17.08.88 (311)

Heute war Tagesdienst und damit etwas mehr Ruhe für mich. Das war auch nach der anstrengenden Reise sehr angenehm, zumal ich das Gefühl hatte, daß ich mich etwas verkühlt hatte. Neben den üblichen Pflichten hatte ich Gelegenheit, ein paar Bilder zu machen. Endlich mal unsere Glatzköpfe auf Papier.
Nach dem Kaffeetrinken ging ich duschen und zum Abendbrot. Dort verabredete ich mich für morgen früh mit Serjosha. Wir wollen die Sache mit dem Öldruck in der ATT klären.
Heute werde ich auch früh schlafen gehen, ich bin immer noch sehr müde, trotzdem ich in der letzten Nacht fast 12 Stunden geschlafen habe.

18.08.88 (312)

Der Öldruck in der ATT stimmt wieder. Zusammen mit Serjosha habe ich den ganzen Tag lang draußen gebaut. Der Motor läuft nicht gut, aber er läuft. In der Werkstatt muss dann noch die Einspritzpumpe gewechselt werden. Mal sehen wie es dann geht.
Der fehlende Öldruck im Getriebe von dem MTLB, den Claus gefahren hatte, war kein elektrischer Fehler in der Anzeige, sondern eine offene Schlauchverbindung. Claus war also zwei bis drei Kilometer ohne Öl gefahren, weil er zu faul war nachzusehen. Nach der Behebung dieses sichtbaren Fehlers füllte ich Öl auf und startete. Der Druck hielt sich nur kurze Zeit. Außerdem machte das Getriebe anfangs fürchterliche Geräusche. Eventuell ist die Verschraubung des Rohres an der anderen Seite noch lose. Bis jetzt weiß ich aber nicht, wie ich da rankommen soll. Morgen werden wir weitersehen.
Nebenbei haben wir auf Umwegen erfahren, dass im Oktober ein DES-Man und ein Funker kommen. Also muss entweder Fritz oder ich nach hause und wahrscheinlich auch Günther.

19.08.88 (313)

Heute ist mir fast ein Ding passiert. Nach dem Mittagessen habe ich noch das Getriebeöl vom MTLB abgelassen und wollte mich dann zum Schlafen hinlegen, weil ich Nachtdienst in der folgenden Nacht hatte, dachte ich jedenfalls. Durch ein zufälliges Gespräch über das Kuchenbacken kam heraus, dass ich ja erst morgen dran bin. Also wieder angezogen und weitergearbeitet. Es gelang mir noch, den Kerosinofen im Balog wieder betriebsfähig zu bekommen und auszuprobieren. Nach dem Abendessen ging ich in die Banja.
Vormittags hatte ich Diesel umgepumpt, die ATT aufgeräumt und den MTLB für eine Probefahrt vorbereitet. Wie verlieren immer noch Getriebeöl aus der Druckumlaufschmierung, ich weiß aber nicht, wo es bleibt. Morgen sehen wir weiter.

20.08.88 (314)

Wieder mal Nachtschicht und ein Tag vorbei, der viel Ärger brachte. Der MTLB, den Claus ohne Öl gefahren hatte, scheint doch einen Getriebeschaden zu haben. Im Leerlauf fängt er an, auf der Stelle nach links zu drehen, obwohl alle Bremsbänder los sind. Das deutet darauf hin, dass im Planetenlenkgetriebe große Reibungen, wahrscheinlich wegen Lagerschadens, auftreten. Genau wissen wir es nicht. Dafür lässt er sich während der Fahrt nicht gezielt nach links lenken. Da werden wir wohl nichts machen können. Ansonsten muss Fritz noch einen Ölschlauch an "D" auswechseln. Es ist zum Heulen, kaum ist etwas repariert, schon geht das nächste Ding kaputt.
Von Andreas habe ich gehört, dass im Oktober auf jeden Fall ein Funker kommt. Das bedeutet, dass Günther nach Hause fährt. Das glauben wir jedenfalls. Ein neuer DES-Mann kommt auch.
Mit der ATT muss ich noch in die Werkstatt, um die andere Einspritzpumpe einzubauen. Am 29.08. soll eine Messfahrt zur Küste beginnen. Wie ich die ganze Arbeit schaffen soll, weiß ich noch nicht. Der Tank des Kerosinofens im Balog muss auch noch befestigt werden. Der Ofen arbeitet nach meiner Reparatur jedenfalls wieder. Fritz scheint etwas sauer zu sein, denn Günther hat festgelegt, wenn die ATT fährt, bin ich der Fahrer. Aber erst einmal abwarten, wie alles kommt. Zum Domik müssen wir auch noch, um einen Propankocher und das kleine Stromaggregat zu holen. Da möchte ich aus Zeitgründen möglichst nicht mit.
Hoffentlich klappt es Dienstag oder Mittwoch mit dem Telefonieren, es gibt offensichtlich Ärger mit der Autoreparatur. Ich möchte auch gern mal Ingrids Stimme wieder hören.

