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Donnerstag, 22.10.87 (11)
Endlich ging es los, wir sollten an unser Reiseziel gelangen. Wir waren zwar schon in der Antarktis, aber eben noch nicht an unserem eigentlichen Ziel. Da wir recht viel Gepäck hatten, mußten zwei IL 14 fliegen. Es waren speziell für diese Einsätze umgebaute Varianten, die im Innenraum zwei große Zusatztanks für Treibstoff hatten. Weiterhin waren sie an beiden Seiten und oben mit halbkugelförmigen Plexiglaskuppeln ausgestattet, die Geräte für die terrestrische Navigation und einen Astrokompaß enthielten. Offensichtlich versagten hier oft die gewöhnlichen Navigationsinstrumente aufgrund elektrischer und magnetischer Phänomene. Die zulässige Zuladung von 800 kg je Maschine wurde nach unseren überschlägigen Berechnungen weit überschritten. Wir kannten ja unser Gewicht und das unseres Gepäcks. Aber das ist hier alles "normalno". Auch die Tatsache, dass für 6 Passagiere nur 4 Sitze vorhanden waren, störte offensichtlich niemanden. Der Rest saß auf dem Gepäck. Wir kamen aber gut von der Landebahn weg und es begann der bisher schönste Flug meines Lebens. Bedingt durch die geringe Flughöhe von nur 1450 m und die Tatsache, dass entlang der Küste geflogen wurde, sahen wir herrliche Bilder. Die Fotoapparate hatten keine Ruhe. Wir durften auch aus der Kanzel fotografieren. Als wir die japanische Station Siowa überflogen, konnten wir sie wegen der Wolken nur ganz kurz sehen. Zwischendurch wurde dann schnell noch eine Benzinleitung am Zusatztank wieder abgedichtet, denn es roch sehr stark nach Kraftstoff, was aber die Besatzung nicht hinderte, im vorderen Teil, der durch einen Vorhang abgetrennt war, zu rauchen. Kurz vor der Schirrmacher-Oase hatten wir lange Zeit, das Wohlthat-Massiv zu betrachten. Der Höhepunkt war dann das Überfliegen der Oase mit ihren blanken, vereisten Seen und den beiden Stationen. Und dann war es endlich soweit. Wir setzten den Fuß in das Gebiet, das für etwa eineinhalb Jahre unser Zuhause sein sollte. Das Wetter war herrlich, blauer Himmel, eine strahlende Sonne, wenig Wind und etwa -15°C. Wir wurden vom Stationsleiter und zwei Mann mit der ATT abgeholt. Die ATT ist ein Kettenschlepper mit etwa 450 PS, der in der Armee als Artilleriezugmittel eingesetzt wurde. Für den Einsatz in der Antarktis waren die Ketten mit Winkeln aus kaltzähem Stahl verbreitert worden. Nach dem Ausladen gab es noch einen längeren Aufenthalt, da erst die beiden IL 14 aufgetankt werden mussten und dafür die ATT als Zugmittel für den Tankschlitten benötigt wurde. Die SU hatte nur noch einen kleinen fahrfertigen GTT. Alles andere war defekt und der Radschlepper fuhr sich fest. Aber auch die Wartezeit verging und wir brachen Richtung Oase zu unserer Station auf. Der Flugplatz liegt etwa 20 km außerhalb der Oase. Ich fuhr im GTT der SU mit und da wir schneller als die ATT waren, erreichten wir als erste die Station, wo wir mit Schüssen aus der Leuchtpistole empfangen wurden. Ich hatte mir die Station anhand der Bilder ganz anders vorgestellt, aber sie gefiel mir sofort, viel besser als die bisher kennengelernten sowjetischen Stationen. Als Begrüßung gab es Erbsensuppe mit Bockwurst, Kaffee und Kuchen und eine Flasche Schnaps. Nach der Begrüßung ging es ab in die Sauna, die wir über Funk für uns bestellt hatten. Es war herrlich, endlich mal wieder duschen zu können. Anschließend wurden die Schlafstellen verteilt. Steffen und mir wurde das GEOmobil zugeteilt, das sich ca. 100 m von der Station befand. Hierbei handelte es sich um ein kleine, gut wärmeisolierte Holzhütte, die auf einem Schlitten stand und als Unterkunft bei Expeditionen ins Umland genutzt wurde. Sie war recht gemütlich, hatte aber den Nachteil, dass man bei schlechtem Wetter abends einen unangenehmen Weg vor sich hatte. Das traf natürlich auch für einen eventuellen nächtlichen Toilettenbesuch zu. Aber in Notfällen entwickelt man manchmal doch ein erstaunliches Durchhaltevermögen. Aber das nur mal am Rande. Am Abend gab es natürlich eine Begrüßungsfeier, die auch zum gegenseitigen Kennenlernen diente. An diesem Abend gingen wir dann doch sehr müde ins Bett, Steffen und ich mit Gegenwind bis zu unserer Hütte, wo wir erst einmal unseren Eingang freischippen mussten. Eine wichtige Regel war, die Schippe immer draußen zu lassen, damit man vom Wachhabenden beim Wecken freigeschaufelt werden konnte. In dieser Nacht schliefen wir herrlich.
