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06.10.88 (361)
Es ist geschafft. Rechtzeitig zum Jahrestag der Republik steht der Container auf seinem endgültigen Platz. Es war noch einmal ein schweres Stück Arbeit. Da ich früh wach war, stand ich bereits um 6.00 Uhr auf., um die ATT vorzuwärmen und es gab natürlich Schwierigkeiten. Die Kraftstoffleitung war völlig dicht. Ich musste alles ausbauen und reinigen. Bis zum Frühstück war ich damit fertig. Nach dem Frühstück schob ich den Schlitten mit dem Funkcontainer präzise bis ans Fundament. Das Rüberheben des Containers war sehr schwierig, da der Kranausleger nicht reichte und der Container ca. 4 t wiegt. Aber mit Trick und Wagenheber schafften wir es bis zum Mittag. Nach dem Essen schaffte ich den Schlitten weg und holte den anderen Schlitten mit dem letzten Wohncontainer und stellte diesen auf. Außerdem holte ich mit dem MTLB Produkte aus der SU-Station. Im Moment bin ich hier für alles zuständig und arbeite wie ein Blöder, aber es macht Spaß, wenn was geschafft wird. Nachmittags gab es noch kleinere Aufräumungsarbeiten und abends waren die Inder angekommen. Ich ging kurz mal runter auf eine Tasse Kaffee. Der Pochod ist noch nicht hier. Ich bin froh, dass die wichtigste Arbeit getan ist und ich sie mit Günther allein geschafft habe. Mal sehen, wie es weitergeht. Morgen ist erst einmal Feiertag.
07.10.88 (362)
Heute wird nicht viel, heute ist Feiertag. Ich habe Tagesdienst und muss in der Küche helfen. Zwischendurch habe ich die Aggregate umgeschaltet, habe ein neues Ölfass reingeholt, Ölwechsel gemacht und die DES gesäubert, falls jemand reinschaut. Der Pochod ist jetzt auch zurück. Bin gespannt, was die anderen so erzählen. Viel Arbeit war offensichtlich nicht. Soweit Fritz erzählt hat, haben sie bei den Indern ganz schön zugelangt. Na mal hören, wie alles war. Morgen komme ich ja auch wieder in die SU-Station. Heute klappt es leider nicht. Der Abend wird heute sicher noch sehr anstrengend werden.
08.10.88 (363)
Das Fest gestern war wirklich recht nett, 7 Inder, 7 Russen und wir. Um Mitternacht war alles geschafft und ich auch, da ich bis 21.00 Uhr Dienst hatte. Trotzdem half ich Dietmar noch nachts beim Abwasch. Steffen machte auch mit. Um 5.30 standen Günther, Andreas und ich auf. Zum Mittagessen standen die vier Wände des Hauses. 75% hatten Günther und ich alleine aufgebaut, beim Rest half Fritz. Nachmittags rangierten wir mit den Schlitten rum und holten einen vollen Tankschlitten. Die ATT werden wir jetzt kaum noch brauchen können, sie verliert sehr viel Öl. Den Rest schaffen wir auch mit dem Traktor. Mittags traf ich Tolja in der SU-Station. Fritz will er nicht mehr zum Pochod mithaben. Genauer haben wir uns nicht unterhalten. Mal sehen, was er später von sich aus erzählt. Mittwoch will Günther mit Rudi Meier sprechen, da wird sich dann wahrscheinlich alles entscheiden. Heute wird noch ein kleines Richtfest gefeiert, Übermorgen kommt wahrscheinlich das Dach auf die Hütte.
