05.12.88 (421)

Das Wetter ist immer noch herrlich. Da wieder mal Nahtdienst dran ist, habe ich draußen eigentlich nichts zu tun, aber wie es so ist, drinnen ist es zu langweilig. Also räume ich mit Thomas wieder mal altes Zeug von der Straße. Wir haben schon viel geschafft. Mittags hatte keiner Lust, zum Essen zu gehen. Ich machte schnell Sauerkraut mit Leberwurst und Kartoffelbrei.
Mit dem Schlafen Am Nachmittag haut es immer nicht so hin. Nach gut einer Stunde war ich wieder wach. Also noch mal etwas Arbeit auf der Straße. Abends gab es das Wochenbier (2 Flaschen). Die Leute aus dem Domick sind bis auf Wilfried Korth und Dietmar wieder zurück. Sie haben viel geschafft. Der große Container steht gut und das alte Domick wurde demontiert und am Container wieder aufgebaut. Auch eine Toilette gibt es dort jetzt.
Abends legte ich mich noch mal hin, denn es saßen genug rum. 0.00 Uhr stand ich auf und machte meinen Nachtdienst.

06.12.88 (422)

Nach dem Nachtdienst schlief ich bis 13.00 Uhr Danach etwas Essen. Das Wetter ist schlecht, Wind und Schneefegen. Der Pochod soll auch zurück sein. Mal sehen, ob sie alles mitgebracht haben.
Inzwischen war ich zum Abendessen drüben. Alle Teile sind da. Einen kleinen Schnaps bekam ich auch noch ab. Mit Rudi gab es noch ein paar Diskussionen wegen des Zustandes der Tankschlitten. Zum Glück hatte ich den Bericht noch auf Diskette. Die Bilder waren auch noch da. Habe alles noch einmal abgeliefert. Wenn er sich jetzt mit den Russen anlegen will, kann er das tun, mich betrifft es nicht mehr. Mein Dienst ist auch vorbei.
Das Wetter ist auch noch saumäßig. Mal sehen, wie es morgen aussieht.
In der Kapuze meiner Wattejacke fand ich noch ein kleines Nikolausgeschenk. Von wem, weiß ich nicht.

07.12.88 (423)

Heute wurde im Prinzip nichts gemacht, das Wetter war noch schlecht. Ich versuchte mich an der Tonbandreparatur und ein paar Stunden lief das Gerät gut. Vormittags holten wir noch das teil für die ATT. Abends gab es noch eine Versammlung, auf der unter anderem der Südpochod besprochen wurde. Ich werde also nicht fahren, obwohl Thomas noch mehrmals die Möglichkeit haben wird, diese Reise zu machen. Ich bin echt sauer, da ich mit der Reparatur die meiste Arbeit habe und ohne meine Beziehungen zur SU-Station nichts gelaufen wäre. Bin gespannt, wie das alles wird.

08.12.88 (425) (ab hier ist ein Fehler in der Numerierung, ich nehme erst einmal die aus dem Tagebuch)

Das Wetter hat sich etwas gebessert. Vormittags holten wir mit dem Traktor einen Tankschlitten rein. Der Sprit reicht jetzt wahrscheinlich sogar bis Ende Mai. Nach dem Mittagessen fuhren Arthur und Thomas ins Domick. Ich baute mit Sergej an der ATT. Der neue Motor ist jetzt drin, aber noch nicht ganz ausgerichtet. Morgen früh geht es weiter. Ich fand es etwas seltsam, dass zwei Mechaniker ins Domick fahren mussten und Thomas nicht bei der ATT dabei war. Im Moment sieht es wieder so aus, dass ich die entscheidenden Sachen alleine mache. Mal sehen, wie es weitergeht.
Rudi Meyer geht allen ganz schön auf den Geist. Diskussionen liebt er nur, wenn man ihm zustimmt. Uns hängt das zum Hals raus. Ich versuche jetzt, den Mund zu halten, um mich nicht unnütz aufzuregen. Eigentlich kann mit der ganze Mist langsam egal sein. Zum Jahresende bekommt Thomas alles auf den Tisch und ich habe meine Ruhe. Die Sache ist dann für mich abgeschlossen. Noch einmal werde ich kaum herfahren. Aus der Taucherei wird nur etwas, wenn ich mit dem Schiff fahre, ansonsten ist mir die Zeit zu knapp. Lust habe ich keine mehr dazu.
Das Tonbandgerät habe ich noch einmal überarbeitet. Der Motor läuft sehr gut, aber ein Kanal ist ruhig. Das wird sich Conrad noch einmal ansehen. Die Antenne von Volker ist umgefallen, der Fuß ist gebrochen. Ich repariere nur, wenn er endlich meinen Blitz macht.