Freitag, 23.10.87 (12)
Am ersten Morgen in der Oase lernten wir das Wetter gleich von der etwas härteren Seite kennen. Draußen heulte der Sturm mit 20 - 26 m/s, der feinen Schnee mit sich führte. Der Schnee ist hier so fein, dass er selbst durch gut abgedichtete Fenster und sonstige Ritzen drückt. Schneewehen sind nicht weich wie bei uns, sondern teilweise hart wie Beton. Der Diensthabende musste uns erst freischippen, bevor er uns wecken konnte. Hier zeigte sich der Nachteil, den man als Außenschläfer hat. Der Weg zur Station war nicht gerade angenehm. Das waren aber die Dinge, an die wir uns schnellstens gewöhnen mussten. Jetzt lernten wir auch unseren ersten "white out" kennen, auch "weiße Finsternis" genannt. Bei der gleichmäßigen Beleuchtung und dem weißen Schnee rings umher konnte man Bodenwellen nicht erkennen und man trat oft ins Leere. Ansonsten passierte nicht viel, außer vielleicht, dass ich mein erstes Telegramm abgeschickt habe. Abends wurde über den Ablauf der Einweihungsfeierlichkeiten gesprochen. Bei der Anzahl der Personen gab es recht eigentümliche Auffassungen seitens der Leitung. Da bis zu sieben Inder erwartet wurden, sollten es auf jeden Fall acht sowjetische Kollegen sein. Alles in allem wurde die Sache nur von der politischen Seite aus gesehen und taktische Gesichtspunkte standen im Vordergrund. (Aus der zeitlichen Entfernung von mehr als 15 Jahren und nach den Veränderungen durch die Wiedervereinigung hinterlassen solche Überlegungen einen besonders albernen Eindruck).
Sonnabend, 24.20.87 (13)
Vormittags fanden wieder Vorbereitungen für die Einweihung statt. Ralf und Kurt arbeiteten in der Küche und bauten aus unseren Vorräten ein kaltes Buffett, das jeder guten Gaststätte Ehre gemacht hätte. Weiterhin wurde ein Rednerpult gebaut und ein Fahnenmast vorbereitet, an dem zum Klang der Nationalhymne unsere Fahne gehisst werden sollte. An den drei Masten gegenüber der Station wurden probeweise die sowjetische, die indische und unsere Fahne hochgezogen. Damit war der Vormittag bis zum Mittagessen ausgefüllt. Der Nachmittag gehörte traditionsgemäß der Sauna Zu diesem Anlass gab es von der sowjetischen Station noch das Banja-Bier, das hier mit besonderer Freude genommen wird, da Bier hier Defizit ist, wie es in der russischen Sprache so schön heißt. Nach dem Saunabesuch fanden wir uns zum Kaffeetrinken zusammen und anschließend gab es die obligate Diskussion zum Ablauf der Einweihung. Abends gab es dann noch einige ernste Streitgespräche. Offensichtlich hatte das ZIPE den bisherigen Stationsleiter nicht ordnungsgemäß über seine Ablösung durch Reiner Frey informiert und daraus resultierte natürlich eine Verstimmung bei der alten Besatzung. Man kam auch darauf zu sprechen, dass man sich seitens des ZIPE nicht in ausreichender Weise um die Expeditionsmitglieder kümmert. So wurden keine Zeitschriften mitgebracht und auch die bisherigen Monatsinformationen per Funk waren eingestellt worden, eine Tatsache, über die man sich nur wundern kann. So weit von zu hause entfernt ist man froh über jede Information, die man bekommen kann auch wenn sie schon etwas älter ist. Wie ernst solche Probleme sein konnten erfuhren wir später, als wir dann die Alten" waren und unsere Probleme mit den Nachfolgern hatten.