09.10.88 (364)
Gestern haben wir also das Richtfest gefeiert, Günther hat eine Flasche Korn ausgegeben und das Dach kam heute Vormittag schon rauf. War wieder Präzisionsarbeit. Fritz haben wir zum Diesel umtanken geschickt. Mittags war, wie gesagt, alles fertig. Nach dem Mittagessen ging ich zu den Indern runter und half ihnen beim Starten des großen Traktors. Besonders beim Anbau des Schiebeschildes machte ich mich nützlich, die kleinen russischen Tricks, die dafür notwendig waren, kannten die Jungs nicht. Anschießend musste ich essen, Kaffee und Rum trinken. Abends war eine kleine Feier in der SU-Station zur Verabschiedung der Leute, die jetzt nach hause müssen. Bei der Feier hatte ich ausreichend Zeit, mich zu unterhalten Es war wirklich sehr aufschlussreich. Dass der Holzschlitten so blöd am Berg stand, dass man mit einem Kran nicht hätte arbeiten können, hatten wir Fritz zu verdanken. Er war mit Tolja dort und hat ihn an diese Stelle bringen lassen. Mit Tolja hatte ich nicht gesprochen, so dass er selbst nicht wusste, wo der Schlitten hin sollte. Außerdem hat Fritz sehr "dünne" Arme zum Einschlagen der Kettenbolzen und er versteht auch nicht, was man ihm sagt. Das unterscheidet sich komplett von dem, was er selbst erzählt hat, entspricht aber voll meinen Erwartungen vom Ablauf des Pochods. Mir ist jetzt auch klar, warum Tolja mit ihm nicht mehr fahren will.
10.10.88 (365)
Eigentlich war heute nur ein halber Arbeitstag, da wieder mal ein Nachtdienst dran war. Vormittags räumte ich mit dem Kran Teile für einen 22-m-Funkmast zur Seite, um Kran und Holzschlitten anders hinstellen zu können. Das erledigte ich anschließend mit dem Traktor. Die Walakusche mit dem Kran machte einige Schwierigkeiten, da sie etwas festgefroren war. Ich musste mit dem Traktor dreimal Anlauf nehmen, um sie loszureißen. Fritz hatte heute Küchendienst in der SU-Station, da konnte ich in Ruhe allein arbeiten. Außerdem transportierte ich mit dem Traktor noch ein Diesel- und ein Benzinfass weg. Jetzt sieht alles schon etwas Aufgeräumter aus. Nach dem Mittagessen legte ich mich hin und schlief mit Unterbrechung ca. drei Stunden. Dann arbeitete ich wieder draußen. Der Kran war bei dem Transport mit den Vorderrädern etwas verrutscht. Ich baute erst einmal etwas drunter. Irgendwie müssen wir ihn wieder auf die alte Stelle zurückstellen. Die Inder wollten heute ihre zwei Traktoren nach Maitri schaffen. Der größere blieb auf der Strecke mit einem Schaden an der Kette (Antrieb). Der Weg ist auch sehr schlecht. Morgen wollen sie nach Dagshin Gangotri zurück. Ich müsste auch langsam anfangen, Briefe zu schreiben, aber im Moment bin ich einfach zu müde. Für Sergej habe ich noch die Stromversorgung an seiner Kamera repariert, d.h., ich habe ihm eine Batterie von mir mit einem Vorwiderstand eingebaut. Morgen werde ich sie ihm wieder zurückgeben. Außerdem holte ich noch den Auspuff für den kleinen Motor.
11.10.88 (366)
Ein Jahr ist rum und die Sehnsucht nach hause ist sehr groß, aber es muss durchgehalten werden. Von Ingrid kam heute auch ein Telegramm, dass sie mich sehr vermisst. Mir geht es da nicht besser. Wegen des Nachtdienstes schlief ich bis zum Mittag. Nach dem Mittagessen stapelten Günther und ich mit dem Kran die großen Platten für das zweite Haus vom Schlitten. Anschließend baute ich in der DES etwas an einem Aggregat. Außerdem komplettierte ich das kleine Aggregat mit dem geschweißten Auspuff und wechselte gleich noch ein Messgerät aus. Außerdem machte ich am Kran weiter. Ich hob die Vorderachse weiter an, um ihn auf die Walakusche zu ziehen. Nach dem Abendessen traf ich mich mit Sergej, erklärte ihm die Sache mit seinem Fotoapparat und er gab mir das geschweißte Teil für den Traktor. Ich ließ das Ding noch dort liegen, weil es zu schwer zu tragen war. Nachts hatte ich noch die Vorlage für das Gruppenfoto fertiggemacht.
