01.02.89 (481)

Heute war wieder mal Sturm. Viel Zeit zum Nachdenken und Entwickeln von Filmen. Die Neuen machen bei so einem Wetter nichts, also ruhe auch ich.
Ich liebe den Sturm hier. Er zeigt uns unsere Grenzen. Meine besten Freunde sind jetzt vorn an der Barriere. Ich gäbe jetzt viel darum, bei Ihnen zu sein.

02.02.89 (482)

Heute war wieder ein ziemlich langweiliger Tag. Das Wetter war zum Glück noch schlecht., also fiel Arbeit draußen aus. Habe mir zwei Messingwürfel gebaut. Rudi und Konsorten hatten wegen des Windes keine Lust, zum Essen zu gehen. Sollte Suppe kochen. Habe das abgelehnt mit dem Hinweis, dass ich bei dem Wind noch in die SU-Station gehe. Also haben 8 Mann hier gegessen und 6 sind rübergegangen. Nachmittags ging plötzlich der Büffel A aus. Habe auf B umgeschaltet. Den Fehler fand ich recht schnell. Ein Kabel am Temperaturwächter wackelte und dadurch schaltete das Magnetventil. Bei solchen Problemen wird Thomas wohl Probleme haben.
Meine letzte Kiste ist so gut wie fertig gepackt. Hermi bekommt offensichtlich auch langsam mit, dass mit der Taucherei nichts mehr läuft. Jeder Tag, der verstreicht, ist ein Gewinn. Ab 1.3. dürfte dann wohl alles gelaufen sein. Unklar ist noch, ob Rudi nun früher fliegt oder nicht. Unsere Leute starten am 12. in Berlin.

03.02.89 (483)

Heute habe ich endlich wieder mit Dir sprechen können. Es sieht so aus, als ob unser Wiedersehen noch einige Zeit dauern wird. Auch mein Kathrinchen war am Telefon. Ich bin wirklich stolz darauf, so eine Tochter zu haben. Eigentlich fehlt mir nichts.
Heute haben Thomas und ich wieder etwas draußen gearbeitet, trotz des starken Windes. Ölfässer rollen stand auf der Tagesordnung. Arthur ist mir heute blöd gekommen, wollte mir verbieten, mit den Bergschuhen zum Essen zu gehen, vermutlich wegen der außergewöhnlichen Abnutzung. Habe es ihm dann heimgezahlt. Da Rudi auch so zum Abendessen ging, empfahl ich Arthur, das Rudi auch zu untersagen und zwar so laut, dass es Rudi hörte. Das gab eine lustige Diskussion. Mit Thomas habe ich heute die erste Runde am Computer gearbeitet. Die grundlegenden Dinge werden wohl klappen.

04.02.89 (484)

Die Gerüchte überschlagen sich immer mehr. Offiziell wurde der Flugtermin der 10.04. angegeben. Die Somov soll Drushnaja anlaufen und so Zeit sparen. Der Pochod soll bereits am 25.02. losfahren. Was nun wirklich wird, ist unklar. Rudi gibt immer nur halbe Informationen.
Heute haben wir alle nicht mehr benötigten Fässer verladen. Vielleicht fahren wir sie morgen raus und markieren die Strecke. Außerdem wieder zwei Ballons Wein angesetzt.

05.02.89 (485)

Die Wellen der Erregung schlagen wieder hoch. Es ist bekannt geworden, dass 5 Mann im Februar zurückfliegen werden. Jetzt geht das große Rätselraten los, wer es sein wird.
Den von Günther versprochenen Kasten bekomme ich nun doch nicht, die Mafia der zweiten AE hat zugeschlagen. Letztlich ist es mir egal. Sollte ich doch fliegen müssen, mache ich nichts mehr.
Heute haben wir den Weg ins Domik mit Ölfässern gekennzeichnet. Hauptsächlich waren es volle, man hatte keine Lust, sich wegen der Rückführung was einfallen zu lassen.
Die Inder waren zu Besuch und haben wegen des Tanklagers verhandelt. Was genau dabei herausgekommen ist, wissen wir nicht. Sie fuhren mit Rudi und Taraschewski mit dem MTLB zum Domik und dann weiter nach Maitri. Um 21.00 Uhr wollten Sie sich über UKW melden. Wird aber nicht klappen, da zu viele Berge dazwischen sind.

