29.05.88 (231)

Der Motor vom Kran wurde wieder zum Laufen gebracht und der Generator gereinigt und enteist. Danach gab es wieder Strom, aber das Hauptrelais schaltete nicht. Nach Betätigung von Hand konnte der Haken ordnungsgemäß gehoben werden. Claus fuhr den Kran dann an seinen vorgesehenen Abstellplatz. Dabei ging der Motor wieder aus. Offensichtlich saß wieder was in der Dieselleitung.
Abends Banja.

30.05.88 (232)

Mit Fritz baute ich den Tank des Krans aus und reinigte ihn. Wir fanden Teile einer alten Korkdichtung , die sich immer vor die Leitung gesetzt hatte, wenn der Kran fuhr. Stand er, schwamm sie oben und es passierte nichts.
Nach dem Einbau des Tanks bekamen wir den Motor aber nicht wieder an. Ich wechselte noch ein Teil der Vorglüh- und Startanlage aus, aber die Batterien waren zu weit runter.
Da morgen der Pochod losgeht, muss Fritz allein weitermachen. 40 l Öl habe ich auch noch in die Hydraulikanlage gefüllt.

31.05.88 (233)

Heute war ich um 8.00 Uhr in der SU-Station, um dort zu frühstücken, denn danach sollte es gleich losgehen. Es gab aber eine Havarie mit der Wasserpumpe. Also fuhr ich erst einmal zurück. Damit die Zeit nicht nutzlos vertan war, arbeitete ich wieder am Kran. Ich wärmte ihn vor und bekam den Motor gestartet. Der Generator lieferte wieder keine Spannung. Also öffnete ich ihn und überprüfte alles, fand aber keinen Fehler. Die letzte Möglichkeit war, ihn wieder aufzumagnetisieren. Ich holte also ein paar Drähte und klemmte die Feldwicklung an die Batterie an und dann lief alles. Auch die Relais funktionierten einwandfrei. Alle Funktionen bis auf das Absenken des Arms funktionierten.
Dann kam der Anruf, dass es losgeht. Wir trafen uns vor der Oase und ich bekam zwei Tankschlitten angehängt und dann ging es los. Die Maschine hatte in dem Schnee ganz schön zu schleppen. Bei Kilometer 54 übernachteten wir.

01.06.88 (234)

Morgens ging es weiter, etwas spät, weil lange geschlafen wurde. Es war ziemlich warm , der wenige Wind kam von hinten und ich bekam im tiefen Schnee Probleme mit der Temperatur. Teilweise konnte ich nur im 1. Gang fahren und der ganze Qualm wurde vor die Maschine getrieben, so dass man nur schlecht sehen konnte. Abends waren wir an der Barriere. Es sollte Kino geben und der neue Generator lief. Als ich gegen 20.00 Uhr rüberging, um beim Funken dabeizusein, qualmte es fürchterlich aus dem Schaltkasten. Da ich bei dem Motortyp nicht wusste, wie er abzustellen war, holte ich Serjosha. Die Generatorsteuerung war jedenfalls hin und damit war auch keine Möglichkeit mehr gegeben, den Kran zu benutzen. Bin gespannt, wie es weitergehen wird.

02.06.88 (235)

Der Chef hatte verschlafen, weil seine Uhr stehengeblieben war, das Kerosin für den Ofen war alle, also ein reizender Anfang . Ich kümmerte mich um meine Fracht. Unten standen noch eine Walakusche mit dem 2. Funkcontainer und dem Antennenabstimmhaus und ein Schlitten mit einem Wohncontainer. Ich koppelte beides allein an und zog es nach oben. Dann begann ich mit dem Verspannen. Jetzt bewährten sich die Lampen, die ich zusätzlich an der ATT angebracht hatte. Das Antennenhaus verspannte ich nicht, denn falls der Kran noch läuft, kommt es auf die ATT. Ich hatte übrigens zwei Flaschen Wodka mit, die für allgemeine Freude sorgten.

03.06.88 (236)

Man staunt immer wieder, was so alles möglich ist. Mittels einiger Teile vom alten Generator des Krans und einiger mit Drähten im Raum aufgehängter Dioden gelang es wirklich, den Generator zum Laufen zu bringen, wenn auch nur mit verminderter Leistung.
Das eröffnete völlig neue Möglichkeiten. Ich verzurrte das Antennenhaus auf der Walakusche und half dann beim Betanken der Schlitten. Das war wieder eine Sauarbeit, überall der eiskalte und schmierige Diesel. Die ganze Angelegenheit beschäftigte uns bis zum Abendessen. Danach las ich noch etwas.

04.06.88 (237)

Heute morgen gab es einen handfesten Streit zwischen Serjosha und Tolja. Irgendwie reichte die Spannung der Akkumulatoren nicht zum Funken aus. Manchmal ist es gut, wenn man nicht alles versteht.
Bei mir gibt es noch Probleme mit dem Zusammenkoppeln von Walakusche und Schlitten. Ich hatte keinen passenden Schäkel. Aber es wird sich schon ein Weg finden.
Ansonsten zogen wir den Kran auf einem Schlitten durch die Gegend, ent- und beluden die Fahrzeuge. Bis die Jungs morgens so in Gang kommen, wird es schon fast wieder dunkel. Ordentliche Beleuchtung haben sie auch nicht.

05.06.88 (238)

Es wurde fast nichts getan, draußen gab es Wind und Schnee. Ich war mit Tolja und Wolodja draußen und jeder hat an seiner Maschine Fracht verzurrt. Auch an meine Walakusche wurde hinten eine Kopplungsmöglichkeit für den Schlitten mittels Stahlseil befestigt. Der Rest des Tages wurde verschlafen. Im Aufenthaltsraum des Fahrzeuges ist es oben schön warm und unten schön kalt und ich liege unten. Es ist aber auszuhalten. Um 20.00 Uhr soll noch ein Versuch mit der deutschen Funkanlage starten. Mal sehen, ob sich Günther meldet.

06.06.88 (239)

Heute sind wir doch tatsächlich noch losgefahren, allerdings nur etwa 5 km bis zu den beim letzten Pochod stehengelassenen Tankschlitten.
Tagsüber wurden Benzin und Diesel getankt. Das Koppeln machte erhebliche Schwierigkeiten, weil ich wegen der aufgeladenen Generatoranlage keine Sicht nach hinten hatte. Nach dem Koppeln mussten die beiden Häuser auf der Walakusche verzurrt werden. Morgen muss ich dann alles noch einmal nachsehen.

07.07.88 (240)

Wir stehen wieder da, wo wir losgefahren sind. Der Grund ist ganz lustig. Als ich losfuhr, riss sich der Schlitten mit dem Container los und da es dunkel war, merkte es keiner. Erst als ein MTT im Schnee stecken blieb und ich mich davorhängen sollte, merkte ich, dass etwas fehlte. Also fuhr ich zurück, aber nirgends stand etwas. Dann überholte mich die Charkowchanka und ich stieg auch ein. Mit der einen Maschine fuhren wir zurück. Das Wetter war inzwischen saumäßig geworden. Mit viel Mühe bekamen wir den Schlitten angekoppelt, aber nach kurzer Fahrstrecke verloren wir den Weg im Schneesturm und mussten stehenbleiben. Im Moment haben wir unsere Fahrzeuge an drei Stellen über knapp 20 km verteilt. Mal sehen, wann wir wieder weiterfahren können.
Abends spielten Wolodja, der Doktor, und ich noch Skat, d. h., ich versuchte, es ihnen beizubringen. Beim Doktor klappte es prima. Die Karten waren alt und bei der Beleuchtung kaum zu erkennen.