12.10.88 (367)
Das "neue Jahr" hat mit ungemütlichem Wetter begonnen. Es ist trübe, kalt und windig. Da ich heute wieder viel mit dem Traktor unterwegs war, war ich ziemlich durchgefroren. Heute fuhr ich den abgeladenen Schlitten auf seinen Stellplatz. Weiterhin wurde auch die Walakusche, auf der wir unsere Abfälle verbrannt hatten, weggefahren. Zuvor beluden wir sie mit dem Zeug, was noch in einem Wohncontainer lag. Dann holte ich noch das Wohnmobil hoch. Jetzt haben wir hier oben zwei weitere "Außenstellen". Nachmittags brachte ich den Kerosinofen im Mohnmobil in Gang, d. h., ich reparierte ihn zum dritten mal und probierte ihn aus. Die Transporte mit den harten Erschütterungen bekommen ihm nicht. Weiterhin legte ich noch einen provisorischen Stromanschluss für die E-Heizung . Abends fotografierte ich die Vorlage für das Gruppenbild ab. Morgen werde ich den Film entwickeln. Briefe müsste ich auch noch schreiben.
13.10.88 (368)
Gearbeitet haben wir heute natürlich auch. Der Kran steht wieder auf der Walakusche, es ist etwas aufgeräumt worden und ich habe im Wohncontainer Heizungen umgebaut.
14.10.88 (369)
Heute habe ich Stationsdienst und damit etwas Zeit, ein paar Näh- und Fotoarbeiten zu erledigen. Das Wetter ist auch recht mies und so bin ich froh, dass ich nicht raus muss. Endlich ist alles ausgestanden. Heute kam das Telegramm aus Potsdam mit der Nachricht, dass Fritz fahren muss. Claus auch, aber das berührt mich nicht weiter. Ich glaube, jetzt wird etwas Ruhe in die Station einziehen. Fritz hat sich noch ziemlich aufgeregt, obwohl es ihm bereits zu hause gesagt worden war und er durch das erste Telegramm vorgewarnt war. Ich bin jedenfalls zufrieden, obwohl ich dadurch mehr Arbeit habe. Allerdings kommt bald der neue DES-Mann und wenn Günther weg ist, wird es auch ruhiger werden. Wäre Fritz hier geblieben, hätte er sich mit seiner Filmerei einen Bunten gemacht und die anderen hätten gearbeitet. Ob der neue Stationsleiter so durchgegriffen hätte wie Günther, ist ja auch fraglich. Aber das hat sich ja nun erledigt. Da ich heute Tagesdienst hatte, habe ich nur ein paar Näharbeiten erledigt, getankt, gekocht und das Gruppenbild abfotografiert. Erst der dritte Film war gut. Morgen werde ich ein paar Abzüge machen. Jetzt müssen noch die Briefe geschrieben. Werden. Zwei sind fertig und es sind schon russische Marken drauf. Das macht nichts weiter, es kommt alles in einen großen Umschlag.
15.10.88 (370)
Heute war es wieder mal wieder ein halbwegs normaler Arbeitstag. Ich hatte im Balog die Schiebetür einzubauen und einen Heizkörper anzubringen. Daneben dann noch Umschalten und Ölwechsel sowie Aufräumungsarbeiten. Weiterhin machte ich ein paar Abzüge vom Stationsbild. Die Packerei bringt allerhand Unruhe ins Zimmer, aber bald ist alles ausgestanden. Abends kam noch der Doktor und hat Fragen für seine Arbeit gestellt.
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