21.08.88 (315)

Den Tag nach der Nachtschicht habe ich gut überstanden. Bis zum Mittag schlief ich, aß dann den Rest der Suppe vom Frühstück und arbeitete im Balog und in der DES bis zum Abendbrot.
Ich schaffte heute eine Menge, säuberte die DES, räumte auf, erledigte einen Ölwechsel und baute das Untergestell für den Tank des Kerosinofens und bereitete die Einspritzpumpe der ATT für den Einbau vor. Außerdem reparierte ich noch zwei Bohrmaschinen. Es waren dort zwar nur Kleinigkeiten, aber jetzt laufen sie wieder.
Nach dem Abendessen ging ich noch einmal in den Balog und baute den Ofen zusammen. Einen kleinen Winkel werde ich noch anbringen, um alles noch stabiler zu machen. Gegen 21.00 Uhr war alles erledigt. Abends spielte ich mit Günther noch zwei Runden Schesch-Besch (wie das wirklich geschrieben wird, weiß keiner) und gewann natürlich nicht. Morgen habe ich Küchendienst in der SU-Station.
Mit den Leuten von der SU-Station habe ich abgesprochen, dass sie mir aus unserem alten Auspuff und einem sowjetischen einen neuen für unser kleines Stromaggregat bauen.

22.08.88 (316)

Der "Dienst"-Tag in der SU-Station ist vorbei und nebenbei habe ich auch noch ein paar Arbeiten erledigt. Nach dem Mittagessen kam ich trotz Wind von 40 m/s zurück, legte mir Werkzeug und Material für die ATT-Reparatur zurecht, baute noch den Winkel für den Kerosinofen und montierte ihn noch. Ein abschließender Test des Ofens war erfolgreich. Der Rückweg war mehr ein Fliegen als ein Laufen, der Weg zurück dafür wieder eine Quälerei bei 43 m/s.
Abends gab es noch einen sowjetischen Film und die zwei Flaschen Wochenbier.

23.08.88 (317)

Heute hat mir da Wetter einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Morgens war Sturm, aber kein Schnee. Da Fritz Küchendienst hatte, tankte ich und schaffte mit Steffen und Volker die Einspritzpumpe zur ATT. Der start klappte ohne Probleme, nur zum Öffnen des Garagentores war wegen des Windes waren vier Mann notwendig. Mittags war die alte Einspritzpumpe draußen und die neue stand drinnen. Etwas musste ich noch vom mittleren Lager abfeilen, dann ist alles O.K.
Gegen 12.00 Uhr machte ich mich auf den Rückweg zu unserer Station, da fing der Ärger mit dem Schnee an. Um 13.30 Uhr war kaum noch die Hand vor Augen zu sehen und eine vernünftige Funkverbindung war nicht möglich. Also hoffte ich auf morgen, denn da wartet Ingrid wirklich. Hoffentlich klappt es. Nachmittags werde ich noch in der DES arbeiten. Fritz hat wegen seines "freien" Tages nach der Nachtschicht nicht mal die 30 Minuten Zeit für den Ölwechsel gehabt, obwohl er wusste, dass ich heute in der SU-Station bin und er auch dort arbeitet. Wenn was passiert wäre, wäre das Aggregat nicht einsatzbereit gewesen.
Es war noch nicht alles heute. Kurz nach 23.00 Uhr gab es Alarm. Ich war nach wenigen Sekunden als erster in der DES, sah Dampf und stoppte das Aggregat. Kurz darauf kam Günther mit der Lampe und ich konnte an der Schalttafel umschalten, den anderen Büffel starten und den Generator zuschalten.
Dann sahen wir, was los war. Am Lüfter des Aggregats fehlten zwei Blätter, das Lager der Wasserpumpe war hin und der Kielriemen gerissen, letzteres vermutlich als folge de abgerissenen Lüfterblätter. Also morgen wieder Reparatur. Anschließend gab es sinnlose Diskussionen bezüglich Frühschoppen zu Fritz` Geburtstag usw. Davon haben Steffen und ich uns ins Bett zurückgezogen, jeder in seins natürlich.