Sonntag, 25.10.87 (14)
Am Tag der Einweihung lief dann doch einiges anders als es geplant war. Schuld daran war das Wetter. Es herrschte sehr heftiger Wind vor, der Himmel war mit Wolken verhangen und die Temperaturen entsprechend niedrig. Ein längerer Aufenthalt im Freien war daher kaum möglich. Ein Probehissen der Fahne am neu installierten Mast zeigte, dass dieser der Belastung durch den Wind nicht standhalten würde. Das Programm wurde umgestellt, nur der erste Teil fand im Freien statt. Die DDR-Fahne gegenüber der Station auf dem Burgwall wurde niedergeholt, um dann bei der Zeremonie gehisst zu werden. Pünktlich um 16 Uhr trafen die Gäste von der indischen und sowjetischen Station ein und die Einweihung wurde mit der Nationalhymne und der Fahnenhissung eingeleitet. Eckard. Grass eröffnete die Feier in seiner Funktion als alter Stationsleiter und übergab Prof. Kauzleben das Wort zur Festrede, die den Umständen entsprechend verhältnismäßig kurz ausfiel. Am Ende der Rede enthüllte er die Stationstafel, wozu aus Leuchtpistolen Salut geschossen wurde. Anschließend übergab er das Stationsbuch an Reiner Frey, der dann das Wort zu einer Erwiderungsrede ergriff. Nach diesem ersten Teil fand die Fortsetzung im Saale statt. Der sowjetische Stationsleiter hielt eine Rede und übergab Gastgeschenke sowie eine Auszeichnung für Ralf, den Koch. Seit dieser Zeit haben wir einen weiblichen Stationsbewohner, nämlich Pippi Langstrumpf. Auch der indische Delegationsleiter beglückwünschte uns in seiner Rede zur Eröffnung der Station und sprach sich für eine gute und kameradschaftliche Zusammenarbeit aus. Der Rest des Abends verlief feuchtfröhlich und auch dem kalten Buffett wurde reichlich zugesprochen. Obwohl ich mich bei den Getränken zurückgehalten hatte, ging es mir in der Nacht sehr schlecht, erst der Gang hinter die Hütte brachte Erleichterung. Der Morgen war beschwerdefrei, was den Kopf anging, nur mit der Verdauung haperte es.
Montag, 26.10.87 (15)
Der Montag brachte eine Menge Arbeit. Da ich bei der Feierlichkeit fotografiert hatte, musste ich den Film entwickeln, um zu sehen, ob alles gut geworden war. Es hatte alles geklappt. Anschließend wurde ich die unangenehmeren Arbeiten eingeweiht. Ich fuhr meinen ersten Scheiße-Pochod, d. h., die Plastesäcke von der Toilette wurden zur Kippe gefahren, eine Arbeit, die jetzt, wo es kalt war, halbwegs harmlos vonstatten ging, da der Inhalt gefroren war. Im antarktischen Sommer musste man dann sehr vorsichtig arbeiten, um die Säcke nicht zu beschädigen und sich mit dem Inhalt zu bekippen. (Um diese Angelegenheit richtig zu verstehen, muss man wissen, dass die Toilette in der Station eine umgebaute Reichsbahntoilette war, die unten außerhalb des Containers mit einer Halterung für Plastesäcke versehen wurde, die als Sammelbehälter dienten. Dort hinein gelangten die festen Bestandteile, das andere wurde über ein Rohr nach außen geleitet und bildete im, Verlauf des Winters den sogenannten Pissberg, der im Sommer dann wegtaute. Über derartige Dinge findet man in den üblichen Antarktisberichten nichts, obwohl es Dinge sind, die einen täglich beschäftigen). Auf der Rückfahrt fuhren wir bei den Indern vorbei, die mit ihrem kleinen Schlittenzug in der Oase kampierten. Dort hatte ich die Gelegenheit, mit ihrem Snow-Cat zu fahren. Das Ding fuhr sich wirklich prima. Der Motor sprang sofort an, das Automatikgetriebe arbeitete einwandfrei und durch die Servolenkung ließ es sich mit einem Finger lenken. Zum Abschied wurde noch ein Rum getrunken. Um 18 Uhr trafen wir uns in der sowjetischen Station zu einer kleinen gemeinsamen Feier anlässlich der gestrigen Einweihung. Das Essen war gut (Lachs, Dorschleber, Kalmar), die Getränke kamen von uns. Es wurden Dias gezeigt über das ZIPE und alte SAE`s. (SAE - sowjetische Antarktisexpedition) Abends las ich noch etwas.
