saumäßig, aber mit einigen versteht man sich sehr gut.
Heute kam ein Telegramm von Ingrid, dass ich eventuell Ende Februar fliegen werde. Mein letztes Telegramm hat sie also noch nicht erhalten.

12.02.89 (492)

Da ich heute Nachtdienst habe, bleibt für verschiedene Arbeiten kaum Zeit. Vormittags baute ich neben meinem Tagesdienst noch die Ölfilter zusammen und säuberte die DES. Da ich nachmittags nicht schlafen konnte, schaffte ich noch die Steine und das Munjo in die SU-Station in Toljas Zimmer. Außerdem ging ich duschen.
Als ich zurück war, war auch Col. Ganesan in der Station. Morgen wollen bei günstigem Wetter die Inder zum Abschiedsbesuch kommen. Was aus der Wanderung wird, weiß ich auch noch nicht. Auch abends klappte es mit dem Schlafen nicht. Also packte ich meine Sachen fertig und säuberte das Zimmer. Nach 21.00 Uhr fing Gerald wieder an zu drängeln, dass es Wein geben solle. Wir sprangen nicht darauf an, aber er kam mit seiner Mannschaft doch runter und soff sich den Kopf voll. Ich trank nur zwei Gläser und zog mich an den Computer zurück, weil er anfing, alle Leute zu belegen. Er ist wirklich ein fürchterlicher Kerl. Vermutlich liegt doch schon ein leichter Alkoholismus vor.

13.02.89 (493)

Gerald ist mit Arthur jetzt weg. Eigentlich wollte ich jetzt Ruhe haben. Heute istder 74. Geburtstag meines Vaters. 4 Jahre ist es nun schon her, dass er uns verlassen hat. Es tut nicht mehr ganz so weh wie am Anfang, aber gerade hier muss ich so oft an ihn denken. Schade, dass er das nicht mehr erleben konnte.
Ich sitze immer noch am Rechner und tippe meine Inventurliste ein und korrigiere noch das Programm, wahrscheinlich aber für den Mülleimer. Ich will jetzt nur eins, nach hause.
An Sergej in Drushnaja habe ich ein Telegramm geschickt. Der Funker gab mir auch die Adresse von Sergej Kudraschow. Ihm werde ich noch mein Fahrtenmesser schenken. Für Tolja und für ihn will ich noch einen Brief schreiben.
Habe inzwischen etwas abgeruht, abgewaschen, aufgewischt und Briefe gestempelt. Vielleicht schaffe ich doch noch alles, was ich mit vorgenommen habe.
Habe mir gegen morgen eine Geburtstagskerze angezündet und Briefe geschrieben.
Da sich die Inder angemeldet hatten, blieb ich noch eine Weile morgens auf. Sie kamen dann erst einmal nicht. Richtig schlafen konnte ich aber auch nicht. Mittags stand ich auf. Rudi hatte sich über die gestrige Aktion geärgert und hatte eine kleine Auseinandersetzung mit Taraschewski.
Nach dem Mittagessen übernahm ich wieder den Dienst. Die Inder kamen am späten Nachmittag. Ich bekam u. a. einen Kugelschreiber und einen Schlüsselanhänger aus Sandelholz. Der Empfang war sehr herzlich. Sie hatten mich bisher nicht ohne Bart gesehen und das Hallo war entsprechend.
Beim Abendbrot in der SU-Station klärte Dietmar unseren morgigen Ausflug. Taraschewski wollte wieder aufmucken, wurde aber von Arthur gebremst. Also werde ich morgen meinen Abschiedsspaziergang machen. Vielleicht klappt es auch mit einem kleinen Hubschrauberflug.
Thomas ist jetzt Vater. Das Telegramm kam heute, das Ereignis liegt aber bereits 2 Tage zurück. Also wieder eine Feier.

14.02.89 (494)

Der heutige Tag war außergewöhnlich schön. Bei herrlichem Wetter machte ich mit Dietmar eine Tour zum Dlinnoje. Dabei hatte ich endlich die Gelegenheit, auf den Primetnaja zu steigen und mich in unser Gipfelbuch einzutragen. Ein Besuch in Maitry war natürlich auch dabei. So hatte ich auch noch die Gelegenheit, dort alles zu besichtigen. Außerdem gab es eine Apfelsine und einen Apfel. Beim zweiten Besuch auf unsrem Rückweg brannte die kleine DES dort ab. Leider klappte es nicht mit dem Hubschrauberflug, da vorn an der Barriere schlechtes Wetter war.