24.08.88 (318)

Heute sollte es eigentlich ein ruhiger Tag werden, denn ich hatte Stationsdienst. Fritz reparierte vormittags den Motor. Um 11.00 Uhr kam Wolodja, der Funker, und wollte Günther sprechen. Da er schlief, erzählte er uns, was los war. Die SU brauchte dringend einen Fahrer für den Pochod. Ich erzählte es später Günther und der wollte, dass Fritz fährt, da für mich viel Arbeit da war. Bei der Besprechung mit den SU-Kollegen sagte Tolja, dass nur ich in Frage komme. Also musste ich nachmittags noch schnell die ATT zusammenbauen und aus der Werkstatt fahren und meine Sachen packen. Morgen geht es los.
Mittags klappte das Telefonieren sehr gut. Ich bin richtig froh, dass ich mit Ingrid sprechen konnte. Das Problem mit dem Auto war nur minimal, es wurde nur ein Schreiben gebraucht und Ingrid hatte schon den besten Gedanken. Ich bin richtig stolz auf sie. Im September will Kathrin mich unbedingt sprechen, möglichst am 7.9. Mal sehen, ob es klappt.

25.08.88 (319)

Der erste Pochod-Tag ist wieder vorbei. Wir fuhren zügig durch und trotzdem wir in der Dunkelheit zweimal den Weg suchen mussten, waren wir um 20.00 Uhr bei den Indern. Ihr licht sahen wir bereits 20 km weit leuchten. Es gab noch eine merkwürdige Erscheinung. Von der Ladefläche unserer Fahrzeuge aus konnten wir die beleuchteten Masten unserer Station sehen, offensichtlich eine Erscheinung der Lichtbrechung durch Luftschichten unterschiedlicher Temperatur.
Der Abend bei den Indern wurde sehr lustig, ich hatte als Dolmetscher voll zu tun, musste auch eine Ansprache vom Russischen ins Englische Übersetzen. Hat gut geklappt. Um 24.00 war Schluss.

26.08.88 (320)

Bevor wir Richtung Barriere weiterfuhren, zogen wir noch einen indischen Traktor aus dem Schnee. Am 29. feiern wir Toljas Geburtstag in der indischen Station. Dort hat auch einer Geburtstag. Die Inder wollen auch mit uns zusammen zur Oase zurückfahren.
Auf der Fahrt gab es Schwierigkeiten mit dem Getriebe, der Gang sprang öfter raus. Morgens sprang die Maschine nicht an, an der Einspritzpumpe klemmte etwas die Reglerstange. Das behob ich schnell, damit kenne ich mich jetzt nach meinem vierten Pumpenwechsel gut aus. Fritz wäre mit den ganzen Sachen nicht klargekommen. Außerdem versteht er kaum russisch und englisch kann er ja auch kaum.
Wir haben auch schon wieder schön gearbeitet. Meinen Schlittenzug habe ich ohne fremde Hilfe ganz präzise gekoppelt. Alles eine Übungssache. Mir macht die Arbeit viel Spaß. Eine Flasche Wodka habe ich natürlich auch wieder mitgenommen und beim Doktor abgeliefert.

Heute wird es auch noch Kino geben. Wahrscheinlich den amerikanischen Film "Das geheime Experiment" (auf russisch secretni experiment).