Dienstag, 27.10.87 (16)
Auch am 27. verbrachte ich den halben Tag im Fotolabor um Abzüge von den Bildern der Eröffnungsfeier zu machen. Die Abzüge waren in der Qualität nicht gut, da ich mir weiter keine Mühe gegeben hatte. Es sollten nur Arbeitskopien sein. Am Ergebnis ließ sich aber abschätzen, dass bei sorgfältiger Arbeit auch ein brauchbares Ergebnis zu erzielen war. Von Hans erhielt ich noch Negative von Pinguinbildern. Eins habe ich für Steffen gemacht. Mit Steffen verstehe ich mich sehr gut, genauso mit Kurt von der alten Mannschaft. Man braucht einfach ein paar Leute, mit denen man gut harmoniert. Mit Molo ist es etwas problematisch, er bringt sehr in den Vordergrund, dass er schon das dritte mal hier ist. Andere Meinungen lässt er kaum gelten. Hans ist ein prima Kerl, nur manchmal etwas empfindlich. Als die Inder hier waren und auch die DES besichtigten, bin ich mitgegangen, da er kein Englisch spricht. Irgendwie fühlte er sich in den Hintergrund gedrängt. Ich glaube aber, das wieder klar gekriegt zu haben. Von anderen habe ich die gleiche Einschätzung über ihn erhalten. In der Nacht zum Mittwoch hatte ich Dienst. Die Zeit habe ich hauptsächlich zum Schreiben und Lesen genutzt. Hans blieb bis 24 Uhr auf, um die Kontrollgänge um 21 Uhr und 24 Uhr mit mir zusammen zu machen. Morgens weckte ich ihn eine Stunde früher und er half mir bei der Vorbereitung des Frühstücks. Nachts musste ich noch einen Berg Geschirr abwaschen und aufräumen.
Dienstag, 28.10.87 (17)
Mit Hans hatte ich das Frühstück vorbereitet. Man versucht, jeden Tag eine kleine Besonderheit zu servieren. Ralf hatte am Abend zuvor Götterspeise gekocht, ich hatte in der Nacht Vanillesoße zubereitet. Hans dekorierte das dann noch mit Schokolade. Nach dem Frühstück war dann großer Fototermin. Es wurden Gruppenbilder in verschiedenen Variationen angefertigt. Da ich die einzige 6x6-Kamera habe, war ich der Fotograf. Es wurde auch noch ein Bild von der Eröffnungsrede nachgestellt. Anschließend ging ich schlafen, denn der Nachtdienst war sehr anstrengend. Zwischen 13 Uhr und 13.30 stand ich auf, denn am Tage zu schlafen ist recht problematisch. Ich kam gerade recht zum Kaffeetrinken. Anschließend kam der übliche Gang ins Fotolabor, um den Film von Vormittag zu entwickeln. Da sich inzwischen ein größerer Berg Wäsche angesammelt hatte, ging ich bereits um 16.30 Uhr zur sowjetischen Station in die Banja, duschte und wusch meine Wäsche. Zum Abendbrot war ich fertig mit meinen Arbeiten. Danach ging es nach hause. Abends und nachts gab es wieder viel Wind und Schneefegen.