15.02.89 (495)

Heute war ein ruhiger Tag. Ich hatte von Norbert den Küchendienst übernommen, um aus der Station raus zu sein. In der Küche gibt es jetzt wenig Arbeit, da keine Kartoffeln zu schälen sind.
Kurz vor dem Abendessen kamen auch noch ein paar Inder zur Besichtigung und ich spielte noch etwas Dolmetscher.
Es bilden sich in der Station immer mehr Grüppchen. Volker kratzt im Moment sehr, Rudi hat ihm einen Saisonaufenthalt versprochen. Er will ihm damit wahrscheinlich den Mund stopfen wegen der Affäre mit der angeblichen homosexuellen Beziehung. Rudi würde zu hause sonst erheblichen Ärger bekommen.

16.02.89 (496)

Heute habe ich wieder Nachtdienst. Die Heimkehrer werden jetzt bevorzugt zu diesen Diensten eingeteilt. Das ist auch vernünftig, da wir unsere Arbeitsachen bereits abgegeben haben.
Meine Dollars und Rubel habe ich gestern erhalten, nur das Flugzeug kommt nicht.

17.02.89 (497)

Gestern ging ich in die Banja und wusch noch einmal meine Wäsche. Eigentlich wollte ich sie nur noch wegwerfen. Das Wetter ist aber so schlecht geworden (Wind und Schnee), dass es wohl ein paar Tage dauern wird. Die Nachtschicht ist fast zu ende und ich kann bald schlafen und anschließend den Rest des Tagesdienstes antreten. Der Pochod soll auf dem Weg sein.
Ansonsten keine besonderen Vorkommnisse.

18.02.89 (498)

Die Ungewissheit, wann nun geflogen wird, ist geblieben. Ich bekam natürlich noch Arbeitern zugeteilt. Es stand plötzlich die Frage, ob Thomas weiß, was in den Fässern ist, die wir noch haben. Zwar sind kaum noch welche da und er hat sie selbst rumgeräumt, aber über solche Dinge diskutiere ich nicht. Ich habe also schnell ein paar Buchstaben mit Farbe raufgemalt. Dann sollte ich noch aufschreiben oder aufzeichnen, was ich am Kran verändert hatte (E-Anlage). Ich nahm mir die Sache noch einmal vor, fand den Fehler anhand der jetzt vorhandenen Schaltzeichnungen, obwohl die Nummern der Klemmstellen mit unserem Exemplar nicht übereinstimmen und versetzte alles wieder in den Urzustand zurück. Es läuft wieder alles ordentlich.
Dann habe ich auch noch ein Schild Berlin-Kaulsdorf gebaut und draußen am Pfahl angebracht, außerdem noch das zukünftige Stationsschild zugesägt.
Es kam noch eine Einladung zu den Indern auf die "Thuleland" und Rudi flog mit Arthur, Thomas, Willi und Willi hin. Von der 1. AE war niemand dabei, obwohl Dietmar noch nie zu einem offiziellen Anlass draußen war, Arthur aber überall mit musste. Wir anderen machten uns einen bunten Abend mit Wein und 32 Steaks. Schirschow war nicht geflogen, weil für den nächsten Tag Flugzeuge angekündigt waren, die uns abholen sollten, und so kam es dann auch, dass am nächsten Morgen ein Anruf kam (6 Uhr), dass wir zum Flugplatz kommen sollten.