09.12.88 (426)

Der Motor ist drin und fast alle Leitungen dran. Vormittags hatte Sergej keine Zeit, da er zu seiner Untersuchung zum Doktor sollte. Also bauten wir erst einmal alle Leitungen an den Motor, denn die Behindern das Ausrichten nicht. Nach dem Mittagessen wurde diese Arbeit dann von Sergej und mir erledigt. Anschließend tranken wir noch ein Bier zusammen, das wie auch gestern von Gerald genehmigt worden war. Danach ging ich in die Banja. Abendbrot aß ich zusammen mit Rudi. Dabei kamen wir auf die ATT und den Balog zu sprechen und ich zeigte ihm meinen Entwurf. Er gefiel ihm sehr und er schlug mir vor, dass ich mich auch zu hause mal mit den zuständigen Leuten unterhalten soll. Mal sehen, was daraus wird. Über die Rückreise sprachen wir auch und er kennt meinen Wunsch bezüglich Schiffsreise und er hat auch Verständnis dafür.

10.12.88 (427)

Bis auf die Kabine mit der Elektrik und den Gestängen ist die ATT fertig. Nach Plan soll übermorgen der Probestart sein. Überstürzen tun wir uns nicht bei der Arbeit. Im Prinzip müssten wir mehr schaffen, aber ich sehe keinen Grund, alle anzutreiben. Heute habe ich noch einmal mit Rudi gesprochen. Er will seine Entscheidung wegen des Pochods noch einmal überdenken. Vielleicht kann ich doch noch fahren. Für mich ist es die einzige Chance.
Heute kam ein Telegramm von Ingrid. Sie fragte nach der Zeit des Anrufes. Ich hatte nichts weiter geschrieben, da es immer die gleiche Zeit ist. Habe aber schnell noch eine Antwort geschrieben. Außerdem heute Abend noch mit Claus und Andreas, hauptsächlich aber mit Claus gequatscht. Wir sind alle reif für die Heimreise. Die hektische Atmosphäre hier gefällt uns nicht. Der Winter war besser. In der Küche herrscht meist ein Chaos und keiner kümmert sich um das "Allgemeinwohl". Den Rest der Zeit werden wir wohl auch noch überstehen.
Reiner fliegt am 12. nach Leningrad., um alles für die Rückreise abzusprechen. Vielleicht doch noch eine Chance fürs Schiff. Die Antwort wird wohl erst Anfang Januar eintreffen. Auf jeden Fall wird ab dann gepackt. Was aus der Taucherei wird, weiß ich auch noch nicht. Eine Genehmigung liegt nicht vor, ein zweiter ausgebildeter Taucher ist auch nicht da. Die Entscheidung wird wohl später fallen.

11.12.88 (428)

Die ATT ist fast fertig. Nur noch 3 Kabel und Öl fehlen.
Abends gab es noch einmal eine Diskussion wegen des Pochods. Ich werde nicht fahren. Thomas ist sauer, weil die anderen, die beim Pochod mitfahren, anderer Meinung sind. Mir ist das jedenfalls jetzt egal. Ein Bein werde ich mir auch nicht mehr ausreißen. Sonst gab es nichts besonderes heute. Hinter den Kulissen ist jedenfalls reichlich gequatscht worden.

12.12.88 (429)

Die ATT ist fertig, alles läuft vorschriftsmäßig. An zwei Kabeln musste ich rumlöten wegen Beschädigungen. Ohne mich wäre das Ding nicht zum Laufen gekommen, mal abgesehen von den Teilen, die ich besorgt habe. Es war das letzte Teil dieser Art in der Station. So etwas geht dann leider unter. Heute hat mich Rudi dann gefragt, was alles so beim Pochod passieren kann. Am liebsten hätte ich ihm gesagt, er soll doch den erfahrenen Fahrer fragen, der auch fährt. Ich habe mir das verkniffen, da es nichts einbringt. Heute hat Wolodja erfahren, dass er nachts nach Drushnaja fliegt. Bin noch einmal rübergegangen und habe ihm zwei Aufnäher gebracht und ihn gebeten, zwei weitere an Dr. Miroljubow weiterzugeben.

13.12.88 (430)

Heute war es wirklich wie an einem dreizehnten. Wir starteten die ATT, um den Kran auf der Walakusche rumzuziehen. Der Weg war schlecht und ich benutzte die Spuren der SU-Fahrzeuge, die jetzt auf Grund der Schneeverhältnisse etwas anders verliefen. Leider wurde es an einer Stelle schräg und in dem weichen Schnee sackte die Walakusche seitlich noch weiter ein und der Kran kippte herunter. Zum Glück konnten wir ihn mit der ATT wieder aufrichten. Die Beschädigungen sind gering. Wir schleppten ihn dann auf Rädern bis zur Station. Vielleicht kommen wir morgen dazu, ihn auszuprobieren.
Viel Aufregung gab wegen dieser Sache allerdings nicht. Thomas fuhr dann den Schlitten mit dem Container runter. Die ATT läuft bisher gut. Wir holten noch zwei Fässer mit ATT-Öl. In einem waren nur ca. 30 l, im anderen war Mist, aber kein Öl. Also wieder alles knapp.
Der Anruf in Berlin klappte gut. Zu hause ist alles OK. Das Auto kommt in die Werkstatt.
Für Volker habe ich einen neuen Mastfuß gebaut. Volker will jetzt endlich meinen Blitz reparieren. Eigentlich bin ich ganz froh, in der Station zu bleiben. Man hat endlich etwas mehr Ruhe, so hofft man wenigstens.