08.06.88 (241)

Weiterhin starker Schneesturm. Propan funktioniert nicht mehr und Tolja und der Doktor holten die Flasche rein. Fahrerhaus ist voll Schnee. Meine ATT wird auch voll sein. Da wir gestern noch zurück wollten, habe ich die Vorwärmanlage nicht geschlossen. Das gibt bestimmt auch noch Ärger. Bin gespannt, wie viele Tage wir hier noch festsitzen werden.
Habe mir Papier geben lassen und den letzten Programmteil für mein Inventurprogramm zu 75% geschrieben. Mir fehlen für den Rest ein paar Unterlagen. Außerdem ein paar Seiten Programmbeschreibung geschrieben.

09.06.88 (242)

Weiterhin Schneesturm. Wir schlafen bis mittags, dann gibt es zu essen. Dann wird geredet, gelesen, geschlafen. Nach 20.00 Uhr zweite Mahlzeit, dann wieder schlafen und lesen. Den Darwin habe ich schon zweimal durch. Man verliert jedes Zeitgefühl. Ich habe den Eindruck, schon ewig hier zu stehen.
Habe noch angefangen, ein Programm in Basic für die Energieabrechnung zu schreiben. Bin ziemlich weit gekommen, mir fehlen jetzt ein paar Unterlagen. Hab das Programm so angelegt, dass ich in Dateien alle Daten für jeweils einen Monat sammle. Am Ende der Expedition kann ich dann alles zusammen auswerten.

10.06.88 (243)

Heute ging es weiter. Der Wind wehte noch recht heftig, aber es hatte aufgehört zu schneien. Zuerst fuhren wir zu meiner ATT. Die Kabine war voll Schnee. Die Vorwärmanlage arbeitete ohne Schwierigkeiten. Dann fuhren wir weiter zu den beiden MTT. Einen bekamen wir nur mit viel Mühe samt der Tankschlitten aus dem Schnee. Dann fuhren wir weiter in Richtung indische Station. Die Spur war kaum zu sehen und wir mussten mehrmals aussteigen, um sie zu suchen. Die indische Station ist durch ein Blinklicht gekennzeichnet. Von der Barriere aus kann man es über 20 km weit sehen. Jetzt war es verschwunden. Da wir auch die Spur verloren hatten, blieben wir erst einmal wieder stehen. Wir wissen nur, dass wir in der Nähe der Station sind. Wir werden das Tageslicht, d. h. die Dämmerung abwarten, denn es stehen dort viele Container rum, die dann zu erkennen sind. Die Station selbst liegt ja unter dem Schnee.

11.06.88 (244)

Heute Vormittag starteten Tolja, Wolodja und ich mit einem ATT den Versuch, die Inder zu finden. Wir fuhren unsere Spur zurück, bis wir das Zeichen für den Abzweig fanden. Dann fuhren wir etwa in die Richtung, die wir kannten. Nach 7 km gaben wir es auf und kehrten auf unserer eigenen Spur zurück. Die Sicht war zu schlecht. Als wir dann später Richtung Heimat weiterfuhren, klärte es auf und wir sahen das Licht der Station, aber nun war es zu spät. Wir quälten uns mit unseren Maschinen vorwärts und fuhren bis 24.00 Uhr und kamen bis auf 13 km an unsere Station heran. Der letzte Teil des Weges war besser, es war viel sauberes Eis da.

12.06.88 (245)