19.02.89 (499)

Der Abflugtag war da, nur unsere Leute von der Thuleland nicht. Ich durfte also den MTLB vorheizen und dann warteten wir. Ich fuhr noch einmal zur SU-Station rüber, weil dort mit einem Fahrzeug was nicht stimmen sollte. Es stellte sich aber heraus, dass es nur noch zu betanken war. Um 7.30 Uhr kam auch der Hubschrauber.
Die, die wir schon fertig waren, fuhren demonstrativ mit dem SU-Fahrzeug ab. Am Vorabend hatten wir noch den großen Teddy wieder aus dem Container geholt und eingepackt, weil Gespräche stattfanden, ihn als Gastgeschenk für irgend jemanden zu verwenden. Wir wollen, dass er ins Museum kommt. Also haben wir ihn entführt.
Auf dem Flugplatz hielten wir und abseits. Ich verabschiedete mich nur von Rudi. Gegen 9.30 Uhr ging es endlich mit der IL 14 los. Es war recht eng, weil es ein Flugzeug für Messflüge war, aber wir überstanden den Flug ganz gut.
In Molod trafen wir die Leute, die uns in Novo ablösen sollen. Wir quatschten etwas und lasen unsere Post. Gegen Mitternacht gingen wir schlafen.
Es gab auch noch eine Überraschung. Die Frauengruppe, die die Strecke von Mirny nach Wostock auf Skiern zurückgelegt hatte, war auch in Molod, um zusammen mit uns zurückzufliegen.

20.02.89 (500)

Es sollte recht früh losgehen und so saßen wir bereits um 7.00 Uhr im Speisesaal, um zu frühstücken. Als wir zu unserem Haus zurückkamen, war das Transportfahrzeug bereits da. Die Fahrt zum Flugplatz dauerte 50 Minuten. Die IL 76 war total voll, der Flug normal. Ich besuchte auch die Piloten und den Navigator in ihren Kabinen. Eine der Damen saß auf dem Sitz des Copiloten und durfte auch mal steuern. Der Flug war für kurze Zeit etwas unruhig. Ich blieb beim Navigator in seiner Glaskanzel unterhalb des Rumpfes am Bug der Maschine und hatte tolle Eindrücke. Leider lag der Fotoapparat in der Tasche. Ich hatte ihn nicht gleich mitgenommen und wollte dann nicht noch einmal zurück, weil ich befürchtete, dann nicht mehr nach vorn zu dürfen. Die Eindrücke von der Landung in Maputo waren unvergleichlich von diesem Platz aus
Am Flugplatz wurden wir vom Botschaftssekretär abgeholt und zu unserer Wohnung gebracht. Die ist sehr schön mit Küche, Bad und vier Zimmern. Ich habe ein Einbettzimmer mit Klimaanlage. Nachts kann man sie aber kaum laufen lassen, weil es zu laut wird. Es sind etwa 28 bis 30°C mit viel Feuchtigkeit. Mir bereitet die Umstellung keine Probleme.
Wir machten noch einen kleinen Spaziergang und verliefen uns fast. Wir fanden aber einen Studenten, der englisch sprach und uns zurückbrachte. Wir luden ihn zu Kaffee und Abendbrot ein.
Geschäfte und Märkte sind wesentlich voller als 1987. Der Ring um die Stadt ist weiterhin geschlossen, ins Land kann man nicht.
Abends wurden wir zum Botschaftssekretär eingeladen, der im gleichen Haus wie wir wohnt. Es gab sehr guten Whisky. Wir unterhielten uns mit ihm und seiner Frau sehr gut.

21.02.89 (501)

Ich stand als erster um 7.30 Uhr auf und badete ausgiebig. Dann schrieb ich bei einer Tasse Kaffee das Tagbuch nach.
Anschließend Wanderung und Einkäufe. Eintauschen von Holzschnitzereien.
Abends Einladung zu Lehrern, die wir in einer DDR-Ausstellung trafen.
Baden im Polana. Mussten diesmal 5 Dollar zahlen.

22.02.89 (502)

Wieder Einkäufe und Tauschgeschäfte
Wetter wechselhaft
Mittags Abflug
Bei Zwischenlandung in Aden wieder beim Navigator gesessen.

23.02.89 (503)

Ankunft in Leningrad
Kleines Interview mit Fernsehen.
Hauptsächlich dort die Mädchentruppe, die auf Skiern von Mirny nach Wostock gelaufen war.
Abends Besuch bei Toljas Familie.

24.02.89 (504)

Rückflug nach Berlin
Akademie hatte wieder nicht ordentlich die Ankunft bei den Familien angekündigt.

Ende