06.02.89 (486)

Heute wurde bekannt gegeben, dass 5 Mann fliegen. Freiwillige sollten sich bis abends melden. Gegebenenfalls wird es durch die Leitung festgelegt. Bisher liegt eine Meldung vor.
Bis zum 24. sollen beide Traktoren repariert sein. Ist zwar Blödsinn, ich habe aber nichts gesagt. Erst mal abwarten, was wird. Auf jeden Fall habe ich nach dem Mittagessen mit meinem Traktor angefangen. Die Stimmung ist jedenfalls sehr gespannt. Morgen soll die Entscheidung bezüglich des Rückfluges mitgeteilt werden.
Kurz vor Mitternacht spinnt Büffel B, fast 500 V liegen an. Die Sache wird zum Aufruf gebracht und ich gehe. Die Maßnahme heißt umschalten, vom neuen DES-Mann keine Spur. Mal sehen, wie es weiter geht. Um 0.30 Uhr sitzen Sie bei Claus (Thomas, Andreas, Claus, Taraschewski). Claus ist wieder der, der alles anheizt. Wenn ich nach hause muss, werde ich protestieren, aber froh sein. Die Reparatur kommt erst nach der Entscheidung oder gar nicht. Taraschewski ist eines der größten Arschlöcher, die ich kenne. Es gibt kaum einen Satz, den ich mit größerer Überlegung und Genauigkeit geschrieben habe, auch wenn Rosenmontag gefeiert wurde. Der zweite Fakt ist, dass Claus derjenige ist, der Informationen verbreitet.
In letzter Zeit bleibt mir wenig verlässliches. Unter den Neuen ist nur einer mit Verständnis und der wird es schwer haben.

07.02.89 (487)

Gestern ging es wirklich hoch her, die Schrift zeigt es. Morgens keine Nachwirkungen.
Vormittags ließ Rudi die Katze aus dem Sack. Winfried, Wilfried, Claus, Hermi und ich fahren. Arthur wird für die so wichtige Übergabe am Schiff gebraucht, die 12 Jahre auch ohne ihn lief. Ursache dafür, dass auch ich fahre, dürfte Taraschewski sein. Heute gab es noch einen Tanz wegen des alten Verdichters, den ich eingepackt hatte. Tara wollte mir ein Ding machen und sagte, ich sollte Schirschow und Rudi fragen. Schirschow hat nur gegrinst und ja gesagt. Als ich das Tara mitteilte, meinte er, dass ich eigentlich Rudi fragen sollte und dass er dagegen ist, dass ich das Ding mitnehme. Rudi hat aber in meinem Sinne entschieden, also ein Sieg für mich. Ich arbeite natürlich weiter, aber langsam und gediegen. Heute habe ich erst einmal den Generator repariert und die Vorglühanlage am Kran. Ein paar private Dinge sind auch noch zu erledigen.

08.02.89 (488)

Der heutige Tag war schön ruhig. Ich hatte Dienst in der SU-Station. Dorthin kam auch die Nachricht, dass wir eventuell schon am 15. oder 16. abfliegen. Je früher, desto besser. Lust zum Schreiben hat man auch kaum noch. Anrufen werde ich auch nicht mehr, da ich Fragen sowieso nicht beantworten kann. Die paar Tage wird es auch noch so gehen.

09.02.89 (489)

Heute kam endlich die indische Inspektion. Der Verlauf war ganz anders, als Rudi vorausgesagt hatte. Ein paar Tage vorher hatte er großkotzig erklärt, dass er die Sache schon in die Hand nehmen würde, falls sie Schwierigkeiten hätten, Fragen zu stellen. Die hatten solche Schwierigkeiten überhaupt nicht und standen auf jeden Fall mehr im Stoff als er.
Das kalte Buffet hatte ich schnell vorbereitet, da Claus in der SU-Station Dienst hatte. Hermi und Andreas halfen mir.
Nach dem Imbiss ging ich zum Arzt zur Abschlussuntersuchung. Alles OK.
Wilfried Korth hatte Rudi heute mal die Meinung gegeigt und ihm gesagt, dass er sich mit ihm nur noch dienstlich unterhält, privat legt er keinen Wert darauf. Rudi erzählt auch alles gerade so, wie es ihm in den Kram passt und lügt bei Bedarf auch, dass sich die Balken biegen.
Mit der Arbeit sieht es so aus, dass ich Gerald die Sache mit dem zweiten Traktor ausgeredet habe. Ich arbeite jetzt mit Thomas zusammen an einem und wir fangen an, die Container zu verspannen.
Der Funker hat meine Grüße an den Pochod ausgerichtet und gesagt, da Tolja versuchen wird, am 14. hier zu sein. Ich würde mich darüber sehr freuen. Col. Ganesan will mit seiner Truppe auch früher kommen, weiß aber nicht, dass wir abfliegen werden. Seine Adresse habe ich auch.

10.02.89 (490)

Wieder ein Tag rum. Thomas hat beim Versuch, die Kette vom Traktor zu öffnen, alles schön versaut und ich sollte nun mitmachen. Zusammen mit Arthur versuchte ich es mit dem Propanbrenner, es ging aber auch nicht. Dann kam Thomas wieder dazu und da drei daran nicht arbeiten können, verspannte ich die Container. Die Kette ist jetzt zwar getrennt, aber zumindest ein Kettenglied versaut. Das Austauschen ist ein Problem, da nur zwei Bolzen lösbar sind.
1 Tag Arbeit noch, dann habe ich endlich Nachtdienst.