Donnerstag, 29.10.87 (18)
Geweckt wurden wir vom Diensthabenden etwa 7.30 Uhr. Wir, d. h. Steffen und ich, waren etwas später dran, da wir Außenschläfer sind. Ich war noch hundemüde, da wir wieder erst um 0.45 Uhr ins Bett gingen. Nach dem Frühstück musste ich schon wieder ins Fotolabor. Vorher hatte ich ein Erinnerungsblatt auf den Film zu kopieren, dass an die Einweihung der Station am 25.10. erinnern sollte. Molo hatte es mit Tusche sehr schön geschrieben. Nach dem Entwickeln des Films stellte ich 42 Kopien her. Das Original und die Negative wurden später vernichtet, so dass keine Nachfertigungen möglich waren. Anschließend fertigte ich einige Probeabzüge von den Gruppenbildern an. Der Film hatte offensichtlich am Rand Licht bekommen. Über die Ursache bin ich mir im Unklaren. Mit Überbelichten und Abwedeln müsste es aber hinzubekommen sein. Mittags kam wieder keine Telegramm von meiner Frau. Langsam wurde ich etwas unruhig. So weit von zu hause weg werden Kleinigkeiten zu großen Problemen. Angeblich kamen keine Telegramme wegen Magnetsturm durch. Abends hatte ich dann mit dem Trocknen der Erinnerungsbilder zu tun. Dem schloss sich dann eine größere Unterschriftenaktion an, denn jeder musste alles unterschreiben. Man brachte auch Schnapsgläser herein, aber die wurden dann später wieder unbenutzt herausgetragen. Das verstehe wer will.
Freitag, 30.10.87 (19)
Und schon wieder musste ich vormittags ins Fotolabor. Diesmal standen die Gruppenbilder auf dem Programm. Mit Überbelichten und Anwedeln ging es ganz gut. Für jeden wurde ein großes und ein kleines Gruppenbild angefertigt. Es kam also wieder eine ganze Menge zusammen. Für Reiner wurden dann noch einige Arbeiten für den Aufbau einer Antenne erledigt. In dem Fels wurde in einem Spalt Platz für die Markierung eines Punktes geschaffen.. Mittels Spezialzement, der durch Erhitzen verflüssigt wurde, gossen wir einen großen Bolzen im Fels fest und markierten ihn mit Farbe. Beim Erhitzen wurde Essigsäure abgesondert, die selbst im Freien den Aufenthalt in der Nähe des Topfes nur unter Beachtung der Windrichtung möglich war. Aber auch diese Arbeit wurde geschafft. Abends gab es dann eine kleine Abschiedsfeier für Prof. Kauzleben und Ralf. Das Flugzeug sollte nachts in Molodjoshnaja starten und früh wieder ab Neulasarew zurückfliegen.
Sonnabend, 31.10.87 (20)
Der Morgen sah uns wieder komplett am Frühstückstisch versammelt. Aus Witterungsgründen konnte das Flugzeug nicht kommen, die Antarktis hatte eben so ihre Eigenheiten. Bedingt durch die große Entfernung nach Molodjoshnaja konnte man das Wetter dort nicht von der eigenen Wetterlage abschätzen. Nach dem Frühstück wurde eine Antenne für das Funkgerät aufgebaut. Reiner und ich installierten die Antenne für die Doppler-Messungen, für die am Vortag der Fixpunkt gegossen wurde. Die Verlegung des Kabels gestaltete sich etwas schwierig, da wir bei der Überquerung der Straße keine Leiter hatten, um es an dem dort gespannten Stahlseil zu befestigen. Die ATT konnten wir nicht extra anlassen, um sie als Arbeitsplattform zu benutzen. Aber auch das wurde geschafft. Die Kabellänge reichte gerade so aus, um das Gerät im Messcontainer anzuschließen. Wieder kam keine Antwort auf mein Telegramm. Ich war sehr deprimiert. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. War es nicht angekommen? Etwas anderes konnte und wollte ich mir nicht vorstellen. Ingrid hatte sich doch sogar schon Telegrammformulare besorgt. Ich hatte keine Ruhe mehr. Ein zweites Telegramm wurde entworfen. Am Sonntag wird es abgeschickt werden. Abends gab es Würfelspiele und selbstgemachten Honigwein. Der Geschmack erinnerte etwas an herben Apfelwein, war aber besser als Schnaps. Nach dem Mittagessen waren wir übrigens noch in der Banja. Wassja hatte auch unser Banja-Bier besorgt.
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