Ich bin wieder in der Station und mache gleich meine Nachtschicht oder, besser gesagt, die zweite Hälfte. Die erste hat Günther gemacht.
Der letzte Tag des Pochods hatte es wieder in sich Wir mussten über den Gletscher in die Station fahren und der Weg war saumäßig, glatt mit tiefen Rinnen. Am Berg blieb die Maschine auch noch stehen, weil der Tank leer war. Aber das war kein Problem. In der Station hatte keiner meine Ankunft bemerkt, obwohl sie angekündigt war und wir seit Stunden auf dem Eis zu sehen waren. Man hätte ja auch mal aus dem MTLB funken können.
Abends wurde in der Station gegessen und etwas Wein getrunken. Es kam auch noch ein Anruf, da ich zur SU-Station kommen solle, aber ich hatte nicht so den richtigen Mumm dazu. Das kommt dann später.
Vorerst wird es keine Pochods geben und falls doch, soll Fritz den nächsten fahren und da wir nicht wissen, wer und wieviele im November nach hause müssen, kann es auch mein letzter gewesen sein. Ein bisschen traurig bin ich da schon, aber was soll's. Ich werde das auch zum Anlas nehmen, ein neues Tagebuch zu beginnen.
Mit den Motoren gibt es auch wieder Ärger , "C" gibt seltsame Geräusche von sich. Das sehen wir uns aber morgen erst an. Vielleicht ist es nichts schlimmes.

13.06.88 (246)

Heute kümmerten wir uns um den defekten Motor. Nach den Geräuschen zu urteilen, waren Ventile eines Zylinderkopfes undicht. Da Fritz Tagesdienst hatte, wechselte ich den Zylinderkopf. Da dabei etliches abzubauen ist, dauerte es sein Zeit. Die halbe Nachtschicht und die Rückkehr vom Pochod machten sich auch bemerkbar. Da sowieso soviel demontiert war, wechselte ich auch gleich den SU-Kühler gegen einen deutschen aus. Abends war soweit alles erledigt, dass nur noch Kühlwasser aufzugießen war. Um 20.00 Uhr verschwand ich ins Bett und schlief wie ein Stein bis morgens durch.

14.06.88 (247)

Vormittags war Probelauf des Motors. Dabei stellte sich heraus, dass ein Ölschlauch gerissen war. Die Dinger sind so alt und hart, dass sie die Bewegungen beim Montieren kaum überstehen. Ich baute mir einen neuen zusammen und dann lief alles Wunschgemäß.
Weiterhin reparierte ich die gebrochene Leitung am Düsenprüfgerät. Mit Fritz zusammen fing ich an, den ausgebauten Zylinderkopf zu demontieren.

15.06.88 (248)

Das Wetter ist wieder schlecht und die Arbeiten auf der Straße sind kaum durchzuführen. Trotzdem habe ich versucht, am Kran Öl abzulassen. Das klappte auch, aber der Kranarm kam trotzdem nicht runter. Irgend etwas ist verklemmt. Ansonsten haben wir in der Werkstat gearbeitet. Ich habe den Propanregler für die SU repariert, ein neues Teil gedreht. Er arbeitete dann einwandfrei.
Der reparierte Motor läuft gut, nur an einem Ölschlauch tropft es etwas. Das wird repariert, wenn er wieder abgestellt ist.

16.06.88 (249)

Das Wetter war wie immer saumäßig, Wind und Schneefegen. Trotzdem beschäftigte ich mich mit dem Kran. Mit Hilfe eines Seilzuges versuchte ich, den Arm herunterzuziehen. Ein kleines Stück kam er, dann war Ruhe. Die Bremsventile ließen kein Öl mehr durch. Nach dem Lösen des zweiten Ventils kam dann das Öl mit vollem Druck, auch kam meinen Teil ab, aber der Arm war unten.
Ich schaufelte noch die Klappe von der DES frei, damit wir neue Ölfässer reinholen konnten. Dann war der Vormittag vorbei.
Auf dem Rückweg vom Mittagessen ging Günther verloren. Wir starteten eine Suchaktion bis zurück zur SU-Station. Bei dem Sauwetter war das eine echte Quälerei. Inzwischen war er aber bei uns eingetroffen, er hatte sich verlaufen.
Nachmittags arbeitete ich noch mit Fritz in der Werkstatt und abends bastelte ich weiter an meinem Basic-Programm für die Energieabrechnung.

17.06.88 (250)

Der 250.Tag wurde abends mit einer kleinen Feier begangen. Ansonsten fielen nur die Routinearbeiten in der DES und ein paar kleine Aufträge für den Funkcontainer an.